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Lifestyle

„Glow Coffee“: Kollagen-Pulver als Schönheitshype

Einfach mit Hilfe des Frühstückskaffees jünger aussehen – das würden wohl gerne viele. Der sogenannte „Glow Coffee“ mit Kollagen-Pulver ist derzeit ein Schönheitstrend – auch Schauspielerin Jennifer Aniston schwört darauf. Allerdings ist die Wirkung offenbar nicht ganz klar. Vielen ist auch nicht klar, dass es sich bei Kollagen um Schlachtabfälle handelt.

„Glow Coffee“ ist Kaffee, in den statt Zucker Kollagen-Pulver gerührt wird – und dieser Glow-Kaffee soll dann die Haut zum Strahlen bringen. Die Einnahme von Kollagen-Pulver ist zu einem Trend geworden, auch Hollywood-Schauspielerin Jennifer Aniston schwört drauf. Die Idee ist, dass das Kollagen durch die Einnahme in die Blutbahn gelangt und von dort die Haut erreicht.

Auch Pharmazeut Rudolf Pfeiffer aus Dornbirn spürt in seiner Apotheke den Hype. „Wir sind massiv damit konfrontiert“, sagt Pfeiffer, mit dem Zusatz: „Da steckt viel Geschäftemacherei dahinter.“ Pfeiffer schwört allerdings nicht auf das Produkt.

Pharmazeut: Wirkung schwer kalkulierbar

Es gibt Studien, die von einer Wirksamkeit ausgehen – die meisten seien aber von Produzenten in Auftrag gegeben, sagt die Wiener Hautärztin Kerstin Ortlechner in der Zeitung „Der Standard“. Es gebe nur eine Studie aus dem Jahr 2021, die unabhängig die Wirkung von Kollagen bei oraler Einnahme untersucht habe, so die Ärztin. Dort konnte eine Wirkung festgestellt werden. Dennoch ist Ortlechner skeptisch: „Dazu muss ich ganz klar sagen, dass diese Studie nur einen kleinen Beweis geliefert hat, dass Kollagen, wenn es täglich und in größerer Menge eingenommen wird, minimale Verbesserungen der Festigkeit der Haut hervorrufen kann.“

Auch nach Aussage Pfeiffers ist die Wirkung schwer kalkulierbar, denn nicht immer werde das eingenommene Kollagen gleichermaßen umgewandelt. Das komplexe Eiweiß – also das Kollagen – werde bei der Verdauung nämlich zerlegt – und es gebe keine Garantie, wie der Körper weiter damit verfahre, erklärt Pfeiffer. „Ich kann nicht rechnen, ich nehme jetzt ein Kollagen ein und dann wird es zu hundert Prozent das, was ich möchte. Sondern vielleicht nur zu fünf Prozent.“

Aus Schlachtabfällen produziert

Kollagen ist das Stützprotein der Haut oder besser gesagt des Körpers. Es kommt in Knochen, Knorpeln, Gelenken, Bändern, Sehnen, Nägeln, Haaren und der Haut vor. Letztere hält es fest und straff. Doch ab dem 25. Lebensjahr nimmt die Kollagenbildung im Körper ab. Je weniger Kollagen im Körper vorhanden ist, umso weniger straff ist die Haut.

Bei der Einnahme eines Kollagen-Pulvers sollte man sich über die Inhaltsstoffe im Klaren sein – denn vegetarisch oder gar vegan ist das keineswegs. Kollagen-Hydrolysat wird aus Schlachtabfällen gewonnen – überwiegend aus der Haut von Schweinen und Rindern. Aus Fischschuppen und Fischhaut wird außerdem sogenanntes Meereskollagen produziert.

Überdosis richtet keinen großen Schaden an

Zu viel oder zu hoch dosiertes Pulver, das der Körper nicht benötigt, wird ausgeschieden. „Schaden tut es nicht“, sagt Pharmazeut Pfeiffer über die Einnahme. Aber von solchen Sachen könne er noch ungefähr 10.000 aufzählen, die nicht schaden, „aber die man auch nicht unbedingt braucht“. Allerdings wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass in solchen Pulvern durchaus andere Bestandteile enthalten sein können – wie Zucker – die nicht in großen Mengen eingenommen werden sollten.

Gelatine, Sonnenschutz und kein Nikotin

Kollagen-Pulver besteht hauptsächlich aus Eiweißbestandteilen Prolin und Glycin. Im Grund genommen könne man also genausogut Gelatine im Kaffee auflösen, sagt Pharmazeut Pfeiffer. Das habe er früher empfohlen: Jeden Tag ein bis zwei zwei Teelöffel Gelatine einzunehmen.

Ansonsten empfehlen Hautärzte und Hautärztinnen bestimmte Verhaltensweisen, um die Hautalterung zu verlangsamen – und bereits beim Kollagenabbau anzusetzen. Dazu gehört täglich Sonnenschutz auftragen, pralle Sonneneinstrahlung vermeiden, nicht rauchen und auch wenig Zucker konsumieren.