1820 kamen die Überreste der Priestertochter Schepenese eingebettet in ihren beiden Sarkophagen nach St. Gallen. Seitdem ist die 2.600 Jahre alte Mumie dort in einem gläsernen Sarg ausgestellt. Für den Theatermacher und Autor Milo Rau ein Unding. Er spricht von einer „unwürdigen Zurschaustellung“. Mitte November bekam der Künstler den mit 30.000 Franken dotierten St. Galler Kulturpreis und will das Geld nun dafür stiften, dass die Mumie nach Ägypten zurückgebracht wird.
Künstler spricht von Raubkunst
Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, inszenierte Rau einen filmreifen Protest. Er zog ein nachgebautes ägyptisches Totenschiff auf einem Ostschweizer Heuwagen durch die St. Galler Innenstadt. „Das ist eine Leiche, die ausgestellt wird – halbnackt gegen Geld. Das ist eine problematische Konstellation“, so Rau.
Während der Künstler von Raubkunst spricht, betont der Vertreter der Stiftsbibliothek, Cornel Dora, dass St. Galler Bürgerinnen und Bürger die Mumie 1836 gekauft haben. Ob Ägypten sie zurückhaben will, ist derzeit auch nicht klar. „Es geht natürlich um Provokation und auch um Sensation. Ich glaube, wir sollten mehr bei den Fakten bleiben“, sagt der Bibliothekar.
Mumie aus St. Gallen soll zurück nach Ägypten
In der Stiftsbibliothek in St. Gallen gibt es nicht nur Bücher, sondern auch eine ägyptische Mumie. Der frischgebackenen St. Galler Kulturpreis-Träger Milo Rau will nun, dass diese wieder zurück nach Ägypten kommt.
Stiftsbibliothek organisiert Tagung über Kulturgüter
Falls die Rückführung nach Ägypten nicht klappt, dann sollte die Mumie aus Sicht von Rau wenigstens in ihre Sarkophage gebettet werden. Die Stiftsbibliothek will nun eine Tagung organisieren, bei der über die Ausstellung und Rückgabe von Kulturgütern diskutiert werden soll.