Biomüll Bananen Melonen
Animaflora PicsStock – stock.adobe.com
Animaflora PicsStock – stock.adobe.com
Wirtschaft

Vorarlbergs Biomüll geht nach Deutschland

Der in Vorarlberg anfallende Biomüll aller Haushalte wird ab 2024 nicht mehr in der Biogasanlage Loacker in Lustenau verwertet. Eine Ausschreibung des Vorarlberger Gemeindeverbandes für die Biomüllverwertung hat die AWB Amtzeller Werk für Biogas GmbH im Großraum Ravensburg gewonnen, meldet die Wirtschaftspresseagentur (wpa).

Pro Jahr fallen in Vorarlberg rund 18.000 Tonnen Haushaltsbiomüll an. Bislang hatte die Firmengruppe Loacker den Auftrag zur Verwertung des Biomülls der Haushalte, was bis dato in der Biogasanlage in Lustenau (ehemals Häusle) durchgeführt wird. Loacker konnte die neue Ausschreibung allerdings nicht mehr für sich entscheiden.

Herbert Koschier, der Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft und Umwelt beim Gemeindeverband, erklärte auf wpa-Anfrage, dass der Preisunterschied zwischen den beiden Angeboten „massivst“ gewesen sei und sich deutlich im zweistelligen Prozentbereich bewegt habe. „Es ist uns gar nichts anderes übriggeblieben, als den Auftrag an den Bestbieter AWB zu vergeben“, so Koschier.

Vorarlbergs Biomüll geht ab 2024 nach Deutschland

Der in Vorarlberg anfallende Biomüll aller Haushalte wird ab 2024 nicht mehr hier im Land verwertet. Bisher hat die Firmengruppe Loacker den heimischen Biomüll in ihrer Biogasanlage in Lustenau in Biogas umgewandelt. Doch Loacker konnte die neue Ausschreibung des Gemeindeverbandes nicht mehr für sich entscheiden. Deshalb geht der Biomüll künftig nach Deutschland.

Ab 2024 Transport nach Amtzell

Man sei sich beim Gemeindeverband der Tatsache bewusst, dass dadurch in Lustenau keine Erzeugung von regionalem Biogas mehr mit Vorarlberger Haushaltsbiomüll erfolgen werde. Das sei angesichts des neuen Bewusstseins bezüglich regionaler Energieerzeugung nicht gerade ideal.

Dazu kommt, dass der gesammelte Biomüll zukünftig bis nach Amtzell transportiert werden muss. „Wir versuchen immer, mit den heimischen Entsorgern eine Lösung zu finden. Aber im konkreten Fall wird das durch das Vergaberecht ganz klar vorgegeben und wäre nicht anders möglich gewesen“, so Koschier.

Neue zentrale Umladestation geplant

Dass sich durch die neue Lösung eine erhebliche Verkehrsmehrbelastung ergibt, glaubt Koschier unterdessen nicht. Denn in den nächsten Wochen soll auch der Betrieb einer neu zu errichtenden Umladestation für den gesammelten Biomüll ausgeschrieben werden. Sie soll verkehrstechnisch deutlich günstiger liegen als der Loacker-Standort in Lustenau-Königswiesen. „Das war eine der zentralen Anforderungen in der Ausschreibung.“

Denn bislang mussten alle Biomüllsammelfahrzeuge aus Vorarlberg nach Lustenau fahren. Zukünftig sollen diese Fahrzeuge den Biomüll, so der Plan, zu der neuen Umladestation liefern, die höchsten hygienischen und geruchstechnischen Anforderungen entsprechen müsse. Von dort soll der zentral gesammelte Biomüll dann durch Großraumfahrzeuge mit deutlich mehr Transportkapazität von AWB nach Amtzell transportiert werden, erklärt Koschier.

