Hornisse
Copyright: Eleonora Vatel
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Klima & Natur

Hornissen sind viel besser als ihr Ruf

Der Frastanzer Josef Bertsch hat ungewöhnliche „Haustiere“: In seinem Schopf bauen derzeit Hornissen ein Nest, das täglich um einige Zentimeter größer wird. Während andere den Kammerjäger rufen würden, ist Bertsch stolz auf seine Gäste, denn Hornissen sind viel besser als ihr Ruf.

Normalerweise verstecken Hornissen ihre Nester gut – zum Beispiel in Baumstämmen. In Frastanz haben sich die großen Brummer aber im Geräteschuppen des pensionierten Polizisten Josef Bertsch niedergelassen. Während so mancher beim Anblick der gefährlich wirkenden Insekten in Panik gerät, sind die Tiere für Bertsch willkommene Gäste: So könne er hautnah miterleben, wie ein Hornissennest entsteht, erzählt er.

Hornissen sind friedliche Nützlinge

Hornissen fressen andere Insekten. Ein intaktes Volk verzehrt täglich bis zu 500 Gramm Insekten. Hornissen sind für das biologische Gleichgewicht also von großer Bedeutung. Erwachsene Hornissen ernähren sich von Baumsäften oder von saftenden Früchten. Auch sind sie in der Regel weit weniger aggressiv, als zum Beispiel ihre „kleinen Schwestern“, die Wespen. Sie interessieren sich nur mäßig für Süßspeisen oder Limo und brummen in der Regel schnell weiter, wenn man selbst ruhig bleibt.

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Hornissennest im Aufbau
ORF Vorarlberg
Das Hornissennest im Schopf von Josef Bertsch beim Aufbau
Eine Hornisse (Vespa Crabro)
Eine Hornisse (Vespa Crabro) aus der Nähe – sie wird je nach Aufgabe (Königin, Arbeiterin, Drohne) zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Zentimeter groß
Hornissenkönigin, noch ohne Volk, beim Gründen eines neuen Nestes mit ersten Eiern
Eine Hornissenkönigin, noch ohne Volk, beim Gründen eines neuen Nestes mit ersten Eiern
Die letzte schlüpfende Hornisse im Nest
Die letzte schlüpfende Hornisse im Nest
Hornisse bei der Aufnahme von Baumsaft an der Rinde eines jungen Fliederzweigs nagend
Membeth, CC0, via Wikimedia Commons
Eine Hornisse bei der Aufnahme von Baumsaft an der Rinde eines jungen Fliederzweigs nagend

Wer Hornissen hat, den plagen keine Wespen

Mit ihren kleineren und dem Menschen meist wesentlich lästigeren Geschwistern, den Wespen, machen die Hornissen kurzen Prozess: Sie verspeisen sie! Ein Hornissennest in der Nähe bedeutet meist einen wespenfreien Sommer.

Nur sollte man das Hornissennest möglichst in Ruhe lassen. Wenn man es berührt oder gar beschädigt, verteidigt das Hornissenvolk sein Zuhause erbittert. Auch die „Einflugschneise“ von bzw. zum Nest sollte man möglichst frei halten, dann lassen einen die Hornissen, die leicht an ihrem tiefen Brummen erkennbar sind, in Ruhe. Der Verteidigungsradius um das Nest schwankt je nach Volk in der Regel zwischen zwei und sechs Metern. Werden die Tiere häufig gestört, erweitert sich dieser Radius. Innerhalb dieses Bereiches sollte man hektische Bewegungen und Erschütterungen wie Rasenmähen vermeiden.

Hornissen-Nest in Frastanz

Der Vorarlberger Josef Bertsch hat ungewöhnliche „Haustiere“ – Hornissen. In seinem Schopf entsteht derzeit ein Nest, das täglich um einige Zentimeter größer wird. Ein offenes Nest aus nächster Nähe beobachten zu können, das ist für Herrn Bertsch eine einmalige Sache.

Einfach in Ruhe lassen

Außerdem werden Hornissen durch Anatmen oder Anpusten zum Stechen gereizt. Jagende oder sammelnde Hornissen, die sich nicht in der direkten Umgebung ihres Nestes befinden, stechen nur, wenn sie gequetscht werden. Sonst versuchen sie zu fliehen. Manchmal kann man sogar zusehen, wie sie sich eine Wespe schnappen, die gerade an irgendetwas Süßem knabbert – eine beliebte Jagdmethode der Hornissen.

Hornissenstich „vergleichbar mit Wespenstich“

Hornissen haben seit jeher einen schlechten Ruf. Zu Unrecht, denn trotz ihrer Größe sind Hornissen weitaus friedliebender als oft angenommen. Auch der Hornissenstich ist zwar schmerzhaft, aber für die meisten Menschen unbedenklich. Vorsicht ist lediglich geboten, wenn der Hornissenstich eine allergische Reaktion auslöst. Auch Hornissen-Gastgeber Bertsch ist schon einmal von einer Hornisse gestochen worden, vergleicht den Stich mit einem Wespenstich. Er sei weniger stark wie ein Bienenstich, meint Bertsch.

Jedes Hornissennest einzigartig

Für ihre Nester verarbeiten Hornissen feine Holzfasern. Durch die unterschiedlichen Ausgangsmaterialien ist jedes Hornissennest einzigartig marmoriert. Ein Nest besteht aus fünf bis zwölf etagenförmig angeordneten Brutwaben mit einzelnen Brutzellen. Die Nester erreichen durchschnittliche Größen von 60 mal 25 cm. Bevorzugte, natürliche Nestplätze sind hohle Bäume oder Spechthöhlen. Aus Mangel an natürlichen Biotopen weichen sie auch auf Gartenschuppen, Dachböden oder Vogelnistkästen aus.

Der einjährige Entwicklungszyklus

Im April sucht die Königin einen geeigneten Platz für ihr Nest. Im Mai baut sie die ersten Zellen, in denen sie die ersten Arbeiterinnen aufzieht. Kaum, dass sie geschlüpft sind, übernehmen sie die Futtersuche und den Nestausbau. Die Königin beschränkt sich auf die Eiablage. Ein Volk besteht aus einer Königin und 400 bis 700 Arbeiterinnen. Letztere leben etwa drei bis vier Wochen. Im Herbst werden Jungköniginnen und Männchen aufgezogen. Lediglich die Jungköniginnen überwintern.