Während die SIG-Kräfte durch den Haupteingang kommen, nähert sich der Polizeihubschrauber „Libelle“ dem Dach des Krankenhauses. Zwei Cobra-Polizisten stehen auf den Kufen, um schnell aufs Dach zu springen, während der Helikopter gleich weiterfliegt. Sie nähern sich dem Dachrand und lassen von dort Kletterseile fallen – drauf bedacht, dass sie von dem „Geiselnehmer“ nicht gesehen werden können. Dann seilen sich die beiden Beamten ab und beziehen auf Gebäudevorsprüngen oberhalb der Fenster des Patientenzimmers Stellung.
„Täter“ überwältigt, „Geisel“ befreit
Gleichzeitig rücken Cobra-Beamte in einer Reihe durch das Krankenhaus vor. Sie sichern in alle Richtungen, denn möglicherweise könnte der „Geiselnehmer“ sich bewegt haben oder es könnten weitere Angreifer im Haus sein. Leise beziehen sie in einer festgelegten Reihenfolge vor dem Zimmer Stellung. Der Zugriffsbefehl kommt per Funk, damit die Kräfte an der Fassade und im Gang gleichzeitig von beiden Seiten in das Zimmer eindringen. Der „Täter“ wird überwältigt, die „Geisel“ befreit.
Auch Evakuierung des Krankenhauses geübt
Neben dem Zusammenspiel von Cobra und SIG wird auch die Evakuierung des Krankenhauses geübt, denn die Anfrage zur Übung kam nicht von der Polizei, sondern von Dr. Adolf Zoll, Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Krankenhaus Dornbirn mit dem Hintergrund, dass das Krankenhauspersonal jährlich für eine Evakuierung geschult werden sollte.
Genauso schnell, wie sie gekommen sind, waren die Einsatzkräfte der Polizei wieder weg – der „Spuk“ dauerte nur etwa eineinhalb Stunden, weil nur die eigentliche Intervention geübt wurde, nicht die Planung bzw. Nachbearbeitung des Einsatzes. Der Übungsleiter der Cobra ist jedenfalls sehr zufrieden, sagt er nach dem Einsatz auf Anfrage des ORF Vorarlberg, die Übung sei rund drei Monate lang vorbereitet worden.
Taktisches Modell
Man sei immer auf der Suche nach geeigneten Übungsorten für solche und andere Szenarien, so der Beamte, der seinen Namen nicht in den Medien nennen möchte. Wichtig sei, dass man den Regelbetrieb der jeweiligen Einrichtung nicht störe. Der Einsatz selbst sei nicht vom Gebäude abhängig, sondern von der Lage – es gebe also keinen gesonderten, festen Plan für jedes öffentliche Gebäude. Man gehe nach einem taktischen Modell vor, das im Prinzip in jedem Gebäude funktioniere.
Übung Geiselnahme Spital Dornbirn
Ein Geiselnehmer dringt in ein Krankenzimmer des Stadtspitales Dornbirn ein und nimmt einen Patienten als Geisel. Für die schnelle Interventionsgruppe der Cobra ein spannende Übungsannahme.
120 Einsätze der Vorarlberger Cobra jährlich
Neue Erkenntnisse habe man bei der Übung im Spital nicht gewonnen, so der Übungsleiter – man müsse nur ein paar Nuancen anpassen und sei für den Ernstfall sehr gut vorbereitet. Denn die Cobra ist allzeit bereit: Sie ist eine sogenannte „stehende“ Einheit, die 24 Stunden an 365 Tagen in Bereitschaft steht und in höchstens 70 Minuten an jedem Einsatzort im Zuständigkeitsbereich sein soll – abhängig von der geographischen Lage.
Bis zu 120 Einsätze hat die Vorarlberger Cobra im Jahr – den Rest der Zeit verbringt man mit Ausbildung und intensivem Training und mindestens einer größeren Übung wie am Dienstag in Dornbirn.