Telefonseelsorge
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Soziales

Telefonseelsorge wird noch mehr gebraucht

Die Krise scheint zum Dauerzustand zu werden: Erst hat die Coronavirus-Pandemie so ziemlich alles auf den Kopf gestellt, dann bricht auch noch ein Krieg aus in Europa. Das belastet uns nicht nur wirtschaftlich, sondern auch seelisch. Messbar wird das bei der Telefonseelsorge: Dort suchen inzwischen so viele Menschen Hilfe, wie noch nie.

Schon in den beiden Pandemie-Jahren riefen wesentlich mehr Menschen die Telefonseelsorge an, als jemals zuvor. Jetzt verzeichnet man dort einen noch höheren Anstieg: Im ersten Quartal 2022 waren es noch einmal 15 Prozent mehr, als zur gleichen Zeit im Vorjahr.

Hochgerechnet aufs ganze Jahr kämen so bis Ende des Jahres rund 19.000 Anrufe zusammen – so viele wie noch nie in der 40-jährigen Geschichte der Telefonseelsorge, sagt deren Leiter Sepp Gröfler.

Ukraine-Krieg verstärkt die Sorgen

Die Hilfesuchenden haben ganz unterschiedliche Probleme. Auch wegen den Folgen des Krieges in der Ukraine suchen die Anrufenden Rat, berichtet Gröfler: „Man macht sich Sorgen wegen der Inflation, ums Geld, um Angehörige oder man kennt jemand mit Bezug zur Ukraine. Aber auch die Bilder, die uns täglich von den Medien erreichen – weinende Kinder – sind für Menschen, die schon belastet sind, doppelt und dreifach schwer auszuhalten.“

Auch mehr Männer suchen das Gespräch

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Die Telefonseelsorge ist kostenlos rund um die Uhr erreichbar unter Nummer 142.

Überwiegend suchen zwar weiterhin Frauen ein Gespräch mit der Telefonseelsorge, doch es rufen auch immer mehr Männer an. Vor einigen Jahren war noch etwa ein Drittel männlich, inzwischen sind es knapp 43 Prozent, so Gröfler.

Leicht zurückgegangen sind hingegen die Anrufe von Kindern- und Jugendlichen. Gröfler führt das darauf zurück, dass es während der Pandemie lange Zeit nicht möglich gewesen ist, Workshops und Vorträge an Schulen durchzuführen. Seit kurzem finden diese aber wieder Statt. Gröfler rechnet daher damit, dass sich auch wieder mehr junge Menschen bei der Telefonseelsorge melden werden.