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Wirtschaft

Fixpreise für den Hausbau wackeln

Wer heute ein Haus baut oder eine Wohnung kauft, muss gute Nerven und vor allem Geld haben. Ein typisches Einfamilienhaus kostet 100.000 Euro mehr als noch vor eineinhalb Jahren. Die Bauträger tun sich mittlerweile schwer, Fixpreise mit den Kunden zu vereinbaren. Für die Wirtschaftskammer sind Gleitpreis-Klauseln in den Verträgen denkbar.

Der permanente Rohstoff-Mangel in Kombination mit dem Krieg in der Ukraine und den Nachwehen der Pandemie machen Bauen mittlerweile zu einem finanziellen Drahtseilakt. Die eigenen vier Wände kosten pro Quadratmeter mittlerweile mehr als 6.000 Euro. Der Materialmangel, die steigenden Preise und die damit erschwerte Kalkulation sind auch eine Herausforderung für die Bauunternehmer.

„Steigerungen zwischen 15 und 20 Prozent“

Mesut Can errichtet mit seinen Mitarbeitern derzeit Mietkaufwohnungen in Hohenems, der Bauunternehmer zieht den Rohbau für einen großen Bauträger auf. Can muss mit seinen Lieferanten gar nicht erst diskutieren: Entweder er zahlt die horrenden Preise oder es gibt keine Ziegel und keinen Stahl.

„Das ist eine Preiserhöhung von letztem Jahr auf heuer zwischen 15 und 20 Prozent“, sagt Can. Für heuer hat er noch genug Material. Aber weil es schwierig sei, die Preiserhöhungen später weiter zu verrechnen, nimmt Can jetzt weniger Aufträge an.

Materialbestand sichert Fixpreis

Auch Robert Golob denkt über das Thema Fixpreise nach. Er baut an die 40 Fertigteilhäuser im Jahr, früher hat er die Preise eineinhalb Jahre garantiert, das geht nun nicht mehr. Die Fixpreisgarantie reduziert er jetzt auf 12 oder 9 Monate.

„Das beobachten wir jetzt die nächste Zeit. Wir möchten unseren Kunden aber weiterhin anbieten, dass sie zu einem Fixpreis das Haus bauen können.“ Und das geht nur, weil Robert Golob fleißig Material gehamstert hat: „Wir haben über 1.000 Quadratmeter Parkett am Lager, wir haben über 1.500 Quadratmeter Dämmstoffe am Lager, wodurch wir das Ganze auch kalkulieren können.“

Bauen ist fast nicht mehr leistbar

Derzeit kostet eine Einfamilienhaus 100.000 Euro mehr als noch vor eineinhalb Jahren. Mittlerweile ist es für Bauträger schwierig, Fixpreise mit Kunden zu vereinbaren. Die Wirtschaftskammer denkt nun über Gleitpreis-Klauseln in den Verträgen nach.

Wirtschaftskammer rechnet mit Gleitpreis-Klauseln

Hilmar Müller, Geschäftsführer der Sparte Bau in der Wirtschaftskammer, ist aber überzeugt, dass viele Kunden in Zukunft Gleitpreis-Klauseln in ihren Verträgen mit den Baufirmen finden werden. Dass werde nicht anders gehen, weil sich das Material zu schnell verteuere.

„Bei bestimmten Materialien, wo man weiß, dass die Preise im Moment nicht wirklich vorhersehbar sind, da wird man schauen, dass man veränderliche Preise reinnimmt“, sagt Müller. Das sei aber auch für die Bauträger nicht einfach, „weil es ist einfach schwer in der Kalkulation, was kostet schlussendlich das Bauwerk, wenn es fertig ist“.

Entwicklung schwer abschätzbar

Laut Müller ist es noch nicht abschätzbar, wohin sich die Preise entwickeln. Derzeit seien die Auftragsbücher in der Baubranche noch gefüllt, aber man höre ganz leise Töne, dass hier und da abgewartet werde.

Sollte die Situation sich nicht bessern, könnte etwas weniger als bisher gebaut werden, schätzt Müller. „Man hat natürlich die Hoffnung, dass sich die Situation in der Ukraine beenden lässt, aber was die Zukunft bringt, lässt sich derzeit nicht beantworten.“