Eine Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) – auch Stinkkäfer genannt – dahinter die grün gefärbte (Plautia stali)
Landwirtschaft

Feinde gesucht gegen fremde Schädlinge

Inzwischen macht sich eine ganze Reihe von nicht heimischen Schädlingen auf Österreichs Feldern und Obstbäumen breit – so auch die Marmorierte Baumwanze und die Grüne Reiswanze. Als Mittel gegen diese von der Landwirtschaft gefürchteten Schädlinge wird nach natürlichen Feinden gesucht, die im Labor gezüchtet werden könnten.

Die Marmorierte Baumwanze hat sich in den vergangenen Jahren in Vorarlberg stark verbreitet, sagt Biologe Klaus Zimmermann von der Naturkundeschau inatura in Dornbirn. Sie habe bereits einigen Schaden angerichtet. „Obst wird nicht so schön, es bekommt Flecken und braune Stellen und ist dann nicht mehr so gut verkäuflich“, erklärt der Biologe. Beeren könnten sogar faul werden, wenn sie von der Marmorierten Baumwanze belagert werden.

Grüne Reiswanzen auf Granatapfeln auf den Kapverden
Klaus Zimmermann
Auf den Kapverden etwa richten Grüne Reiswanzen massive Schäden an – hier auf Granatäpfeln

Grüne Reiswanze wird ins Visier genommen

Ähnlich kritisch gesehen wird die Grüne Reiswanze, die sich in Österreich breitmacht. Sie ist in Europa eigentlich im Mittelmeerraum beheimatet, seit 2015 aber auch in Österreich vorzufinden. Sie wird auch in Vorarlberg seit mehreren Jahren beobachtet – allerdings erst in geringer Stückzahl, so dass sie noch keinen wirklichen Schaden anrichtet, wie Zimmermann sagt.

Das könnte allerdings noch kommen: „Wenn sie sich ausbreitet, wird sie Schädling für viele Pflanzen“, befürchtet der Biologe. Beispielsweise auf den afrikanischen Kapverden sei die Grüne Reiswanze zu einer massiven Plage geworden und richte schwere Schäden in der Landwirtschaft an.

Befall kann Qualität der Ernte deutlich mindern

Das Tier befällt hauptsächlich Hülsenfrüchte, aber auch zahlreiche Gemüse-, Obst- und Ackerkulturen sowie Ziergehölze und -pflanzen sind betroffen. Ein Befall kann die Qualität der Ernte beträchtlich mindern und auch den Geschmack von Früchten beeinflussen, da die Wanze ein unangenehm riechendes Sekret abgibt.

In Wien starten Landwirtschaftskammer und AGES nun ein sogenanntes Reiswanzen-Monitoring, um das Tierchen ins Visier zu nehmen – mehr dazu in wien.ORF.at: Grüne Reiswanze auf dem Vormarsch. Die Zählung der Reiswanze ist allerdings nicht ganz leicht, weil die Grüne Reiswanze der in Österreich heimischen Grünen Stinkwanze ähnelt und es immer wieder zu Verwechslungen kommt.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Grüne Reiswanze (Nezara viridula f. smaragdula). Die Grüne Reiswanze (auch Südliche Stinkwanze) ist eine Wanzenart aus der Familie der Baumwanzen (Pentatomidae).
Grüne Reiswanze
Die Grüne Reiswanze (auch Südliche Stinkwanze, Nezara viridula f. torquata)
Grüne Reiswanze
Marmorierte Baumwanze
Klaus Zimmermann
Marmorierte Baumwanze – aufgenommen von Biologe Klaus Zimmermann in Vorarlberg
Marmorierte Baumwanze, Wikimedia Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24746098
Jacopo Werther, USGS Native Bee Inventory and Monitoring Laboratory, USA
Marmorierte Baumwanze
Marmorierte Baumwanze (brauner Stinkkäfer) Halyomorpha halys, im C. F. Phelps Wildlife Management Area, Sumerduck, Virginia, April 8, 2021
Marmorierte Baumwanze
Eine Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) – auch Stinkkäfer genannt – dahinter die grün gefärbte (Plautia stali)
Marmorierte Baumwanze

Verwechslungsgefahr
Im Nymphenstadium ist die Grüne Reiswanze zu Beginn schwarz mit weißen Punkten. Die meisten erwachsenen Tiere haben eine einheitlich grüne und rotbraune Grundfärbung. Durch eine weiße Punktreihe am unteren Ende des Halsschildes und den hell gefärbten, durchsichtigen Teil der Flügel unterscheidet sich die Grüne Reiswanze von der Grünen Stinkwanze.

Klimawandel macht es „unberechenbar“

Was die Reiswanze, die Marmorierte Baumwanze und viele andere Tierchen gemeinsamen haben, ist ihre südliche Herkunft, sie sind in Österreich eigentlich gebietsfremd. Das heißt, sie sind etwa durch Pflanzen aus südlichen Ländern eingeschleppt und haben hierzulande wenige oder keine natürlichen Feinde. Sie profitieren zudem nun auch in den Alpen vom Klimawandel mit heißeren Sommern und milderen Wintern. „Unberechenbar“ mache der Klimawandel das, wie Biologe Zimmermann sagt.

Den richtigen Feind finden

Was aber tun gegen eine Verbreitung von Baumwanze, Reiswanze und Co. auf den Feldern und Obstbäumen? Eine direkte Bekämpfung mit zugelassenen Insektiziden gegen saugende Insekten ist zwar möglich, allerdings kann gegen die erwachsenen Tiere meist keine ausreichende Wirkung erzielt werden.

Am umwelttechnisch sinnvollsten und auch erfolgversprechend sei, „natürliche Feinde zu züchten und freizusetzen“, sagt Zimmermann. Allerdings gelte es immer erst den „richtigen“ natürlichen Feind zu finden. Und es „ist nicht so einfach, einen Gegenspieler zu finden, denn dieser muss ein heimisches Tier sein“, erklärt Zimmermann. Sonst schleppt man wieder eine nicht heimische Art ein, die vielleicht wieder keinen natürlichen Feind hat.

In der Schweiz werde bereits im Labor eine kleine Schlupfwespe gezüchtet und gegen die Marmorierte Baumwanze eingesetzt, berichtet Zimmermann. Das funktioniere, sei aber hierzulande nicht umsetzbar – eben weil diese Schlupfwespe hier nicht heimisch sei.