Im hinteren Teil der Pfarrkirche in Feldkirch-Tisis steht es seit Beginn der Karwoche das barocke „Heilige Grab“. Es stammt ursprünglich aus Mittelberg, der Heimat des Tisner Pfarrers Stefan Biondi: „Ich kenne die volle Form aus meiner Kindheit als Ministrant in Mittelberg. Und viele Jahre später habe ich Bestandteile des Mittelberger heiligen Grabes in der dortigen Kirche auf dem Dachboden gefunden.“
Bunte Kugeln waren eine Sensation
Typisch für diese historischen Grab-Aufbauten sind die beleuchteten Glaskugeln. „Die bunten Kugeln sind sicher eine große Errungenschaft der Barockzeit bis hinein ins 19. Jahrhundert gewesen", erklärt Biondi: "Überhaupt solch buntes Glas zu haben! Heutzutage finden das manche kitschig, aber man muss verstehen, was es bedeutet hat, in einer Zeit ohne elektrisches Licht solche Kugeln zu zeigen.“
„Heilige Gräber“ erleben eine Renaissance
Im Mittelalter hatte fast jede Kirche ein „Heiliges Grab". Heute sind in 30 Vorarlberger Gotteshäusern solche Gräber zu sehen – Tendenz zunehmend, sagt Diözesan-Archivar Michael Fliri: „Es gibt eine richtige Renaissance. In vielen Orten hat man Teile zusammengesucht, restauriert, wieder zusammengestellt, in die Kirchen gestellt und macht so die Karwoche viel erlebbarer für das Auge, viel sinnlicher.“ Der Kern der Botschaft bleibe derselbe, so Fliri: "Es erzählt die Geschichte der Karwoche, der Auferstehung Christi. Es erzählt die Botschaft vom Dunkel ins Licht, die Auferstehung und Ostern.“
Heiliges Grab in Tisis
In der Karwoche wird in einigen Kirchen wieder ein Heiliges Grab aufgestellt. Damit soll den Gäubigen der letzte Akt der Leidensgeschichte Christi nahegebracht werden. Unter anderem werden dafür beleuchtete Osterkugeln verwendet. „Vorarlberg heute“ war bei dem Heilige Grab in Tisis.
Wechselnde Bilder
Typisch für die „Heiligen Gräber“ und das Mittelalter ist die abwechselnde Inszenierung: Wie in einem Theater die Bühnenbilder wechseln im „Grab“ die bildlichen Darstellungen von Tag zu Tag. Steht am Gründonnerstag noch der Kelch im Mittelpunkt, ist es am Karfreitag der Dornengekrönte, am Ostersamstag sehen Besucher der Kirche zunächst Jesus im Grab. Dann ist das Grab leer, bevor in der Osternachts-Liturgie die Auferstehung mit einem entsprechenden Bild gefeiert wird.