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APA/Hans Punz
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Wirtschaft

Die Auswirkungen der Zinserhöhung

Bereits zum dritten Mal hat die Europäische Zentralbank (EZB) heuer die Zinsen erhöht. Für die Kundinnen und Kunden bedeutet das konkret, dass das Leihen von Geld teurer und das Sparen von Geld lukrativer wird. Der ORF Vorarlberg hat dazu ein Interview mit dem Vorstand der Dornbirner Sparkasse, Martin Jäger, geführt.

ORF Vorarlberg: Herr Jäger, die EZB hat eine weitere Zinserhöhung bekanntgegeben. Mit welchen Auswirkungen ist zu rechnen?

Jäger: Schon im September gab es eine zweite Zinserhöhung und es wurde in den Raum gestellt, dass es zu einer weiteren Steigerung im Oktober zwischen 0,5 Prozent und 0,75 Prozent kommen könnte, wenn die Inflation nicht in den Griff zu bekommen ist. Das ist jetzt eingetreten: Wir haben eine weitere Steigerung um 0,75 Prozent. Das bedeutet, dass die Kreditzinsen teurer werden, allerdings auch im Gegenstück die Einlagen, die Sparzinsen, steigen werden.

ORF Vorarlberg: Kann man sagen, in welchem Bereich sich die Zinsen für die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger bei den Banken bewegen?

Jäger: Der 12-Monats-Euribor, das wäre so der Richtwert für das Sparbuch, liegt ungefähr bei 2,6 – 2,7 Prozent. Die Spareinlagen werden sicher bei 1,5 Prozent liegen, vielleicht sogar etwas höher, was das Ein-Jahres-Sparbuch betrifft. Wir sehen auch, dass im Moment ein großes Angebot an Bundesanleihen da ist, ab dem Bereich drei bis vier Jahre, zum Teil schon über drei Prozent. Was den Kredit betrifft: Viele Kunden haben über den drei- oder sechs-Monats-Euribor refinanziert. Das bedeutet, dass sich die Zinsen im Kreditbereich je nach Aufschlag sicherlich zwischen 2,5 und 3 Prozent bewegen.

Martin Jäger Dornbirner Sparkasse
Matthias Rhomberg
Vorstand der Dornbirner Sparkassse, Martin Jäger

ORF Vorarlberg: Etwa 1,5 Prozent beim Sparbuch für ein Jahr also. Die Inflation liegt aber bei knapp zehn Prozent. Das heißt, ein Verlust von rund acht Prozent. Ein großer Anreiz, Geld zu sparen, ist das eigentlich nicht.

Jäger: Das ist richtig. Die Rendite ist im Moment leider negativ. Andererseits macht es – speziell in schwierigeren Zeiten – immer Sinn, Geldreserven zu haben, damit man auf diese zurückgreifen kann. Aber aus der Betrachtung der Rendite ist es natürlich nicht optimal bei dieser hohen Inflation.

ORF Vorarlberg: Glauben sie, die Zinserhöhungen sind ein wirksames Mittel gegen die Inflation?

Jäger: Also wir hoffen, dass es etwas bringen wird, weil es die Aufgabe der EZB ist, die Inflation in den Griff zu bekommen. Die letzten Zinsschritte haben das nicht geschafft. Darum ist es auch durchaus möglich, dass wir heuer vielleicht noch einen weiteren Zinsschritt in der Höhe, wie wir es jetzt erlebt haben, bekommen werden. Wir haben natürlich im Gegensatz zu den USA ein anderes Problem. Die Inflation in den USA ist sehr stark durch den Konsum getrieben. Unsere Inflation ist sehr stark durch die höheren Energiewerte gestiegen und da haben wir natürlich ganz andere Komponenten wie den Ukraine-Krieg und vieles mehr. Es ist sehr schwer einzuschätzen, aber ich hoffe, dass die Inflation etwas in den Griff bekommen wird.

Die Auswirkungen der Zinserhöhung

Bereits zum dritten Mal hat die Europäische Zentralbank (EZB) heuer die Zinsen erhöht. Für die Kundinnen und Kunden bedeutet das konkret, dass das Leihen von Geld teurer und das Sparen von Geld lukrativer wird. Der ORF Vorarlberg hat dazu ein Interview mit dem Vorstand der Dornbirner Sparkasse, Martin Jäger, geführt.

ORF Vorarlberg: Bei den Immobilienkrediten hat es einen ordentlichen Rückgang gegeben. Rechnen Sie – im Hinblick auf die steigenden Zinsen – mit einem weiteren Rückgang?

