Als monströs empfunden werden Wolfsons Werke – manche sind nämlich richtig harter Tobak – etwa das 3-D-Video, in dem der Künstler eine täuschend echt wirkende menschliche Puppe mit dem Baseballschläger zerschmettert und die Besucherinnen und Besucher im virtuellen Raum quasi daneben stehen und zuschauen. In einer anderen Videoarbeit lässt Wolfson ein animiertes Kondom, das mit roten Perlen gefüllt ist, durch die Straßen New Yorks schweben, zwischendurch hüpft ein fußballgroßes Virusteilchen auf einem Bett. Dann wieder fliegt eine Comicfigur durchs Bild, die sich selbst mit einem Messer aufschlitzt.
Keine Erklärungen oder moralischen Aussagen
Zu seinen Werken werden keine Erklärungen geliefert, schon gar keine moralischen Aussagen, aber man kann sich gut selbst seinen Teil dazu denken – das schwebende Kondom und das hüpfende Virus deuten auf die reale Angst vor Aids hin, und wenn da das Bild eines niedlichen Kinderzimmers auf eine pornografische Zeichnung folgt, dann sind wir alarmiert, wobei Wolfson Bilder aus dem Internet verwendet und neu zusammenstellt. Es ist ein Abriss über uns, unsere Zeit, das Internet – da ist alles schon da und auch wenn wir etwa die realen Foltervideos aus Abu Ghraib nicht selbst gesehen haben, wissen wir, dass es sie gibt.
Ausstellung „Jordan Wolfson“ von 16. Juli bis 9. Oktober, Kunsthaus Bregenz (KUB). Eröffnung am 15. Juli, 19.00 Uhr.
Roboter tanzt und nimmt Blickkontakt auf
Wolfsons bekannteste Werke sind sogenannte animatronische Figuren, also Roboter. Diese Puppen sind erstaunlich – dafür arbeitet Wolfson mit den bekanntesten Animationskünstlern Hollywoods zusammen. Die Puppen sind technisch hochkomplex und werden am Kunstmarkt hoch gehandelt. Und im Kunsthaus gibt es eines dieser Werke zu sehen: Im obersten Stockwerk tanzt eine weibliche Figur im schmutzigen Negligé und mit kniehohen Stiefeln lasziv vor einem riesigen Spiegel. Das Repertoire an Bewegungen wirkt riesig, die Figur trägt eine grüne Pestmaske im Gesicht und sie spricht. Am erstaunlichsten sind ihre Augen, die über den Spiegel direkten Blickkontakt mit den Betrachtenden aufnimmt.
Dieses Wochenende freier Eintritt
Das KUB begann seine 25-Jahr-Feier mit einer Ausstellung am Rande der Biennale Venedig mit Werken von Otobong Nkanga und Anna Boghiguian, die Anfang Juli zu Ende ging. Fortgesetzt werden die Feierlichkeiten dieses Wochenende mit Konzerten, Filmvorführungen, der Eröffnung der aktuellen Schau, dem Tag der Wiener Symphoniker und Podiumsgesprächen. Der Eintritt ist dieses Wochenende frei.