Das Bewegen im freien Skiraum bringe nicht nur eine persönliche Verantwortung mit sich, so Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) am Montag: „Es wird oft vergessen, dass es mit dem ersten Schwung abseits der Piste auch eine Verantwortung gegenüber dem jeweiligen Tourenpartner oder der Tourenpartnerin und den Einsatzkräften der Berg-/Flugrettung gibt.“
Verletztenzahlen deutlich gestiegen
In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Skitourengehenden stark angestiegen. Pandemiebedingt haben viele Sportbegeisterte dieses Freizeitvergnügen für sich entdeckt. Bei den Skitourenunfällen lässt sich österreichweit ein klarer Anstieg der Verletztenanzahl erkennen, so die Organisation „Sicheres Vorarlberg“: „In den Saisonen zwischen 2011/12 bis 2015/16 lag die Zahl der Verletzten im Schnitt bei 263 Personen. Im Zeitraum zwischen 2016/17 bis 2020/21 waren es durchschnittlich 404 verletzte Personen.“
Innerhalb von zehn Jahren hätten die Verletzten beim Skitourengehen also um 65 Prozent zugenommen. Dementsprechend stark seien auch die Rettungseinsätze mit unverletzten Personen gestiegen. Die Zahl der Verstorbenen sei hingegen österreichweit recht konstant geblieben bei 23 Todesfällen pro Saison.
Stürze häufigste Verletzungsursache
Mit 70 Prozent waren Stürze die häufigste Verletzungsursache beim Skitourengehen, in nur etwa sieben Prozent der Fälle seien Lawinen die Ursache gewesen. Bei den Todesursachen seien die Lawinen hingegen nach wie vor für mehr als die Hälfte der Todesopfer verantwortlich, rund ein Viertel sei auf Herz-Kreislauf-Störungen zurückzuführen. Rund 20 Prozent der Todesopfer beim Skitourengehen kamen durch Abstürze ums Leben.
Sichere Skitouren
Berg- und Flugretter und die Aktion Sicheres Vorarlberg mahnten heute zur Vorsicht beim Skisport abseits der Pisten. Kenntnis über die Lawinensituation, Routenwahl und Notfallkenntnisse müsse man im Blick haben.
Appelle an Vernunft und Vorsicht
Mit Blick auf die beginnende Wintersaison forderten die Rettungsorganisationen am Montag einmal mehr eine vernünftige Vorbereitung unter Beachtung der Lawinengefahr und mit einer geeigneten Ausrüstung. Der Einsatz eines Rettungshubschraubers sei oft vom Wetter abhängig. An starken Wintertagen ist es auch möglich, dass alle verfügbaren Hubschrauber bereits im Einsatz sind und somit eventuell nur eine Rettung auf dem langsameren Landweg möglich ist. Diesen Aspekt sollten man bei der Vorbereitung einer Tour bedenken.
Deshalb gehören laut Rettung in den Rucksack auch warme Kleidung, heiße Getränke, eine Rettungsdecke und ein Erste-Hilfe-Paket. Neben einer vom Fachhandel gewarteten und passend eingestellten Ausrüstung sollte auch die Notfallausrüstung (Lawinen-Verschütteten-Suchgerät, Sonde, Schaufel und wenn vorhanden, ein Lawinenairbag) jedes Jahr auf Funktionstüchtigkeit und Vollständigkeit geprüft werden.
Umgang mit Ausrüstung muss geübt werden
„Eine gute Ausrüstung ist wichtig. Es ist aber mindestens so wichtig, den Umgang mit dieser zu beherrschen. Im Notfall müssen die Handgriffe sitzen. Daher empfehlen wir entsprechende Kurse, um die richtige Anwendung zu lernen, Situationen einzuschätzen und Risiken zu minimieren“, erläuterte Mario Amann von „Sicheres Vorarlberg“. Dazu gebe es zahlreiche Angebote im Land.
Für eine Abfahrt im freien Gelände sollte eine schwarze Piste ohne Probleme zu bewältigen und eine gute körperliche Grundkondition vorhanden sein. „Sehr oft passieren Unfälle bei der Abfahrt. Die Gründe hierfür können unterschiedlich sein: fehlende Fahrtechnik, keine Geländekenntnisse, keine ausreichende Kondition“, so Amann weiter.
Risiken bewusst einschätzen
Am Ende aller Vorbereitung komme der Moment, in dem man kurz davorsteht, in den frisch verschneiten Hang einzufahren. Eine gute Ausrüstung, Planung und Anwendung aller Sicherheitsmaßnahmen helfen dabei, das Risiko zu minimieren. Das verbleibende Risiko muss für jede Einzelne und jeden Einzelnen vertretbar sein: „In diesen Momenten gilt es, bewusst eine Entscheidung zu treffen und gegebenenfalls der Verlockung zu widerstehen. So leben wir Eigenverantwortung für uns selbst und Mitverantwortung für andere“, plädiert Amann an alle abseits der Piste.
Unfallstelle deutlich sichtbar machen
Damit der Pilot des Rettungshubschraubers den Unfallort rasch findet, sei es wesentlich, dass Ersthelfende sich bemerkbar machen. „Dies kann durch das Y-Zeichen (Hände nach oben ausstrecken) erfolgen oder durch das Winken mit farbigen Kleidungsstücken. Optimal ist das Mitführen einer Warnweste im Rucksack. Diese ist von weitem gut sichtbar“, erläutert der erfahrene Bergretter Artur Köb. Um keine Zeit zu verlieren, könne ein geeigneter Landeplatz vorbereitet werden durch Sichern loser Gegenstände und weiträumige Absperrung.
Rücksicht auf die Natur
Insbesondere der Wald braucht Schutz und muss verschont bleiben, betonte Landesrat Gantner. Das Variantenfahren abseits markierter Pisten und Routen schädigt Schutzwälder und Waldbestände und stört Wildtiere in ihrem Ruheraum.