Christof Drexel
Markus Gmeiner/Pzwei
Markus Gmeiner/Pzwei
Wirtschaft

Treibstoffpreise nicht „wahnsinnig“ hoch

Der Vorarlberger Klimaexperte Christof Drexel sagt, die aktuellen Preise für Benzin und Diesel seien nicht „wahnsinnig“ hoch. Wenn man die Gesamtkosten für ein Auto betrachtet, machen die Preiserhöhungen nur zehn bis 15 Prozent aus.

ORF Vorarlberg: Herr Drexel, es gibt im Moment sehr viele Überlegungen, wie man die hohen Energiekosten in den Griff bekommen könnte. Einer dieser Vorschläge ist, die Steuern, zum Beispiel die Mehrwertsteuer zu reduzieren oder auszusetzen. Ist das aus Ihrer Sicht eine sinnvolle Vorgangsweise?

Drexel: Ich würde sagen eher nein. Wenn wir jetzt den Spritpreis beispielsweise anschauen und das in Relation zu den gesamten Autokosten stellen, dann geht es hier um eine Erhöhung der Kosten von zehn bis 15 Prozent. Das kann man relativ gut abfedern. Das heißt, ich würde das nicht über generelle Steuersenkungen behandeln, sondern wenn dann Härtefälle behandeln bzw. dort gegensteuern, wo es wirklich Not tut, nämlich bei finanziell benachteiligten Menschen.

ORF Vorarlberg: Manche sagen ja auch, von diesen Steuersenkungen würden Leute profitieren, die große Autos haben und viel Benzin oder Diesel brauchen. Und diejenigen, die wenig Treibstoff brauchen oder gar keinen Treibstoff brauchen, weil sie nicht mit dem Auto fahren, die wären da eigentlich benachteiligt.

Drexel: Ja, das ist genau das, was ich meine. Dass man da eher auf die Gruppe der wirklich finanziell Benachteiligten schaut und nicht alles über einen Kamm scheren will.

ORF Vorarlberg: Könnte die aktuelle Situation aus Ihrer Sicht auch ein Impuls dafür sein, dass man verstärkt vom Individualverkehr, also vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umgerüstet oder umsteigt?

Drexel: Auf jeden Fall. Ich denke, es gibt für jede oder jeden Autofahrer Möglichkeiten umzusteigen, was relativ leicht geht. Und wie gesagt, wenn man zehn oder 20 Prozent der Autofahrten ersetzt, manchmal durch Radfahren, manchmal durch öffentlichen Verkehr, dann hat man da schon sehr viel bewegt.

ORF Vorarlberg: Dann kann man aber auch sagen, unter dem Strich betreffen diese Mehrkosten bei den Treibstoffen die Leute eigentlich noch nicht allzu sehr. Jedenfalls nicht so sehr, dass eine Schmerzgrenze erreicht wäre.

Drexel: Ich glaube, in der Breite ist das richtig. Aber es gibt sicher auch Einzelfälle, wo Leute, die knapp dran sind, auch gleichzeitig viel fahren müssen. Das sind dann Härtefälle, die sich dann anders darstellen. Aber ich glaube, in der Breite kann man das durchaus so formulieren. Im Durchschnitt tut uns diese Teuerung noch nicht wahnsinnig weh.

ORF Vorarlberg: Eine andere, bereits festgelegte Maßnahme ist ja die Einführung eines CO2-Preises. Also wer mehr Kohlendioxid ausstößt, der muss entsprechend mehr bezahlen. Halten Sie es für sinnvoll oder richtig, wenn man jetzt diese CO2-Bepreisung verschieben würde?

Drexel: Nein, auf keinen Fall. Weil genau diese CO2-Bepreisung in die richtige Richtung lenkt, nämlich es wird Geld eingenommen, das dann aber wieder auf alle verteilt wird. Das heißt, wenn jemand weniger fährt als der Durchschnitt oder sich weniger Autofahrten leisten kann, der bekommt trotzdem den Durchschnitt zurück. Der wird also profitieren davon. Also genau das ist eine sozial wirksame Maßnahme, dass wir diese CO2-Steuer einführen und die, die viel emittieren, die werden das spüren. Das sind aber auch die, die sich in der Regel leisten können, und die, die weniger emittieren, weniger als der Durchschnitt. Die werden davon profitieren. Und deswegen sollte man das auf keinen Fall verschieben.