Schüler am lernen
leszekglasner – stock.adobe.com
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Politik

Über 4,4 Millionen Euro für Nachhilfe ausgegeben

Jedes sechste Vorarlberger Schulkind hat in diesem Schuljahr laut Arbeiterkammer bezahlte Nachhilfe gebraucht. Mehr als 4,4 Millionen Euro wurden dafür ausgegeben, um 46 Prozent mehr als im vorigen Schuljahr. Die Eltern von über 7.000 Kindern konnten sich eine Nachhilfe gar nicht leisten.

Im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) hat das IFES (Institut für empirische Sozialforschung) das Monitoring durchgeführt. Demnach haben in diesem Schuljahr 7.400 Kinder eine privat bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen. Insgesamt wurden dafür 4,4 Millionen Euro ausgegeben. Das sind um 1,4 Millionen Euro mehr als noch im vorigen Schuljahr. Heuer ist laut Arbeiterkammer für Nachhilfe mehr zu bezahlen als noch in anderen Schuljahren.

Im Schnitt 580 Euro pro Kind

Durchschnittlich geben laut der Erhebung die Eltern pro Kind 580 Euro aus. Ein Drittel der Befragten spricht von einer spürbaren bis sehr stark belastenden finanziellen Situation.

Viele Eltern würden sich gar keine Nachhilfe leisten können, betont Sarah Isele, Bildungsexpertin de AK Vorarlberg. 78 Prozent der Eltern würden sich mehr Lernförderung wünschen, 67 Prozent würden eine kostenfreie Ganztagesschule als sinnvoll und notwendig sehen.

Externe Nachhilfe brauchen vor allem Kinder von jenen Eltern, die selbst keinen höheren Schulabschluss haben. Das ist auch jene Gruppe von Eltern, die für die Nachhilfe nur wenig oder gar kein Geld zur Verfügung haben.

Lernrückstände nach Pandemie

Rund ein Drittel der Schülerinnen und Schüler haben Nachhilfe erhalten, um Lernrückstände aufzuholen. Die Eltern haben angegeben, dass fast jedes zweite Kind während der Coronavirus-Pandemie weniger gelernt hat – wegen des eingeschränkten Schulbetriebs und der geringeren Lernmotivation. Bei jedem vierten Kind wurden psychische Probleme als Grund genannt.

Unangefochten an der Spitze der Nachhilfefächer steht Mathematik. Hier haben zwei Drittel der Kinder Hilfe benötigt.

Mehrfachbelastung für Frauen

Zwei Drittel der Schulkinder brauchen laut Befragung die Hilfe ihrer Eltern beim Lernen. 55 Prozent lernen mindestens einmal in der Woche mit ihren Kindern, 22 Prozent sogar täglich. 20 Prozent der Eltern tun sich aber schwer, ihren Kindern bei der Hausübung zu helfen.

Zu 75 Prozent übernehmen die Mütter das Lernen mit ihren Kindern. Isele weist auf die damit gestiegene Mehrfachbelastung für Frauen hin. Oft würden Frauen zwischen den Ansprüchen ihrer eigenen Berufstätigkeit und dem Schulerfolg ihrer Kinder aufgerieben.

Mehr Ganztagesklassen gefordert

Die Nachmittagsbetreuung in Vorarlberg hat sehr gute Noten bekommen. Isele fordert den Ausbau ganztägiger, schulischer Angebote, die mehr als nur Betreuung sind und zwar Ganztagsbildung, bei der Unterricht, Freizeit, individuelle Förderung und Stärkung sozialer Kompetenzen über den Tag verteilt stattfinden.

Die Arbeiterkammer fordert eine Entlastung für armutsgefährdete Familien. Das wären etwa Unterstützungen bei Ferien- und Lerncamps sowie ein Anhebung und Ausweitung der Schülerbeihilfe.