Mehr Wettbewerb im Entsorgungsmarkt möglich

Auch einen strategischen Aspekt betont Koschier: „Durch eine zentrale Umladestation bekommen die Gemeinden mehr Wettbewerb in den Entsorgungsmarkt für Haushaltsbiomüll in Vorarlberg.“ Denn bislang könne man den Biomüll nur in Lustenau abliefern. Mit einer Umladestation kämen mehrere Anbieter für die Verwertung infrage.

Für den Fall, dass sich bis Anfang 2024 kein betriebsfertiger Standort für die Umladestation findet, gebe es beim Gemeindeverband als Übergangslösung einen „Plan B“, den man aus nachvollziehbaren Gründen nicht verraten wolle.

In Lustenau fehlen zukünftig große Mengen

Dass der Vorarlberger Haushaltsbiomüll ab 2024 nach Amtzell geht, hat jedenfalls unmittelbare Auswirkungen auf die Biogasanlage von Loacker in Lustenau. Konkrete Detailzahlen sind vom Unternehmen nicht zu erfahren. Nur so viel: Pro Jahr werden mehrere zehntausend Tonnen an Biomüll in Lustenau in Biogas umgewandelt.

Der Haushaltsbiomüll aus Vorarlberg mache rund zwei Drittel dieser Menge aus. Loacker verwendet das Biogas für eine eigene Tankstelle und speist über ein Kraftwerk dort erzeugte Wärmeenergie in das Harder Nahwärmenetz ein.

Zwei Prozent des Gasbedarfs mit Biogas gedeckt

Gleichzeitig wird das Biogas von Loacker auch in das Erdgasnetz von illwerke/vkw eingespeist. Loacker in Lustenau und 11er-Nahrungsmittel in Frastanz sind die einzigen Biogasproduzenten in Vorarlberg, die das Biogas in der dafür notwendigen Qualität erzeugen. Die Mengen sind anteilsmäßig derzeit allerdings überschaubar. Nach Angaben von illwerke/vkw stammen rund zwei Prozent des in Vorarlberg nachgefragten Gases von diesen beiden Anbietern, bei 98 Prozent handelt es sich um Erdgas.

Fischer: „Sache hat zwei Seiten“

Der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer ist Mitglied im erweiterten Präsidium des Gemeindeverbandes. Auch er sieht die zwei Seiten dieser neuen Vergabe. Einerseits müsse sich der Gemeindeverband an das Vergaberecht halten und könne derartige Preisunterschiede bei Angeboten nicht ignorieren. Dazu komme die Verkehrsbelastung im Gemeindegebiet von Lustenau durch die Biomüll-Sammel-Lkws aus ganz Vorarlberg.

Andererseits verliere jetzt ein regionales Unternehmen mit Arbeitsplätzen einen wichtigen Auftrag. Dadurch bestehe langfristig auch die Gefahr des Know-how-Abflusses in Bezug auf die regionale Erzeugung von Biogas. Gerade für das Streben nach Energieautonomie könnte das ein Nachteil sein, so Fischer.

Verwertung ist nicht gleich Sammlung

Die neu vergebene Verwertung des Biomülls ist nicht zu verwechseln mit der Sammlung des Haushaltsbiomülls in allen 96 Gemeinden des Landes. Denn die Sammlung wurde vor Jahren im Rahmen einer gesonderten Ausschreibung an eine Bietergemeinschaft bestehend aus den Entsorgungsunternehmen Loacker Recycling, Branner, Ennemoser und Burtscher vergeben.

Zusammen mit den städtischen Entsorgungsbetrieben in Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz liefern sie den gesammelten Biomüll bislang beim Loacker-Standort in Lustenau ab. Der Vertrag zur Sammlung läuft nach Angaben des Gemeindeverbandes unverändert weiter. Ab 2024 wird der gesammelte Biomüll nicht mehr zu Loacker nach Lustenau transportiert, sondern zur vorgesehenen Umladestation, wo auch immer diese sein wird.