Jäger: Ja, davon ist leider auszugehen. Wenn ich so mit den Kollegen von den anderen Banken-Sektoren spreche, war der Rückgang doch zwischen einem Drittel bis zu 50 Prozent.

ORF Vorarlberg: Die Wohnungspreise in Vorarlberg sind hoch. Ist durch diese Zinsschritte der EZB damit zu rechnen, dass sich die Preise ein wenig beruhigen?

Jäger: Wir gehen davon aus, dass es jetzt zu einer Beruhigung kommt. Die Auswirkungen werden wir wahrscheinlich erst in den nächsten sechs bis zwölf Monaten sehen.

ORF Vorarlberg: In Österreich ist fast die Hälfte der vergebenen Immobilienkredite variabel verzinst. Dort steigt der Zinssatz also entsprechend an. Muss jetzt befürchtet werden, dass es zu mehr Pleiten und Kreditausfällen kommt?

Jäger: Das wird sich in Zukunft weisen. Ich glaube, ein wichtiger Schritt, den die Banken in den letzten beiden Jahren gemacht haben, ist, dass man bei den neuen Kreditgeschäften sehr stark auf Fixzinsen umgestiegen ist. Bei der Dornbirner Sparkasse haben wir in den letzten beiden Jahren zu über 90 Prozent Bandbreitenkredite vergeben. Ich glaube, das hat schon einiges an Druck weggenommen. Jetzt, durch die steigenden Zinsen, müssen wir abwarten. Ich traue mich noch keine Prognose abzugeben, ob wir jetzt mehr Pleiten bekommen oder nicht. Grundsätzlich ist es so, dass wir Banken in der Haushaltsrechnung eigentlich eine vorsichtige Kalkulation machen und mehrere Prozente an Zinsanstieg grundsätzlich mit einkalkuliert haben. Aber wir haben jetzt eine andere Thematik. Es sind ja nicht nur die Zinsen gestiegen, es sind auch die Rohstoffpreise gestiegen, die Lebensmittelkosten gestiegen, die Energiepreise gestiegen und da werden wir sehen, was dieser Mix dann wirklich ausmacht.

ORF Vorarlberg: Früher waren die Zinsen teils noch deutlich höher. Wohin glauben sie, werden die Zinsen in den kommenden Jahren noch steigen?

Jäger: Also ich glaube, eine wirklich seriöse Auskunft kann man dazu nicht geben. Wobei ich nicht glaube, dass wir so extrem hohe Zinsen sehen werden, wie wir sie in den 80er und 90er Jahren gesehen haben, weil für das haben wir doch auch eine unglaublich hohe Staatsverschuldung und die würde man eigentlich nicht verkraften bei so hohen Zinsen. Aber wie gesagt, genau sagen kann man es nicht.

ORF Vorarlberg: Die FED, also das amerikanische Pendant zur EZB im Euroraum, hat die Zinsen ja schon viel früher angehoben. Die Zinsen sind dort jetzt auch um knapp ein Prozent höher. Kritiker meinen, die EZB hat einfach zu zögerlich gehandelt. Sind Sie auch dieser Meinung?

Jäger: Schwer zu beurteilen. Die Mehrheit glaubt, man hat zu spät gehandelt. Es sieht im Moment leider so aus, aber es nutzt nichts. Das wäre das sogenannte Nachjassen. Wir müssen aus der jetzigen Situation das Beste machen. Ich hoffe nur im Sinne aller Kreditkunden, dass wir nicht mehr allzu viele Steigerungen haben werden. Wobei so wie es aussieht, ist es wie gesagt durchaus möglich, dass wir heuer noch einmal eine Steigerung bekommen können.

ORF Vorarlberg: Wenn sich junge Menschen einen Kredit für ein Haus oder eine Wohnung zulegen wollen, dann wäre, gerade angesichts dieser ständigen Zinserhöhungen seitens der EZB, wahrscheinlich ein Fixzinskredit die richtige Wahl, oder?

Jäger: Gut, da würde ich grundsätzlich sagen, man sollte sich immer bei der Hausbank beraten lassen, was die richtige Entscheidung zwischen fix und variabel ist. Ein Fixzinskredit wäre sicher eine gute Entscheidung gewesen. Allerdings sind auch die Fixzinsen in den letzten Monaten markant gestiegen. Also kein Vergleich dazu, wenn man den Fixzinskredit vor einem halben oder einem Jahr aufgenommen hätte. Wir gehen aber in der Beratung sehr stark in Richtung Fixzinskredit oder Bandbreitenkredite. Bandbreite bedeutet, dass man einen Mindest- und Höchstzinssatz hat.