Bei korrekter Einnahme biete PrEP einen ebenso zuverlässigen Schutz wie ein Kondom oder auch TasP (Treatment as Prevention), so die AIDS-Hilfe Vorarlberg in einer Aussendung: „Leider kostet die PrEP in Österreich immer noch ab 59 Euro/pro Monatspackung zuzüglich der erforderlichen Untersuchungen bei auf HIV spezialisierten Ärztinnen und Ärzten.“
Hoch wirksam, aber schwer leistbar
Damit sei dieses wirkungsvolle vorbeugende Medikament für viele, besonders vulnerable Gruppen nicht oder schwer leistbar und der Zugang damit sehr hochschwellig. In fast allen anderen EU-Staaten werden die Kosten von der öffentlichen Hand übernommen. Aus Sicht der AIDS-Hilfen Österreichs und auch der Österreichischen Aidsgesellschaft wäre daher eine staatliche Finanzierung der PrEP dringend nötig.
Der Welt-AIDS-Tag dient dazu, Verantwortliche in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Medien daran zu erinnern, dass es die HIV/AIDS-Pandemie immer noch gibt. Dieses Jahr lautet das Motto „Equalize!“ (= Ausgleichen), denn die Ungleichheiten, welche die AIDS-Pandemie aufrechterhalten, sind nicht unüberwindbar.
240 Menschen leben hier mit HIV
In Vorarlberg leben ca. 240 Menschen mit dem HI-Virus. Ein Viertel davon ist mit der AIDS-Hilfe in regelmäßigem Kontakt. Das Durchschnittsalter liegt bei 50 Jahren, betreut werden aber Personen zwischen 14 und über 80 Jahren. Aufgrund der guten medizinischen Möglichkeiten und Versorgung haben Menschen mit HIV eine höhere Lebenserwartung als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.
Dies bringt neue Herausforderungen für pflegende und betreuende Berufe mit sich, die von einem eigens geschaffenen, interdisziplinären Team adressiert werden. „Neben der bewährten aufsuchenden bzw. begleitenden Praxis, setzen wir seit diesem Jahr vermehrt auf Gruppenangebote für die Betroffenen. Diese fördern den Austausch untereinander, was u.a. den Umgang mit der eigenen Infektion und die Adhärenz zur Therapie positiv beeinflusst“, teilt die AIDS-Hilfe mit.

Anliegen zum Welt-AIDS-Tag
Der Zugang zu Prävention (wie z.B. durch PrEP), Testung und Versorgung, sowie die Solidarität mit Menschen mit HIV und Antidiskriminierngsarbeit sind die Anliegen der AIDS-Hilfen, auf die sie insbesondere am Welt-AIDS-Tag aufmerksam machen. Es gebe weiterhin viel zu tun, was sich u.a. auch am vergleichsweise späten Zeitpunkt vieler HIV-Diagnosen zeige.
HIV wird oft viel zu spät bemerkt
Nach wie vor werden fast 40 Prozent aller HIV-Diagnosen in Österreich zu einem späten Zeitpunkt gestellt (Late-Presenter). Eine frühzeitige Diagnose der HIV-Infektion ist aber essentiell, um den individuellen, aber auch gesellschaftlichen Verlauf der Infektion positiv zu beeinflussen: HIV ist zwar nicht heilbar, aber heute sehr gut behandelbar, teilt die AIDS-Hilfe mit.
Annähernd gleiche Lebenserwartung möglich
Durch einen rechtzeitigen Therapiestart haben Menschen mit HIV eine annähernd gleiche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV bei vergleichbarer Lebensqualität. Außerdem kann bei erfolgreicher Therapie das Virus nicht mehr an andere weitergegeben werden.
Ein HIV-Antikörpertest kann auch bei der AIDS-Hilfe Vorarlberg anonym und kostenlos gemacht werden.
In der medizinischen Praxis wird HIV aber leider oft nicht oder eben erst sehr spät in Erwägung gezogen. „Late Presenter“ berichten von vielen Arztbesuchen, bis endlich die Diagnose HIV gestellt wurde. Es sei daher wichtig, dass eine HIV-Infektion in der medizinischen Praxis in Erwägung gezogen wird und Ärzte und Ärztinnen den HIV-Test anbieten und auch durchführen.
Vorbeugung in Schulen und Sozialeinrichtungen
Seit diesem Jahr kann die AIDS-Hilfe auch wieder ihre Präventionsarbeit wie gewohnt ausüben. Alleine in den Monaten März bis Juni habe man mehr als 100 Workshops abgehalten: „Darüber sind wir sehr froh, denn das Setting Schule ermöglicht es, die wichtige Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen chancengerecht zu erreichen.“ Weitere Zielgruppen sind z.B. Menschen mit Migrationshintergrund (in Kooperation mit den Sozialeinrichtungen), junge Menschen außerhalb des Schulsettings zum Beispiel in der offenen Jugendarbeit oder bei Events.
Antidiskriminierungsarbeit im Gesundheitsbereich
Menschen mit HIV berichten laut AIDS-Hilfe immer wieder von Stigmatisierung und Diskriminierung – gerade auch im Gesundheitsbereich. Durch die gute Behandelbarkeit von HIV hat sich natürlich auch die Lebenserwartung von Menschen mit HIV sehr verbessert. Gerade medizinische und pflegende Berufe haben hier eine besondere Schlüsselposition, welche einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Lebensqualität und den Therapieerfolg HIV-positiver Menschen hat. Die AIDS-Hilfe Vorarlberg biete deshalb Informations- und Vernetzungsmöglichkeiten, bei denen Ängste und Unsicherheiten abgebaut werden können.