Vorarlberger Militärkommandant Gunther Hessel
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Chronik

Hessel für längeren Grundwehrdienst

Der Vorarlberger Militärkommandant Gunther Hessel sorgt sich um die Kernaufgabe des Bundesheeres – die Landesverteidigung. In Vorarlberg gebe es immer weniger Soldaten und auch deren Ausbildung sei nicht ausreichend, um das Land im Ernstfall zu verteidigen. Hessel spricht sich daher für eine Verlängerung des Grundwehrdienstes aus.

Finanziell werde es dem Bundesheer in den nächsten Jahren gut gehen, sagt Militärkommandant Hessel. Es gebe künftig mehr Geld für Waffen und Fahrzeuge. Doch die beste Ausrüstung nütze nichts, wenn das nötige Personal fehle, kritisiert der Brigadier. Im kommenden Herbst werden nur noch 150 Rekruten in die Walgau-Kaserne in Bludesch einrücken. Früher waren es bis zu 500. Das liege zum einen an den geburtenschwachen Jahrgängen, sagt Hessel, zum anderen an der „Konkurrenz“ durch den Zivildienst.

Wunsch nach mehr Ausbildungs- und Übungszeit

Fast noch schlimmer als der zahlenmäßige Rückgang an Soldaten ist aus Sicht von Hessel aber die fehlende Zeit für die Ausbildung der Rekruten. Sechs Monate Grundwehrdienst reichen aus seiner Sicht nicht aus. Bis ein Soldat mit seiner Ausrüstung und Waffe vertraut sei sowie sich im Gelände entsprechend bewegen könne, dauere es einfach eine gewisse Zeit.

Bundesheer-Soldat mit Jagdgewehr am Wiener Heldenplatz
ORF.at/Christian Öser
Die Ausbildungs- und Übungszeit für Soldaten sollte aus Sicht von Militärkommandant Gunther Hessel dringend verlängert werden.

„Dazu brauchen wir mindestens sechs Monate. Jetzt könnte man sagen: Sechs Monate haben wir ja derzeit. Aber von unserem letzten Vollkontingent, das wir beim Jägerbataillon 23 hatten, ist mehr als die Hälfte der Soldaten für drei Monate an die Grenze verlegt worden zur Grenzraumüberwachung“, sagt Hessel. Somit sei eine gute Ausbildung gar nicht möglich gewesen.

Außerdem müsse man bedenken, sagt der Militärkommandant, dass es zusätzlich zur Ausbildung auch Zeit für Übungen brauche. Nur so könne garantiert werden, dass im Ernstfall alle Truppeneinheiten wissen, was sie zu tun haben, und gut zusammenarbeiten können.

Auch Dienstpflicht für Frauen vorstellbar

Aus Sicht von Hessel braucht es mindestens acht Monate, um Soldaten gut auszubilden und mit ihnen für Einsätze zu üben. „Wir brauchen einen breiten politischen und gesellschaftlichen Diskurs, weil wenn wir jetzt die Wehrdienstzeit erhöhen, dann wir natürlich der Zivildienst noch attraktiver. Das heißt, man muss auch über den Zivildienst reden und vielleicht auch über eine Dienstpflicht für alle“, sagt Hessel.

Derzeit sieht der Brigadier zwar teilweise keinen politischen Willen, diese Vorschläge auch umzusetzen. Aber er sehe es als seine Pflicht, als Experte auf die bestehenden Probleme beim Bundesheer hinzuweisen. Vor allem weil das Thema Landesverteidigung grundsätzlich allen Parteien in Österreich wichtig sei.