Südtiroler Siedlung in Bludenz
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Politik

Südtiroler Siedlung soll zukunftsfit werden

In der Südtiroler Siedlung in Bludenz wohnen rund 650 Einwohnerinnen und Einwohnern. Schon länger steht die Modernisierung der seit 1972 bestehenden Siedlung in Diskussion – nun starten zwei Projekte, die die Siedlung zukunftsfit machen soll.

Die in den Jahren von 1942 bis 1972 erbaute Südtiroler Siedlung in Bludenz wird im Rahmen des Projekts „Antonius & Fatima“ modernisiert. In einem mehrstufigen Prozess werden gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohner der Südtiroler Siedlung und allen Interessierten konkrete Ideen entwickelt, die in Folgeprojekten ab 2023 von der Stadt Bludenz und der Alpenländischen Gemeinnützigen WohnbauGmbH – die gleichzeitig auch Eigentümerin der 77 Häuser in der Südtiroler Siedlung ist – umgesetzt werden. Insgesamt wohnen in der Siedlung 650 Bewohnerinnen und Bewohner in 397 Wohnungen.

Südtiroler Siedlung in Bludenz
Südtiroler Siedlung in Bludenz

In drei Projektworkshops werden im Juni, September und November Fragen zu Nachbarschaft und Zusammenleben, zu Umbauten, Zubauten und Neubauten sowie zur Nutzung von Freiflächen und zum Einsatz von klimafreundlichen Verkehrskonzepten oder einer zukunftsorientierten Energieversorgung erarbeitet.

Eingeladen sind alle Anwohnerinnen und Anwohner sowie alle am Prozess Interessierten. "Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung, Unternehmen und Fachleuten werden sie in einer gemütlichen Atmosphäre darüber nachdenken und diskutieren, welche Potenziale in der Siedlung schlummern und wie diese für die Zukunft entfaltet werden können. Im Frühjahr 2023 wird es dann einen richtungsweisenden Entwicklungsplan für die Siedlung geben, aus dem in den Folgejahren konkrete Projekte umgesetzt werden.

Zwei Häuser werden als Vorlage modernisiert

Neben „Antonius & Fatima“ startete im Jänner 2022 ein weiteres Sanierungsprojekt in der Südtiroler Siedlung: Zwischen 2022 und 2024 sollen zwei Häuser modernisiert werden – die baulichen Ergebnisse werden als Grundlage für die Sanierung der anderen Häuser dienen.

„Quartiere wie die Südtiroler Siedlung in Bludenz leisten einen wichtigen Beitrag zum leistbaren Wohnen in Vorarlberg. Gleichzeitig ist sie als ehemalige Arbeitersiedlung auch historisch einzigartig und muss als wichtiges Erbe der Nachkriegszeit bestmöglich erhalten werden“, sagt Landesrat Marco Tittler (ÖVP).

Wie die Südtiroler Siedlungen entstanden sind

In Südtiroler-Siedlungen wurden Anfang der 1940er Jahre im Deutschen Reich (Deutschland und Österreich) Wohneinheiten in einheitlicher Bauweise für die zugezogenen Südtiroler errichtet. Adolf Hitler und der italienische Faschistenführer Benito Mussolini schlossen 1939 ein Abkommen („Hitler-Mussolini-Abkommen“): Es zwang die Südtiroler, sich zu entscheiden, ob sie unter den Bedingungen des italienischen Faschismus in Südtirol bleiben oder in das Deutsche Reich auswandern wollen.

80 Prozent (166.488 Südtiroler) entschieden sich für die Option – und bis Kriegsende wanderten etwa 75.000 von ihnen aus. So wurden etwa 11.000 von ihnen in eilends errichteten Wohnsiedlungen in Vorarlberg untergebracht. Diese Siedlungen stehen bis heute in den größeren Gemeinden und Städten Österreichs und sind als „Südtiroler-Siedlungen“ bekannt.