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MARCEL HAGEN
MARCEL HAGEN
Wirtschaft

Vorarlberg nicht von Chaos an Strombörse betroffen

Die Turbulenzen an den Strombörsen wirken sich nicht auf Vorarlberg aus. Anders als bei der Wien-Energie, die jetzt Milliarden Euro vom Staat braucht, läuft die Versorgung hierzulande anders. Wien ist stark von der Strompreisbörse abhängig, Vorarlberg nicht, weil das Land fast ausnahmslos bei den Erzeugern direkt einkauft.

Eine Studie der Fachhochschule Vorarlberg hat ergeben, dass der Strombedarf des Landes 2.600 Gigawatt-Stunden im Jahr beträgt. 2.200 davon werden im Land selbst produziert. Mit dieser Eigenversorgungsquote von 85 Prozent sei die Abhängigkeit des Landes vom derzeit turbulenten Strommarkt sehr gering, sagt Markus Preißinger, Leiter des Forschungszentrums Energie an der FH in Dornbirn. Auch die fehlenden 400 Gigawattstunden müssen nicht zur Gänze zugekauft werden, da Vorarlberg auch Bezugsrechte für Strom aus den Donaukraftwerken hat. Es muss also nur recht wenig Strom über den internationalen Markt importiert werden.

Vorarlberg kauft Strom direkt bei anderen Stromkonzernen

Aber auch die paar hundert Gigawattstunden kauft Vorarlberg nicht über die Strombörse, die ja der Wien-Energie jetzt zum Verhängnis wird. Vorarlberg kauft über so genannte Over-the-Counter Geschäfte, also direkt bei anderen Stromkonzernen, mit denen es Lieferverträge gibt. Extreme Kautionen, wie sie für den Stromhandel an der Börse derzeit hinterlegt werden müssen, gibt es bei diesen Geschäften nicht. Alle Partner sind verpflichtet, die vereinbarte Strommenge zum vereinbarten Zeitpunkt zum vereinbarten Preis zu liefern, heißt es bei illwerke/vkw. Die Strompartner werden ständig überprüft und können vom Konzern jederzeit gesperrt werden.

Durch die Preisexplosion stiegen die Kautionen

An der Börse wird Strom oft zwei Jahre im Voraus gekauft und verkauft, aber erst im Nachhinein bezahlt. Zur Absicherung muss Kaution hinterlegt werden. Steigt der Preis, steigt auch die Kaution. Vergangenes Jahr konnte man sich an der Börse eine Gigawatt-Stunde Strom um 100.000 Euro sichern, musste dafür aber 25.000 Euro Kaution als Sicherheit hinterlegen. Dann explodierten die Preise und wer dieses Geschäft damals eingegangen ist, muss bis heute ein Vielfaches dieser damaligen Kaution nachzahlen. Konzerne wie Wien-Energie, die sich Tausende von Gigawatt-Stunden an der Börse sichern, bekommen da schnell Probleme.

Vorarlberg kauft nur sehr wenig Strom an der Börse

Ganz ohne die Strombörse kommt aber auch Vorarlberg nicht aus. Ein ganz geringer Teil des Vorarlberger Stroms werde auch an der Börse gekauft und verkauft, heißt es bei den illwerken/vkw. Angesichts der sehr geringen Strommenge, die dort gehandelt werde, sei das finanziell aber sehr leicht zu verkraften. Zudem seien es nur ganz kurzfristige Geschäfte, sodass die Kautionen meist am nächsten Tag wieder frei würden. Zahlen nennt das Unternehmen hier keine.