Bodenseefischer im Boot
ORF Vorarlberg
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Wirtschaft

Berufsfischer am Bodensee „müssen umdenken“

Für Berufsfischer am Bodensee wird das Überleben immer schwieriger, denn was in den Netzen landet, wird ständig weniger. Seit Jahren schrumpfen die Erträge – vor allem bei den beliebten Felchen. Für Fischer und Konsumenten heißt es nun umdenken, sagt der Obmann der Vorarlberger Berufsfischer, Albert Bösch.

Wir müssen umdenken und neue Fische ins Auge fassen, sagt Bösch. Man müsse den Konsumentinnen und Konsumenten neue Fischarten wie zum Beispiel Rotaugen, Braxen und Welse schmackhaft machen. Es gebe auch Fische, die vom Klimawandel profitieren.

Kormoranmanagement für gesamten See gefordert

Natürlich müsse man auch etwas für den Felchenbestand im Bodensee tun. Unter anderem brauche es ein Kormoranmanagement – wie in Vorarlberg – für den gesamten Bodensee, sagt Bösch. Inzwischen lebten am Bodensee etwa 900 Brutpaare in mindestens acht Kolonien, die sich von Fischen aus dem Bodensee ernähren.

Ein weiterer Grund für den Rückgang der Felchen ist, dass der Stichling, der sich explosionsartig vermehrt hat, den Felchen immer mehr Plankton wegfrisst. Nun gebe es Studien, sagt Bösch, die besagen, dass es möglich ist, den Stichling zu bewirtschaften – das müsse man nun auch tun.

Obmann der Vorarlberger Berufsfischer Bösch über die Situation am Bodensee

Der Obmann der Vorarlberger Berufsfischer Albert Bösch spricht unter anderem über die Situation am Bodensee. Außerdem berichtet er was unternommen werden kann, um den Fischbestand zu erweitern.

Berufsfischer Blum sieht düstere Zukunft

Franz Blum aus Fußach ist Fischer mit Leib und Seele. Bereits in dritter Generation fahren die Männer seiner Familie auf den See. Doch von Jahr zu Jahr wird es für Berufsfischer schwerer – heuer zeichnet sich die schlechteste Fangsaison seit Jahrzehnten ab. Blum glaubt nicht, dass er die Fischfang-Tradition an seinen Sohn noch weitergeben kann, obwohl er natürlich alles dafür tun wird, um es weiterhin möglich zu machen.

Situation der Bodenseefischer

Das Überleben wird für Fischer am Bodensee immer schwieriger. Denn seit Jahren werden die Erträge immer weniger und die hohen Spritpreise sorgen auch heuer für eine Belastung.

Fangertrag am Bodensee wird immer geringer

Den Berufsfischern am Bodensee ist im vergangenen Jahr nach derzeitigen Schätzungen nicht einmal halb so viel Fisch ins Netz gegangen wie im Schnitt der zehn Jahre zuvor. Vor allem der Rückgang des Felchenbestands macht Sorge.

Zwar hätten die Fischer im vergangenen Jahr größere Mengen des Speisefischs gefangen als im bisher schlechtesten Jahr 2019. „Aber schon die ersten fünf Fangmonate im Jahr 2022 zeigen einen weiteren Rückgang des Felchenbestands an“, sagte die Sprecherin des Internationalen Bodensee-Fischereiverbands (IBF). „Es fährt zurzeit kaum ein Fischer zum Felchenfang auf den See, da es sich nicht lohnt.“ Die wenigen gefangenen Fische seien oft zu mager.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Kormoran mit Fisch im Schnabel
sid221 – stock.adobe.com
„Im Sommer fressen bis zu 4.000 Kormorane im See, im Winter sind es rund 1.500 Vögel“
Die Quaggamuschel setzt sich meist in Klumpen fest
Peter Rey, Hydra-Institut Konstanz
Quaggamuschel zieht immer mehr Nährstoffe aus dem Wasser
Bodensee, klares Wasser
Angela Ganthaler/ORF
Glasklares Wasser – aber zu wenig Futter für die Fische
Auslegen von Netzen für die Beprobung heutiger Felchenarten, die für den Vergleich des Erbguts mit den historischen Proben verwendet wurden
David Frei/eawag.ch
Berufsfischer fühlen sich im Stich gelassen
Berufsfischer am Bodensee
ORF
Den Berufsfischern am Bodensee ist im vergangenen Jahr nach derzeitigen Schätzungen nicht einmal halb so viel Fisch ins Netz gegangen wie im Schnitt der zehn Jahre zuvor

Stichling frisst Plankton weg

Die Gründe für den Rückgang bei den Fangmengen sind vielfältig. Zum einen führt der niedrige Phosphatgehalt des am Dreiländereck zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz gelegenen Bodensees zu weniger Zooplankton als Nahrung für die Felchen. Zum anderen frisst eine eingewanderte Fischart, der Stichling, seit einer explosionsartigen Vermehrung vor einigen Jahren nach Angaben des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums immer mehr Plankton weg – und die Quaggamuschel zieht immer mehr Nährstoffe aus dem Wasser.

Kormorane sind Fischern ein Dorn im Auge

Nach Ansicht der Fischer tragen auch Kormorane zu dem Problem bei. Inzwischen lebten am Bodensee etwa 900 Brutpaare in mindestens acht Kolonien, sagte die IBF-Sprecherin. „Im Sommer fressen bis zu 4.000 Kormorane im See, im Winter sind es rund 1.500 Vögel.“ Die fräßen inzwischen mehr Fische, als alle Fischer zusammen im Jahr fangen.