Am 1. Juli 2002 waren kurz vor Mitternacht eine russische Tupolew-Passagiermaschine und ein DHL-Frachtflugzeug zusammengestoßen. Das russische Flugzeug war auf dem Weg von Moskau nach Barcelona. An Bord befanden sich 69 Passagiere, darunter 47 Kinder. Sie wollten in Spanien Urlaub machen.
Das deutsche Frachtflugzeug des Typs Boeing 757 war mit Pilot und Co-Pilot auf dem Weg nach Brüssel. Die beiden Flugzeuge kollidierten zwischen 23.35 und 23.36 Uhr in 11.000 Metern Höhe. Keiner der 71 Menschen überlebte den Absturz. Am Boden selbst gab es keine Verletzen.
Was im Detail geschah
Um 23.34 Uhr meldete das Kollisionswarnsystem TCAS in beiden Cockpits die Unterschreitung des Sicherheitsabstandes. Gleichzeitig erkannte der Fluglotse bei der Flugsicherungsgesellschaft Skyguide in Zürich die gefährliche Situation. Er sah, dass die Flugzeuge auf Kollisionskurs waren. Während das Kollisionswarnsystem die Tupolew anwies, in den Steigflug zu gehen, kam gleichzeitig die Weisung vom Skyguide-Fluglotsen, das Flugzeug müsse sinken. Die Tupolew-Crew entschied sich, dem Lotsen zu folgen und weiter zu sinken – was zum fatalen Zusammenstoß führte.
20 Jahre Flugzeugkatastrophe Überlingen
Vor 20 Jahren, am 1. Juli 2002, sind über dem Bodensee in Überlingen zwei Flugzeuge zusammengestoßen. 71 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Am Freitag findet vor Ort eine Gedenkveranstaltung mit den Hinterbliebenen statt. Wie viele Menschen aus Russland tatsächlich kommen werden, steht noch nicht fest.
Fluglotse wurde erstochen
Mehr als 1.000 Polizisten und Helfer durchsuchten ein 30 Quadratkilometer großes Gebiet nach Leichen und Wrackteilen. Der Unfall ging laut Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung auf technische Mängel und menschliche Fehler bei der Schweizer Flugsicherung Skyguide zurück. Im Kontrollzentrum in Zürich war in dieser Nacht ein Fluglotse allein für den Luftraum über Süddeutschland zuständig.
Sein Radar und Telefon standen wegen Wartungsarbeiten nur eingeschränkt zur Verfügung. 2004 wurde der Fluglotse von einem Hinterbliebenen erstochen. Der Russe hatte beim Absturz Frau und Kinder verloren.
Nach dem Absturz sind mehrere Sicherheitsempfehlungen herausgegeben worden. Mittlerweile müssen etwa zwei Lotsen gleichzeitig anwesend sein.
Anreise aus Russland mit Hürden
Bislang kamen zu den Gedenken bis zu 100 Russinnen und Russen nach Überlingen. Davon ist aber beim 20. Jahrestag wegen des Krieges in der Ukraine nicht auszugehen. Für die Hinterbliebenen ist die Anreise aus Russland nach Deutschland nicht so einfach möglich. Von Seiten des deutschen Außenministeriums heißt es, dass russische Reisende, die nicht auf der Sanktionsliste stehen, ein Touristenvisum beantragen können.
Russische Staatsvertreter sind nach Angaben der Stadt zum Gedenken mit Schweigeminute und Kranzniederlegung nicht eingeladen. Polizisten werden beim Gedenken darauf achten, dass es zu keinen Störungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg kommen wird. Bisher gibt es laut Polizei auch keine Hinweise darauf.