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Muttergebundene Kälberaufzucht bringt viele Vorteile

Bei der modernen Milchkuhhaltung gibt es Melkroboter, computergesteuerte Fütterungssysteme und eine rasche Trennung der Kälber von ihren Müttern, kurz nach der Geburt. Es geht aber auch anders: Vereinzelt kleine Höfe gehen hier ihren eigenen Weg. Sie lassen die Kälber bei den Mutterkühen trinken, bis sie groß sind.

In Fontanella im Großen Walsertal darf das Kalb im Stall den ganzen Tag trinken, wann es will, klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Kälber werden normalerweise ein bis zwei Tage nach der Geburt von der Mutter komplett getrennt, sie ist der wirtschaftlich notwendige Milchlieferant am Hof.

Vor drei Jahren hat die Familie Stark auf die muttergebundene Kälberaufzucht umgestellt, Jungwirth Marcel Stark ist davon überzeugt: „Sie kommunizieren miteinander, spielen auch miteinander, sie haben Spaß am Leben und das freut uns zu sehen.“

Eigene Hofsennerei für Vermarktung

Finanziell heißt es auf ein paar Hundert Euro zu verzichten. Insgesamt haben die Starks etwa 1.200 Liter Milch pro Jahr weniger. Den Mehraufwand in der Haltung nicht mitgerechnet, so Jungwirth Marcel Stark: „Es gibt keine Sennerei, die diese Milch so nimmt und sie auch dementsprechend vermarktet. Darum sind wir zum Entschluss gekommen, selber eine eigene Hofsennerei zu entwickeln, um das Produkt selber verarbeiten zu können und so auch dem Konsumenten genau unsere Milch und unsere Betriebsphilosophie weiterzugeben.“

Um diesen Aufwand zu meistern, braucht es also noch ein wenig Anstrengung – was die Rinder sichtlich freut, soll auch wirtschaftlich baldigst rentabel werden.

Muttergebundene Kälberaufzucht

Eine Alternative zur gängigen Milchindustrie auf vielen Bauernhöfen: Einige Höfe lassen Kälber bei den Mutterkühen trinken, bis sie groß sind.

Kaum mehr Tierarztkosten

In Doren beim Biohof Lingenhel ist man mit der muttergebundenen Aufzucht bereits einträglicher unterwegs. Das Kalb darf morgens und abends zur Mutterkuh, die Ungeduld und spätere Zufriedenheit sind unübersehbar.

Die finanzielle Zusatzbelastung ist für die Landwirtsfamilie nicht spürbar, so Karl Lingenhel: „Wenn wir den Milchkühen kein Kraftfutter geben sind die Tiere viel gesünder. Und so ist es bei der muttergebundenen Aufzucht auch. Die Kälber sind viel gesünder, vitaler und lebendiger. Wir brauchen fast keine Tierarztkosten mehr.“

Milch mit weniger Unverträglichkeiten

Das Ergebnis ist eine Milch, die weniger Unverträglichkeit auslöst, sagt Karl Lingenhel: „Sie hat eine andere Eiweißzusammensetzung, unter anderem Omega-3-Fettsäuren und ist durch das für uns besser verdaulich.“

Im Hofladen kaufen Familien auch ihren Wochenbedarf ein, Werbung im klassischen Sinn braucht es keine, aber viel Zeit. Seminare für Schulen und Unternehmen gehören dazu, eine Gruppe aus Korea war auch schon da, wie die auf den Biohof gekommen ist, das weiß auch Familie Lingenhel nicht.