Der Tisner Pfarrer Stefan Biondi wechselt eines der Grab-Motive
ORF
ORF
Religion

Das „Heilige Grab“ in Tisis

In vielen Kirchen in Vorarlberg wird über die Ostertage ein „Heiliges Grab“ aufgebaut, das die Auferstehungsgeschichte veranschaulicht. Viele dieser Darstellungen werden von bunten, beleuchteten Glaskugeln umgeben. Was heute fast kitschig wirkt, war für die Menschen früher beeindruckend.

Im hinteren Teil der Pfarrkirche in Feldkirch-Tisis steht es seit Beginn der Karwoche das barocke „Heilige Grab“. Es stammt ursprünglich aus Mittelberg, der Heimat des Tisner Pfarrers Stefan Biondi: „Ich kenne die volle Form aus meiner Kindheit als Ministrant in Mittelberg. Und viele Jahre später habe ich Bestandteile des Mittelberger heiligen Grabes in der dortigen Kirche auf dem Dachboden gefunden.“

Bunte Kugeln waren eine Sensation

Typisch für diese historischen Grab-Aufbauten sind die beleuchteten Glaskugeln. „Die bunten Kugeln sind sicher eine große Errungenschaft der Barockzeit bis hinein ins 19. Jahrhundert gewesen", erklärt Biondi: "Überhaupt solch buntes Glas zu haben! Heutzutage finden das manche kitschig, aber man muss verstehen, was es bedeutet hat, in einer Zeit ohne elektrisches Licht solche Kugeln zu zeigen.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Das heilige Grab in Tisis wird von bunten Glaskugeln beleuchtet, die heute vielleicht kitschig erscheinen – im Barock aber beeindruckend empfunden wurden
ORF
Das heilige Grab in Tisis wird von bunten Glaskugeln beleuchtet, die heute vielleicht kitschig erscheinen – im Barock aber beeindruckend empfunden wurden
Diözesan-Archivar Michael Fliri vor dem heiligen Grab in Tisis
ORF
Laut Diözesan-Archivar Michael Fliri erleben die „Heiligen Gräber“ in Vorarlbergs Kirchen eine richtige Renaissance, zurzeit sind in 30 Kirchen im Land solche oder ähnliche Darstellungen zu sehen.
Der Tisner Pfarrer Stefan Biondi wechselt eines der Grab-Motive
ORF
Eine Eigenart der „Heiligen Gräber“ sind die einander – ja nach Tag – abwechselnden Darstellungen. Hier wechselt der Tisner Pfarrer Stefan Biondi eines der Motive aus.
Das heilige Grab besteht aus verschiedenen Bildtafeln, die von Tag zu Tag wechseln. Hier das Gründonnerstags-Motiv mit dem Kelch
ORF
Das Gründonnerstags-Motiv zeigt den Abendmahls-Kelch und Jesu’ Ölbergwache
Am Ostersamstag wird Jesus im Grab gezeigt
ORF
Am Ostersamstag zeigt das Motiv zunächst Jesus im Grabe, dann ist das Grab leer…
Der Tisner Pfarrer Stefan Biondi wechselt eines der Grab-Motive
ORF
Von Tag zu Tag wird gewechselt: Am Karfreitag wird der Dornengekrönte gezeigt, am Ostersamstag dann zunächst Jesus im Grab, dann ist das Grab leer und schließlich in der Osternachts-Liturgie erscheint der Auferstandene.

„Heilige Gräber“ erleben eine Renaissance

Im Mittelalter hatte fast jede Kirche ein „Heiliges Grab". Heute sind in 30 Vorarlberger Gotteshäusern solche Gräber zu sehen – Tendenz zunehmend, sagt Diözesan-Archivar Michael Fliri: „Es gibt eine richtige Renaissance. In vielen Orten hat man Teile zusammengesucht, restauriert, wieder zusammengestellt, in die Kirchen gestellt und macht so die Karwoche viel erlebbarer für das Auge, viel sinnlicher.“ Der Kern der Botschaft bleibe derselbe, so Fliri: "Es erzählt die Geschichte der Karwoche, der Auferstehung Christi. Es erzählt die Botschaft vom Dunkel ins Licht, die Auferstehung und Ostern.“

Heiliges Grab in Tisis

In der Karwoche wird in einigen Kirchen wieder ein Heiliges Grab aufgestellt. Damit soll den Gäubigen der letzte Akt der Leidensgeschichte Christi nahegebracht werden. Unter anderem werden dafür beleuchtete Osterkugeln verwendet. „Vorarlberg heute“ war bei dem Heilige Grab in Tisis.

Wechselnde Bilder

Typisch für die „Heiligen Gräber“ und das Mittelalter ist die abwechselnde Inszenierung: Wie in einem Theater die Bühnenbilder wechseln im „Grab“ die bildlichen Darstellungen von Tag zu Tag. Steht am Gründonnerstag noch der Kelch im Mittelpunkt, ist es am Karfreitag der Dornengekrönte, am Ostersamstag sehen Besucher der Kirche zunächst Jesus im Grab. Dann ist das Grab leer, bevor in der Osternachts-Liturgie die Auferstehung mit einem entsprechenden Bild gefeiert wird.