Viadukt mit Güterzug
OEBB/David Payr
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Mehr Güter sollen auf die Schiene gebracht werden

Gerade einmal zwölf Prozent aller Güter werden in Vorarlberg auf der Schiene transportiert. Das könnte sich in naher Zukunft ändern, glauben Mobilitäts-Landesrat Daniel Zadra (Grüne) und ÖBB-Chef Andreas Matthä. Dazu soll es Unternehmen unter anderem erleichtert werden, einen eigenen Schienenanschluss zu bekommen.

Güter mit der Eisenbahn zu transportieren statt mit dem Lastwagen – das wäre eigentlich die umweltfreundlichere Lösung. In Vorarlberg werden allerdings derzeit 88 Prozent der Güter per Lkw transportiert. Nach Vorstellung von Landesrat Zadra und ÖBB-Vorstandschef Matthä könnte sich das aber ändern. Ein Grund für diese Annahme ist der stark steigende Dieselpreis. Aber der Umstieg soll den Unternehmen auch erleichtert werden. Hier gebe es viel „Luft nach oben“, so Zadra und Matthä bei einem Pressegespräch am Montag am Güterbahnhof Wolfurt.

Land arbeitet an Strategie

Das Land arbeite intensiv an einer Güterverkehrs-Gesamtstrategie, sagt Landesrat Daniel Zadra. „Wir sind das erste Bundesland, das sich dem widmet. Wir sind in der Endausarbeitung.“ Er erwarte sich zahlreiche Akzente durch die Verlagerung auf die Schiene.

Einer davon ist, dass es in Vorarlberg wieder mehr direkte Bahnanschlüsse an Industriebetriebe geben soll. Es waren schon einmal 52, derzeit sind gerade noch 15 in Betrieb. Die Gründe für den Rückgang seien vielfältig, so müsse ein Unternehmen etwa die Wartung einer solchen Strecke selbst bezahlen. Das bedeute eine „Wettbewerbsverzerrung“ gegenüber der Straße, so Zadra. Vom Bund gebe es nun diesbezüglich ein Förderprogramm, dass es den Wirtschaftsbetrieben ermögliche, leichter ein Anschluss zu schaffen.

Bahnchef Andreas Matthä und Landesrat Daniel Zadra
APA/ANGELIKA GRABHER-HOLLENSTEIN
Beim Pressegespräch am Montag am Güterbahnhof Wolfurt: Bahnchef Andreas Matthä (links) und Landesrat Daniel Zadra

„So normal wie Straßenanschluss“

Auch die ÖBB will Anschlüsse für Unternehmen in Zukunft verstärkt forcieren. „Es sollte so normal sein, als Industriebetrieb einen Bahnanschluss zu bekommen, wie es normal ist, einen Straßenanschluss zu haben. Und insofern kämpfen wir hier auch für faire Wettbewerbsbedingungen für Straße und Schiene“, so ÖBB-Chef Matthä.

Zadra und Matthä sind überzeugt: Wer in Zukunft einen eigenen Bahnanschluss besitzt, wird einen klaren Standort- und Wettbewerbsvorteil für sich nutzen können.

ÖBB wollen „aktiven Austausch“ mit der Industrie

Als „Allianz zur Verkehrsverlagerung“ wollen Land und ÖBB das Angebot verbessern und den Austausch mit der Wirtschaft suchen, „um auch wechselweise zu verstehen, was braucht es, um mehr Güter auf die Schiene zu bringen“, so Matthä. So will die ÖBB Rail Cargo künftig verstärkt die kleinstrukturiertere Wirtschaft Vorarlbergs, also Mittelständler, ansprechen.

Ausbau des Güterbahnhofs Wolfurt im Visier

Dazu biete man Tür-zu-Tür-Lösungen, etwa die kippbare und kranlose Behälterlösung „Mobiler“. Einsatzmöglichkeiten für den „Mobiler“ sehen die ÖBB etwa in der Baustoffindustrie. Wenn bei mineralischen Baustoffen ein von allen Partnern getragener Umstieg auf die Schiene gelinge, würden 20.000 Lkw-Fahrten (hin und retour) eingespart. Lastwagen mit hydraulischen Hubvorrichtungen kommen beim Be- und Entladen des „Mobilers“ zum Einsatz, für den Umschlag braucht es keinen Kran mehr.

Arbeiten werde man auch am weiteren Ausbau der Kapazitäten und einem schnelleren Umschlag am Güterbahnhof Wolfurt, so Matthä. Derzeit betrage die Auslastungsrate des Güterbahnhofs Wolfurt 90 Prozent, täglich würden 40 Züge und 200 bis 240 Lkw abgefertigt.

„Klimaziele sonst nicht zu schaffen“

Rund vier Millionen Tonnen Waren und Rohstoffe werden in Vorarlberg über die Schiene befördert, 28 Tonnen auf der Straße. Der Verkehr sei auch im Exportland Vorarlberg die größte CO2-Quelle, so Zadra. „Ohne Verkehrsverlagerung werden wir die Klimaziele nie und nimmer erreichen“, erklärte der Landesrat.

Bis Ende des Jahrzehnts müssen die CO2-Emissionen um 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2005 reduziert werden. Für den Verkehrsbereich würde dies bedeuten, dass um 220 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid produziert werden dürfen als noch vor vier Jahren.