Dowas Treffpunkt
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Chronik

Dowas will von Experten lernen

Seit 40 Jahren gibt es das „Dowas“ in Bregenz. Es ist über die Jahre zu einem Ort für Wohnungs- und Arbeitssuchende geworden. Allein im vergangenen Jahr haben 200 Menschen die Notschlafstelle gebraucht. Die Verantwortlichen möchten nun von Experten lernen, die in ihren Ländern immer weniger Notschlafstellen brauchen.

Dowas ist die älteste Wohnungslosenhilfe-Einrichtung des Landes Vorarlberg mit derzeit rund 25 Beschäftigten. Angeboten werden eine Beratungsstelle für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen (Wohnberatung), ambulant betreutes Wohnen, die Notschlafstelle und der dowas-Treffpunkt (Tagesaufenthalt/-struktur). Im Jahr 2021 wurden insgesamt 859 Personen beraten – davon 650 ambulant über die Beratungsstelle und 209 über die Notschlafstelle.

40 Jahre Sozialeinrichtung „Dowas“

Die Sozialeinrichtung „Dowas“ in Bregenz feiert mit einem Symposium seinen 40-jährigen Geburtstag. Die Einrichtung könnte in den nächsten Monaten aufgrund der Teuerung einen starken Zulauf bekommen, wird befürchtet. Gerade deshalb möchten die Dowas-Verantwortlichen von Experten lernen, die in ihren Ländern ihre Notschlafstellen eher schließen als ausbauen.

Der dowas-Treffpunkt dient als Begegnungsort und Schutzraum für Personen mit verschiedenen/multiplen Problemlagen und bietet Mittagessen, Körperhygiene, Waschmöglichkeit, Decken- und Schlafsackausgabe und das Anlegen einer Postadresse an.

„Eine permanente Bleibe für alle wäre billiger“

Anlässlich des Jubiläums wurde unter anderem der Finne Juha Kahila eingeladen. Er koordiniert die „NGO Housing First Europe“ und erzählt, dass es in Finnlands Hauptstadt Helsinki keinen einzigen Obdachlosen auf der Straße gibt. „Wohnen ist ein Menschenrecht. Es ist billiger, für alle eine permanente Bleibe zu organisieren, anstatt das Geld in Notschlafstellen oder ähnliche Systeme zu stecken. Es fehlt der Mut, das System zu ändern“, meint Kahila.

Geschäftsführer des „Dowas“ über die WOhnungssuche

Peter Brunner, Geschäftsführer des DOWAS, spricht über die erschwerte Wohnungssuche in Österreich und die derzeitige Energiekrise und ihre Auswirkungen auf die Menschen.

Brunner: Anstieg der Betriebskosten merkt man erst noch

Laut Peter Brunner, dem Geschäftsführer des Dowas, ist die Wohnungssuche in der heutigen Zeit um einiges schwieriger als noch vor 40 Jahren als das Dowas gegründet wurde. Vor allem die Tatsache, dass man heutzutage mit den Vermietern nicht mehr über zum Beispiel Konditionen sprechen kann, habe sich verändert.

Eine Lösung wie in Finnland wäre für Brunner wünschenswert. „In Finnland geht es aber nicht nur um das Dach über dem Kopf, sondern um eine Wohnung. Das heißt, das Ziel der finnischen Kollegen ist, jedem eine Wohnung zur Verfügung zu stellen und wenn Unterstützung benötigt wird, wird diese in diesen Wohnungen geleistet“, erklärt Brunner. In Vorarlberg gebe es wesentlich zu wenig gemeinnützigen Wohnbau, so Brunner. Das Dowas habe schon vor 30 Jahren darauf hingewiesen, dass es ihnen auf den Kopf fallen werde, wenn nicht mehr gebaut wird und nun sei die Situation sogar noch schlimmer als damals.

Auch die Energiekrise macht es für bedürftige Menschen nicht einfacher. Das Dowas merke es vor allem daran, dass die Kosten der Klientinnen und Klienten steigen. Brunner befürchtet, dass es bald noch mehr Menschen gibt, die sich mit den Wohnkosten schwer tun, denn die Betriebskosten werden erst verzögert abgerechnet und hätten sich deshalb noch nicht zur Gänze durchgeschlagen.