Wirtschaft

Kritik an Idee von Sozialleistungskürzungen

ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher hat laut darüber nachgedacht, Sozialleistungen für Teilzeit-Arbeitende zu kürzen und hat damit eine große Diskussion ausgelöst. Der Vorarlberger Familienverband spricht von historischen Planungsfehlern, die Wirtschaftskammer sieht die Teilzeit als Mittreiber des Arbeitskräftemangels.

Teilzeit ist nicht gleich Teilzeit. Während die einen die Arbeitszeit zwecks Work-Life-Balance reduzieren, brauchen andere die Zeit, um ihre Kinder zu betreuen. Der Vorarlberger Familienverband sieht die Überlegungen des Ministers problematisch. Guntram Bechtold, Obmann des Vorarlberger Familienverbandes, spricht von historischen Planungsfehlern der Politik: „Das ist ein unmöglicher Schritt. Wir wissen aus Studien, dass die Menschen nur tiefe Wurzeln bekommen, wenn sie tiefe Bindungen haben und das kann man nur über qualitative Betreuungen machen.“

Nach Ansicht des Familienverbandes wäre es sinnvoll, zunächst sich anzuschauen, welche Arbeiten gesellschaftlich relevant sind: „Work-Life-Balance ist nicht alles, Arbeit muss auch einen Wert haben. Menschen sollen gerne arbeiten. Wir müssen damit anfangen uns zu fragen, welche Arbeit ist wichtig und wertvoll und wieso.“

Hopfner: „Arbeitskräftemangel resultiert auch aus Teilzeit“

Vorarlbergs Wirtschaftskammerpräsident Wilfried Hopfner weist indessen auf den eklatanten Arbeitskräftemangel hin. Zu diesem würden auch massiv Menschen beitragen, die lieber Teilzeit arbeiten würden. Aus diesem Grund der Teilzeitarbeit resultieren laut Hopfner zusätzliche 120.000 Arbeitsplätze, die in Österreich zu besetzen sind.

Etwas gegen den Fachkräftemangel zu tun, erachtet auch der Familienverband als ganz wichtig. Nur mit einer funktionierenden und starken Wirtschaft könne man den Lebensstandard erhalten, genau so wichtig sei aber auch die Umsetzbarkeit.

WIFO sind Überlegungen des Ministers zu unkonkret

Wirtschaftsforscher sehen großes Potenzial für mehr Vollzeit, aber selbst dem WIFO waren die Überlegungen des Ministers gestern zu unkonkret. Warum nicht über die Steuern steuern – regt der Kammerpräsident an: „Wahrscheinlich wäre es sinnvoll, das gesamte Steuersystem an die neuen Lebensformen anzupassen und das heißt bei den einen zusätzliche Belastung, bei den anderen zusätzliche Entlastung. Insgesamt sollte das Ganze dann aber wieder fair sein.“ Am Ende müsse man sich klar sein, dass die Steuern am Ende den Sozialstaat finanzieren.