Der Schriftzug Insolvenz steht auf einem Tisch zwischen Scrabble-Buchstaben
APA/dpa-Zentralbild
APA/dpa-Zentralbild
Wirtschaft

Firmenpleiten haben sich fast verdoppelt

Die Zahl der Firmenpleiten in Vorarlberg hat sich laut Kreiditschutzverband (KSV1870) gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. 2022 sind 99 Unternehmen in Vorarlberg von einer Insolvenz betroffen. Vor allem die Branchen Bauwirtschaft, Handel und Verkehr treffen Inflation, hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie der Personalmangel stark.

Die Liste an Herausforderungen, mit denen sich die Betriebe aktuell beschäftigen müssen, ist im Jahresverlauf nicht kleiner geworden. Explodierende Kosten, steigende Energie- und Rohstoffpreise, die hohe Inflation, erhöhte Zinsbelastungen und der akute Personalmangel belasten die Budgets der Unternehmen weiterhin massiv. Damit ist die Zahl der Firmenpleiten laut Kreditschutzverband (KSV1870) gegenüber dem Vorjahr um rund 98 Prozent gestiegen.

Die Branchen Bauwirtschaft, Handel und Verkehr sind auch am Ende des Jahres jene Bereiche mit den deutlich meisten Firmenpleiten. Alleine diese drei Branchen machen knapp die Hälfte aller Unternehmensinsolvenzen des Jahres aus.

Problem Energiekosten

Die Energiekosten werden zwar mit dem Energiekosten-Zuschuss für Unternehmen zum Teil abgefedert, dennoch gebe es hier einen Nachteil gegenüber anderen Ländern, sagt auch Jimmy Heinzl, Geschäftsführer der Wisto, der Wirtschaftsstandort Vorarlberg Gesellschaft. Er beobachtet, wie sich der Wirtschaftsraum Vorarlberg entwickelt.

Mit der Energie-Kosten-Bremse hat Deutschland zum Beispiel schneller reagiert und dort seien die Betriebe auch besser dran: „Wann immer Unterschiede in einem gemeinsamen Binnenmarkt gegeben sind, dann schmerzt das natürlich hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit.“ Heinzl geht davon aus, dass auch noch in den nächsten Jahren Unterstützung notwendig sein wird, wenn sich die Situation nicht verändern.

Alle Bundesländer verzeichnen mehr Firmenpleiten

Ein Blick auf die Österreich-Karte zeigt, dass alle neun Bundesländer in diesem Jahr mehr Firmenpleiten zu verzeichnen haben als im vergangenen Jahr. Das deutlichste Plus verzeichnen die Bundesländer Oberösterreich (+ 105,9 %) und Tirol (+ 105,2 %)gefolgt von
Vorarlberg (+ 98,0 %) – mehr dazu in Immer mehr geschäftliche und private Pleiten.

Arbeitsproduktivität in Vorarlberg enorm

Die Preisentwicklung lasse sich nicht voraussagen, genauso wenig, wie sich die derzeitige Situation mit steigenden Rohstoffpreisen und hohen Abschlüssen bei den Lohnverhandlungen auswirke. Dazu sei es noch zu früh, sagt Heinzl. Die hohen Lohnkosten müsse man aber schon genauer vergleichen.

Grenzgänger, die in der Schweiz oder Liechtenstein arbeiten, profitierten zwar derzeit vom starken Franken, aber sie haben weniger Urlaub, weniger Sozialleistungen und weniger Feiertage – sie müssen also mehr arbeiten. Auch in der EU gibt es Lohnunterschiede, die seien aber nicht das wichtigste Kriterium, so Heinzl: „Es geht viel mehr um die Arbeitsproduktivität. Das heißt, wie viel Wertschöpfung kann ich pro geleisteter Arbeitsstunde erwirtschaften und hier nehmen wir in Vorarlberg in ganz Europa eine Spitzenposition ein.“

Das heißt: Die Unternehmen bleiben trotzdem wettbewerbsfähiger als in anderen europäischen Ländern. Darum sollten sich Betriebe laut Heinzl genau überlegen, ob sie die Produktion auslagern oder nicht.

Bertsch mit zweitgrößter Firmenpleite des Jahres

Die größte Firmenpleite des Jahres betrifft jene der CPI Gruppe aus Wien mit geschätzten Passiva von rund 220 Mio. Euro. Gefolgt von der Vorarlberger Firma Bertsch Energy GmbH & Co KG mit Passiva in Höhe von 138,3 Mio. Euro.

Der KSV1870 geht davon aus, dass die aktuellen Entwicklungen weiter an Tempo zulegen werden und die Zahl der Firmenpleiten im kommenden Jahr steigen wird.