Kurt Gerszi
ORF Vorarlberg
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Tourismus

Barrierefreiheit im Tourismus auf dem Prüfstand

Kurt Gerszi aus Schruns sitzt nach einer schweren Hirnblutung seit zwölf Jahren im Rollstuhl. Seitdem ist er als Urlaubstester tätig: Er besichtigt Reiseziele und testet, ob dort ein unbeschwerter Urlaub für Menschen mit Beeinträchtigung möglich ist.

Tourismusorte einmal mit den Augen eines beeinträchtigten Menschen sehen: Kurt Gerszi war dieses Mal am Hochjoch im Montafon unterwegs. Zu Beginn des Ausflugs stellt sich bei der Talstation der Hochjochbahn die Frage, wie der Einstieg funktionieren soll.

Vorne gibt es viele Stufen, doch hinten kann Herr Gerszi mit seinem Rollstuhl mühelos in das Gebäude hineinfahren. Der Einstieg in die Bahn funktioniert ebenso mühelos, denn ein freundlicher Mitarbeiter nimmt Frau Gerszi den Rollstuhl ab.

Kurt Gerszi bei der Hochjochbahn
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Ein Mitarbeiter hilft mit dem Rollstuhl

Ständiger Kampf mit den Stiegen

Der Kampf mit den Stiegen ist – egal wo – ein ständiger. Vor allem in älteren Gebäuden – wie beim Kapell-Restaurant auf dem Hochjoch. Jenes soll abgerissen werden, was die Hürde beseitigen würde. Bis dahin wurde eine Treppensteighilfe angeschafft.

„Diese Treppensteighilfe haben wir jetzt im Juli angeschafft. Nachdem wir mit dem Lift technische Probleme hatten, habe ich beim österreichischen Zivil-Invaliden-Verein angerufen und gefragt, was wir für Möglichkeiten haben. Und dann wurde mir dieses Gerät empfohlen“, erklärt Erich Fritz von der Silvretta Montafon.

Kurt Gerszi im Treppenlift
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Eine Treppensteighilfe hilft in alten Gebäuden dabei, in unterschiedliche Stockwerke zu gelangen

Ausflüge bringen unglaublich viel Kraft

Oben im Restaurant angekommen kann Herr Gerszi aufgrund des rutschfesten Teppichbodens die wenigen Schritte bis zum Tisch sogar ohne Rollstuhl bewältigen. Er beschreibt, dass ein einziger Tagesausflug wie dieser unglaublich viel Kraft bringen könne: „Das sind Momente, wo ich sage, okey, davon kann ich sechs bis acht Wochen leben. Das sollte für jemanden, der Hilfe braucht, die Regierung decken“, beschreibt Kurt Gerszi seine Freude über den Ausflug.

Politik mit offenem Ohr für Unterstützung

Gerszi wünscht sich von der Politik, dass jedem Menschen mit Beeinträchtigung mehrere Male im Jahr ein solcher Tapetenwechsel ermöglicht wird. Damit stößt er bei der Gesundheits- und Tourismussprecherin der Vorarlberger Grünen, Nadine Kasper, auf offene Ohren:

„Das sind Dinge, die Menschen, die völlig gesund sind, oft gar nicht auffallen – beispielsweise: Warum zahlen Menschen, die eine Begleitperson brauchen, für diese noch eine Eintrittskarte?“, gibt Kasper zu bedenken. Im Montafon bezahlen Begleitpersonen von beeinträchtigen Menschen den Kindertarif – in anderen Destinationen den vollen Preis.

Barrierefreiheit im Tourismus

Der Schrunser Kurt Gersi hatte vor zwölf Jahren eine schwere Hinrblutung. Seither sitzt er im Rollstuhl. Aufgeben war seine Sache nicht. Im Gegenteil. Der gebürtige Niederösterreicher will für die anderen geschätz 300 Rollstuhl-Fahrer im Land etwas tun. Er klopft Tourismusdestinationen auf ihre Barrierefreiheit ab. Heute das Hochjoch im Montafon.

Urlaubsbuchung als Lotteriespiel

Bei der Urlaubsbuchung sei es schon vorgekommen, dass Herr Gerszi das gewünschte behindertengerechte Zimmer vor Ort nicht bekommen habe: „Der Behinderte soll selbst aktiv sein oder sein Begleiter und nicht im Internet irgendeine Homepage nutzen, sondern eher zum Tourismusverband gehen, weil dieser die Informationen hat“, sagt Gerszi.

Das Wissen für Menschen mit Beeinträchtigung sollte jedoch nicht nur in den Tourismusämtern verfügbar sein – auch in Herbergsbetrieben müsse in Zukunft vermehrt vermittelt werden.