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Kultur

Vorreiterrolle: Bauen im alpinen Raum

Seit über zehn Jahren sucht der europäische Wettbewerb „Constructive Alps“ nachhaltige Bauprojekte in den Alpen – von Nizza bis Ljubljana. Von den ausgezeichneten Bauten stehen dabei auffallend viele in Vorarlberg. In einer Ausstellung im Werkraum Bregenzerwald werden die Preisträger gezeigt, es werden aber auch Fragen gestellt.

Die Alpen bieten einen begrenzten Lebensraum, den sich Bewohner, Touristen, Industrien und Städte bis in die Talböden teilen. In den Bergen zeigt sich die Klimakrise deutlicher, das Bauen am Land wiegt schwerer. Der Wettbewerb „Constructive Alps“ zeichnet Projekte aus, die mehr als gute Architektur sind, es geht um Baukultur, das Klima, Landschaft und soziale und kulturelle Aspekte.

Holz ist Trumpf, aber…

Bauen mit Holz gilt als Trumpf des klimavernünftigen Bauens. Der „Constructive Alps“-Wettbewerb bestätigt die Vorreiterrolle Vorarlbergs in diesem Segment: Auch aktuell ging der zweite Preis an die Montagehalle der Tischlerei Kaufmann in Reuthe im Bregenzerwald. Dort entsteht Modulbau mit Holz, sonstigen sortenreinen Materialien und rückbaubaren Verbindungen. „Wir müssen wieder anfangen anders zu bauen, nicht mehr so materialintensiv “, sagt Matthias Kaufmann von der Tischlerei Kaufmann. Bis dato sei das Material recht günstig gewesen, deshalb wurde nicht so sehr darauf geachtet, welche Materialien wo verwendet werden.

Montagehalle in Reuthe
Adolf Bereuter
Montagehalle der Tischlerei Kaufmann

Doch Holz ist nicht gleich Holz. Auch hier müsse man in die Tiefe gehen, sagt Architekt Johannes Kaufmann. Und darauf schauen, ob das Holz auch aus der Region kommt, oder ob immer noch sehr viel Holz von sonst wo kommt. Was sicher nicht gelte: „Es ist Holz, es ist eh alles gut, das ist sicher nicht so, das muss man schon eine genaue Betrachtung anstellen“, sagt Kaufmann.

Holz
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Aktuelle Preisträger werden vorgestellt

Die Ausstellung im Werkraum beschäftigt sich mit Fragen zum Bauen im alpinen Raum: Was wird hierzulande richtig gemacht und wo gilt es nach zu schärfen, warum steht das Bauen in den Alpen unter besonderer Verantwortung und was kann man von diesem bedeutenden Wettbewerb lernen?

Gerade im alpinen Raum haben wir ganz andere klimatische Bedingungen und auch der Boden ist knapper, sagt Belinda Rukschcio vom Werkraum Bregenzerwald. Es gebe dort keine Flächen, sondern Topografie. Deshalb müsse man gerade im alpinen Raum darüber nachdenken, was, wo, wie und vor allem auch für wen gebaut werde.

Kreislaufgerechtes Bauen im Modulhäuschen

Mit einem Häuschen, das die Mitglieder des Werkraum gemeinsam entwickeln, soll kreislaufgerechtes Bauen begreifbar gemacht werden. Entstehen soll ein Modulhäuschen nach dem Vorbild eines Baugerüsts. Dabei soll auch der Rückbau eines Gebäudes in den Fokus gestellt werden. "Wenn man ein Haus bauen würde wie ein Gerüst, dann würde man mehr über nachgedacht werden, was nach der Nutzung mit den Materialien passiert, sagt Wolfgang Schwarzmann, der für das Konzept Werkraumhäuschen zuständig ist.

Der Baukasten Werkraumhäuschen ist Labor und soll neue Lösungen aufzeigen – ein Beispiel: Herkömmliche Rohre werden gepresst, sind aus PVC und nicht rückbaubar. Die Alternative: Rohre aus Kupfer, die gelötet werden, sie können nach der Verwendung wieder sortenrein aufgetrennt werden, sagt Wolfgang Schwarzmann, der für das Konzept Werkraumhäuschen zuständig ist.

Demnächst wird das Werkraumhäuschen auf Wanderschaft gehen – als mobiler Botschafter für nachhaltiges Handwerk. Ende Februar wird im Werkraum die Finissage gefeiert und die Tafeln der Ausstellung zu Hotelzimmerwänden verbaut.

Bauen für das Klima

Der europäische Wettbewerb „Constructive Alps“ sucht seit über zehn Jahren nachhaltige Bau-Projekte in den Alpen. Von den ausgezeichneten Bauten stehen dabei auffallend viele in Vorarlberg. Was macht man hierzulande richtig und wo gilt es nachzuschärfen?