Rezeption, Übergabe eines Schlüssels
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Wirtschaft

Tourismus steht vor unsicherer Saison

Teuerung und Energiekrise führen auch im Tourismus zu Preissteigerungen. Die Branche blickt deshalb verunsichert auf die anstehende Wintersaison. Neben den massiven personellen Engpässen war die Teuerung bei der Auftaktveranstaltung der 1. Vorarlberger Tourismuswoche am Montag in Rankweil ein bedeutendes Thema.

„Menschen für den Tourismus begeistern“ hat sich die 1. Vorarlberger Tourismuswoche zum Ziel gesetzt. Die aktuelle Situation bereitet vielen Betrieben große Sorgen, zahlreiche Stellen im Tourismus sind unbesetzt. Gastronomiebetriebe müssen ihre Öffnungszeiten anpassen oder Leistungen reduzieren, etwa in Form von kleineren Speisekarten.

„Die Schrauben, an denen man drehen kann, sind vielfältig und reichen von flexiblen Arbeitszeit- und Entlohnungsmodellen, bis hin zu zeitgemäßen Mitarbeiterunterkünften oder Kinderbetreuungs-Möglichkeiten", sagte Tourismusstaatsekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) zum Auftakt am Montag. Vieles befinde sich bereits in Umsetzung und bei einigen Themen werde man sich aufeinander zubewegen müssen, um die beste Lösung für alle Beteiligten zu finden.

Tourismus-Branche vor unsicherer Saison

Angesichts der Teuerung und der Energiekrise explodieren auch im Tourismus die Kosten. Die Folgen sind Preissteigerungen auf breiter Front. Die Tourismusbranche blickt deshalb verunsichert auf die anstehende Wintersaison.

Mit Stand Juli 2022 arbeiten 12.800 unselbstständig Beschäftigte im Vorarlberger Tourismus, 604 mehr als Juli 2021 und mehr als vor der Pandemie. Offene Stellen sind derzeit 777 gemeldet. Am Winterhöhepunkt werden aber 13.600 benötigt – rund 1.000 mehr als zur Hochsaison im Sommer.

Maßnahmenpaket gegen Personalmangel

Gegensteuern soll ein Maßnahmenpaket für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden. Dieses zielt laut Tourismus-Landesrat Christian Gantner (ÖVP) auf fünf Handlungsfelder ab, nämlich auf die Aus- und Weiterbildung, auf den touristischen Arbeitsplatz, auf das Image und die Kommunikation, aber auch auf jene Rahmenbedingungen, die auf Bundesebene umgesetzt werden müssen. Der Bund habe mit der Erhöhung der Saisonnier-Kontingente und der Reform der Rot-Weiß-Rot-Card wichtige Schritte gesetzt, so Gantner: „Es müssen aber weitere Maßnahmen folgen, etwa in Form von steuerlichen Anreizen.“

Teuerung sorgt für Besorgnis

Beim Auftakt der 1. Vorarlberger Tourismuswoche waren aber auch die Energiekosten und die Teuerung ein beherrschendes Thema. Die Betriebe passen die Preise an, Zimmer kosten nun um bis zu 15 Prozent mehr, so die Landesvorsitzende der Österreichischen Hotelier-Vereinigung (ÖHV), Heike Ladurner-Strolz: „Man überlegt auch ganz genau, wie viel man von den Preiserhöhungen an Gast weitergeben kann. Denn 100 Prozent können wir nicht weitergeben.“ Neben den Energiekosten machen auch die Personal- und Lebensmittelkosten Sorgen, sagt Ladurner-Strolz: „Es ist eine Gratwanderung. Ich denke, gerade im Drei- oder Vier-Sterne-Bereich wird es schwieriger werden, in einer kleinen Privatpension – denn da hat man ein anderes Publikum, das zu Hause auch mehr aufs Geld schauen muss.“

Hoher Stammgästeanteil im Winter

Manche Hoteliers haben deshalb Angst, dass mit steigenden Zimmerpreisen die Gäste ausbleiben könnten – Tourismus-Staatsekretärin Susanne Kraus-Winkler eher nicht: „Wir wissen, dass Österreich einen hohen Stammgästeanteil im Winter hat. Und wir sehen, dass diese Stammgäste jetzt schon sehr intensiv begonnen haben, zu reservieren. Wir gehen also nicht davon aus, dass wir jetzt einen einen großen Einbruch haben werden.“

Hotelbett, Hände, die Handtücher drauf legen
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Personal zu finden gestaltet sich zunehmend schwerer im Tourismus

Verschärftes Personalproblem

Die aktuellen Krisen haben das Personalproblem noch einmal verschärft, zahlreiche Stellen sind unbesetzt – nur an der schlechten Bezahlung liegt das nicht, meint Mike Pansi, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer: „Also ich denke schon, dass es wirklich auf diesen Bedürfnis-Wandel zurückzuführen ist, dass man halt einfach nicht mehr am Wochenende arbeitet, nicht mehr in Vollzeit – was wir aber als personalintensive Branche natürlich schon brauchen. Wir müssen uns einfach Gedanken machen, wie auch wir unsere Bedürfnisse ändern können.“

Für Quereinsteiger zu wenig lohnend

Der Winter steht vor der Tür und als ob das alles nicht genug wäre, fürchten sich die Hoteliers auch heuer wieder vor verschärften Coronavirus-Maßnahmen. Alles dürfe es geben, nur kein Zusperren – so lautet der Tenor unter den Touristikern: Allen anderen Problemen werde man gemeinsam versuchen, die Stirn zu bieten, meint Tourismus-Spartenobmann Markus Kegele.

„Wir fokussieren uns auch auf die Quereinsteiger. Es gibt sehr viele Leute, die möchten im Tourismus arbeiten, aber die Rahmenbedingungen sind nicht gegeben“, sagt Kegele. Es gebe viele Pensionisten oder Menschen, die einen Nebenjob suchen oder nur ein paar Stunden aushelfen wollen: „Es rentiert sich aber nicht, weil sie dann nichts verdienen. Nicht von unserer Seite her, sondern weil die Steuerlast so hoch ist, dass es sich einfach nicht rentiert.“