Carina-Stollen in Feldkirch-Tisis
ORF
ORF
Chronik

Streit um „Carina-Stollen“ in Feldkirch-Tisis

Auf dem Grundstück von Familie Reichart in Feldkirch-Tisis befindet sich ein Luftschutzstollen aus dem Zweiten Weltkrieg – vor Ort als „Carina-Stollen“ bekannt. Weil rundherum viel gebaut wird, befürchtet Familie Reichart, dass der instabile Hang um den Stollen abrutschen könnte. Unklar ist, wem der Stollen gehört.

Im Oktober 1943 fielen Bomben auf Feldkirch. Die Tisner halfen sich selbst und bauten einen Bunker für 100 Menschen. Der damalige Besitzer des Grundstücks sei nicht gefragt worden. An vielen Stellen des Stollens kommt mittlerweile der Hang herein. Das Gestein ist alles andere als stabil, dazu kommt die Feuchtigkeit.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Carina-Stollen in Feldkirch-Tisis
ORF
Carina-Stollen in Feldkirch-Tisis
ORF
Carina-Stollen in Feldkirch-Tisis
ORF
Carina-Stollen in Feldkirch-Tisis
ORF

Wem gehört der Luftschutzbunker?

2009 kauften die Reicharts das Haus. Beim Kauf wurden sie über den Stollen informiert. Damals war das aber noch kein Problem, bis vor einem Jahr rundherum Bauarbeiten begonnen haben und sich ein Riss im Haus bildete. „Das Problem ist, dass bei den Bauarbeiten auch Sprengungen durchgeführt werden“, erklärt Silvia Reichart. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie in den Archiven des Landes gegraben und alte Grundbücher durchforstet. Luftschutzstollen wurden dort damals nicht eingetragen. Die entscheidende Frage ist nun: Wem gehört der „Carina-Stollen“ und wer ist dafür verantwortlich?

„Die Bundesimmobiliengesellschaft sagt, der Stollen gehört der Stadt Feldkirch. Die Stadt Feldkirch sagt, dass er nicht ihr gehört. Jeder schiebt es auf den nächsten und wir sind sozusagen die Kleinsten in der Kette“, ärgert sich Edgar Reichart.

Streit um Luftschutz-Stollen

Auf dem Grundstück von Familie Reichart in Feldkirch-Tisis in Vorarlberg befindet sich ein Luftschutzstollen aus dem Zweiten Weltkrieg. Da rundherum gebaut wird befürchten Silvia und Edgar Reichart, dass der instabile Hang um den Stollen abrutschen könnte. Mit unabsehbaren Folgen für ihr Haus.

Stadt Feldkirch hat Geld für die Errichtung bekommen

Von Seiten der Stadt Feldkirch heißt es: „Mit dem Staatsvertrag wurde Eigentum des Deutschen Reichs auf die Republik Österreich und nicht auf die Gemeinden, auf deren Gebiet sich die Stollen befinden, übertragen. Dem Vernehmen nach ist die Republik Österreich nicht gewillt, das Eigentum anzuerkennen, da die Stollenanlage nicht durch Einrichtungen des Deutschen Reichs, sondern auf Privatinitiative errichtet worden sei.“

Dem widerspricht Frau Reichart. Sie hat eine genaue Kostenaufstellung der Nazis, nach der Feldkirch beim Luftschutzbunker-Programm des Führers mit dabei gewesen ist. „Das bedeutet, dass die Stadt Feldkirch Geld bekommen hat. Wir haben sogar eine Liste auf der steht, wie viel sie für den ‚Carina-Stollen‘ bekommen hat. Das heißt, die Stadt Feldkirch hat Geld bekommen und sagt jetzt, dass es ein privater Stollen sei“, erklärt Silvia Reichart.

Für den „Carina-Stollen“ hat die Stadt Feldkirch mehr als 13.000 Reichsmarkt erhalten, das wären heute rund 80.000 Euro.

Stollen für Schulklassen geöffnet

Familie Reichart möchte die Stollenanlage auf ihrem Grundstück weiterhin nur für Schulklassen öffnen, als Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte. „Die Verantwortlichen der Stadt oder des Bundes sollen nun ihren Beitrag leisten und die Haftung für den Zeitzeugen übernehmen“, sagen die Reicharts.