Der Schriftzug Insolvenz steht auf einem Tisch zwischen Scrabble-Buchstaben
APA/dpa-Zentralbild
APA/dpa-Zentralbild
Wirtschaft

Firmeninsolvenzen stark gestiegen

Die Zahl der Firmenpleiten in Vorarlberg ist im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Im ersten Halbjahr 2021 hat es nur 19 Insolvenzen gegeben, jetzt waren es 51. Die große Mehrheit der Insolvenzen betrifft Kleinbetriebe, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform.

Die Firmeninsolvenzen sind österreichweit so stark wie nie zuvor um 121 Prozent auf 2.429 Verfahren angestiegen und erreichen annähernd das Vorkrisen-Niveau des Jahres 2019. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist dabei um fast 100 Prozent auf 1.428 gestiegen. Die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen haben sich gar um 164 Prozent auf 1.001 erhöht.

Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, sieht zwei Gründe für die Insolvenzwelle: „Einerseits sind die staatlichen Hilfen ausgelaufen und öffentliche Gläubiger stellen vermehrt Insolvenzanträge, andererseits sind die heimischen Unternehmen nach den Lockdowns von mehreren Krisen gleichzeitig betroffen, die auf die Konjunktur drücken.“

Transportwesen neuer Spitzenreiter bei Insolvenzen

In Vorarlberg gab es im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 51 Insolvenzen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr des vergangenen Jahres sind das um 32 mehr. Das entspricht einer Steigerung von 168 Prozent. Den stärksten Zuwachs verzeichneten Niederösterreich (+188,7 Prozent), Vorarlberg (+168,4 Prozent) und Oberösterreich (+159,4 Prozent). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in der Bundeshauptstadt mit 10 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Vorarlberg mit 3 von 1.000 Unternehmen. Österreichweit mussten rund 7 von 1.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen.

Am stärksten stiegen die Insolvenzen in Österreich im Kredit- und Versicherungswesen mit einem Plus von 185,7 Prozent, gefolgt vom Handel (+131 Prozent) und dem Transportwesen („Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“) mit einem Plus von 128,3 Prozent. Die meisten Insolvenzanträge verzeichneten der Handel (432), die Dienstleistungen (416) und das Bauwesen (413). Die größte relative Insolvenzbetroffenheit herrschte im Transportwesen mit fast 20 von 1.000 Branchenunternehmen. Damit wurde erstmals das Bauwesen als die am meisten gefährdete Branche abgelöst.

Privatinsolvenzen ebenfalls gestiegen

Die Privatinsolvenzen sind in Vorarlberg ebenfalls angestiegen. Im ersten Halbjahr 2022 gab es in Vorarlberg 194 Privatinsolvenzen, das sind um 24 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Österreichweit ist die Gesamtzahl der Privatinsolvenzen um rund 36 Prozent auf über 4.700 Verfahren angestiegen. Zu den Gründen meint Weinhofer: „Die schnelleren Entschuldungsmöglichkeiten seit der Reform 2021 finden immer größeren Anklang. Hinzu kommen nun vermehrt Probleme mit den steigenden Preisen und dem Bestreiten des Lebensunterhaltes.“

Der Bundesländer-Vergleich zeigt den stärksten Zuwachs in Tirol (+65,3 Prozent), gefolgt von Oberösterreich (+56,4 Prozent) und Niederösterreich (+54,4 Prozent). Sinkende Insolvenzen verzeichnete kein Bundesland mehr. Ein Drittel aller Privatinsolvenzen ereigneten sich in der Bundeshauptstadt.

„Österreich steht erst am Beginn einer Zeit steigender Privatinsolvenzen und ein Ende ist nicht in Sicht. Angesichts der Konjunkturaussichten aufgrund der Polykrisen (Lieferkettenprobleme, Ukraine-Krieg, Inflation, Gefahr einer Stagflation, nicht ausgestandene Pandemie) wird mit neuen Rekorden bei der Zahlungsunfähigkeit privater Personen in den kommenden Jahren zu rechnen sein", meint Weinhofer.