SANKT CHRISTOPH,AUSTRIA,08.APR.16 – ALPINE SKIING – Ski Austria Race. Image shows Patrick Ortlieb and president Peter Schroecksnadel (OESV). Photo: GEPA pictures/ Andreas Pranter
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Sport

Schröcksnadel: Ortlieb soll in Küche bleiben

Der langjährige ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat sich gegen die „Sauhaufen“-Kritik des ehemals von ihm selbst favorisierten Nachfolgers gewehrt. Von Patrick Ortlieb, dem Finanzreferenten und Strippenzieher im Verband, zeigt sich Schröcksnadel bitter enttäuscht und rät zum Rücktritt. Ortlieb zeigt sich davon gegenüber dem ORF unbeeindruckt.

Schröcksnadel ätzt gegen Ortlieb: „Ich habe gelesen, dass er im Hotel in der Küche aushelfen muss. Wie soll so jemand, der den eigenen Betrieb nicht im Griff hat, den Verband führen?“ zitiert die „Kleine Zeitung“ den ehemaligen ÖSV-Prsident: „Am besten für den ÖSV wäre es, wenn Patrick Ortlieb in der Küche bleibt und all seine Funktionen im Verband zurücklegt. Sonst macht er ihn kaputt.“

Ortlieb nannte Vorgänger-Führung „Sauhaufen“

Ortlieb hatte vor Weihnachten von einem „Sauhaufen“ gesprochen, den die nunmehrige Führung um Präsidentin Roswitha Stadlober von den Vorgängern übernommen habe. Er sprach auch von zu vielen Trainern bzw. einem zu großen ÖSV-Weltcuptross – der Tenor: Der ÖSV sei ein Verband mit aufgeblähten Strukturen. Dem widersprechen seitdem Läufer wie Trainer gleichermaßen.

ÖSV-Technikerinnen-Krise sei hausgemacht

Die sportliche Krise der ÖSV-Technikerinnen sieht Schröcksnadel zudem selbst gemacht. „Die neue Führung hat ja mehr oder weniger die gesamte Führungsriege ausgetauscht. Mit Toni Giger, Patrick Riml, Edi Unterberger und Christian Mitter hat man vier Top-Kräfte ziehen lassen. Und es gibt kein Unternehmen, das so einen Aderlass ohne Spuren verkraftet.“ Ortlieb hingegen will an der bestehenden Struktur festhalten – mehr dazu in ÖSV-Referent Ortlieb erteilt Trainerdiskussion Absage (sport.ORF.at, 9.1.2023)

Service-Änderung gravierender als Trainerwechsel

Schröcksnadel hält die Änderung im Bereich des Service bei Katharina Liensberger für weit gravierender als der Trainerwechsel, „aber das hat man wohl unterschätzt“, mutmaßte der 81-Jährige. Unterberger hatte sich als „Materialguru“ in der ÖSV-Entwicklungsabteilung viel um Liensberger gekümmert, ehe er sich gemeinsam mit Giger dem Van-Deer-Projekt von Marcel Hirscher anschloss. Zudem engagierte Van Deer vor der aktuellen Saison Liensbergers früheren Servicemann Raphael Hudler von Rossignol.

Ortlieb gibt sich unbeeindruckt

Vom ORF Vorarlberg auf Schröcksnadels Äußerungen angesprochen, reagierte Ortlieb am Mittwoch gelassen: "Ich will das gar nicht kommentieren“, so Ortlieb. Es sei nicht das erste Mal, das Schröcksnadel einen Rücktritt fordere. „Es ist seine Meinung, das ist zu akzeptieren – das steht ihm zu, er ist ein erwachsener, mündiger Mann. Wenn das seine Meinung ist, die er kundtun will und es Medien gibt, die das auch verbreiten wollen, dann ist das zu akzeptieren – fertig. Viel mehr habe ich da nicht zu sagen.“

„Sauhaufen“ aus dem Zusammenhang gerissen

Dass er den ÖSV als „Sauhaufen“ bezeichnet haben soll, sieht Ortlieb aus dem Zusammenhang gerissen. Man müsse das ganze Interview anhören: „Ich habe sehr oft gesagt, dass wir einen sehr gut gehenden und funktionierenden Verband übernommen haben. Sollte das Wort gefallen sein – das mag sein – dann kann es nur in diesem Servus-TV-Interview gewesen sein. Aber da habe ich mich auf etwas ganz anderes bezogen.“

Damen-Trainerdiskussion: „Lage nicht so dramatisch“

Angesprochen auf die Trainerdiskussion bei den Damen meint Ortlieb: „Wir sind mitten in der Saison. Es ist nicht so dramatisch, wie es viele sehen wollen.“ Außerdem stelle ja nicht der Vorstand die Trainer an: „Wir vom Präsidium sind verantwortlich, die sportliche Leitung zu installieren.“ Diese werde die Entscheidungen selbst treffen.

Aus seiner Sicht sei in dieser Angelegenheit „schon seit Tagen nur Ruhe angesagt“, so Ortlieb: „Es braucht auch nichts anderes. Die Mädchen sollen zeigen, was sie können. Wir hängen uns jetzt auf zwei Disziplinen momentan auf. Alles andere funktioniert bestens“, so Ortlieb mit Blick auf die Erfolge von Pinkelnig und Graf: „Ich verstehe, dass jeder mehr will. Allen voran die Athletinnen wollen mehr und das wird sich schon irgendwann einmal einstellen.“