Eine Szene aus „Limbus“
Theater Kosmos / Sarah Mistura
Theater Kosmos / Sarah Mistura
Kultur

2022 vier Uraufführungen im Theater Kosmos

Das Bregenzer Theater Kosmos steigt am Donnerstag (13. Jänner) mit der Uraufführung von „Limbus“ von Florentina Hofbauer in die diesjährige Spielzeit ein. Auf dem Plan stehen fünf Produktionen, darunter vier Uraufführungen, wie die Theaterleiter Hubert Dragaschnig und Augustin Jagg am Dienstag bekanntgaben.

Das Motto des Spielplans für 2022 lautet „Traum und Wirklichkeit“. Man hoffe, „wieder normal spielen zu können“, wisse aber auch um die Fragilität der Situation, hieß es am Dienstag.

Zuversicht trotz Pandemie

Die Uraufführung von „Limbus“ findet pandemiebedingt mit rund eineinhalbjähriger Verspätung statt. Und auch am Donnerstag werde es kein Theaterabend werden, „wie wir ihn uns vorstellen“, bedauerte Dragaschnig. Kunst brauche ein offenes Herz und einen offenen Geist, in dieser Zeit der Einschränkungen und Maßnahmen sei das nur schwer möglich. Nichtsdestotrotz bleibe man zuversichtlich. Die Fragestellung „Schein oder Sein“ ziehe sich durch die Stücktexte der Kosmos-Produktionen 2022.

„Limbus“ ab 13. Jänner

Bei „Limbus“ („Vorhölle“) handelt es sich um das Siegerstück des Kosmodrom-Stückewettbewerbs 2019 zum Thema „Wer Gewalt sät“. Auf der Bühne begegnen sich dabei Swetlana Allilujewa, die Tochter von Josef Stalin, und Nelly Mann, die Frau von Heinrich Mann. „Sie arbeiten in einem fiktiven Zusammentreffen ihre Biografien ab“, beschrieb Dragaschnig den Inhalt des Stück. Beide mussten fliehen, Allilujewa aus der Sowjetunion. Mann hingegen hegte Sympathien für die Kommunisten.

Pressekonferenz am 11.01.2022
Theater Kosmos
Bei der Vorstellung des Programms 2022, von links: Augustin Jagg, Benjamin Blaikner, Hubert Dragaschnig

Vorarlberger Vorlage für „Die Entführung des Thomas G.“

Die Idee einer radikal anderen Gesellschaft bildet auch den Mittelpunkt von „Die Entführung des Thomas G.“ (Uraufführung: 24. Februar). Benjamin Blaikner schuf ein Auftragswerk rund um den Vorarlberger Thomas Gratt, der sich 1977 einer linksextremen terroristischen Vereinigung anschloss und maßgeblich an der Entführung des Unternehmers Walter Palmers beteiligt war.

Das Stück sei keine Biografie und erhebe keinen Wahrheitsanspruch, sagte Blaikner, der zur Erarbeitung des Werks Interviews mit Gratts Schwester und anderen Weggefährten führte. Vielmehr würden gesellschaftspolitische Bewegungen hinterfragt, in denen gewaltsamer Widerstand als berechtigte Antwort auf eine perspektivlos empfundene Normalität verstanden werde.

„Don Quijote“ wird noch erarbeitet

Ebenfalls ein Auftragswerk – "Don Quijote – ein Stück weg (das „weg" ist durchgestrichen, Anm.) von der Wahrheit“ – kommt im Mai zur Uraufführung. Philip Jenkins ist noch mit der Erarbeitung des Stücks beschäftigt. Dragaschnig beschrieb Don Quijote als den „berühmtesten Wandler zwischen den Welten“. Schon Don Quijotes Schöpfer Miguel de Cervantes Saavedra sei es um den Konflikt zwischen Wirklichkeit und Ideal gegangen.

„Little Italy“ gewann Stückewettbewerb

Im September folgt die Uraufführung von „Little Italy“ von Kathi Klein, im November die Premiere von „Escorial“ von Michel de Ghelderode aus dem Jahr 1930. Klein gewann mit „Little Italy“ den Stückewettbewerb des Theater Kosmos 2019. In ihrem laut Eigendefinition „dramatischen Gedicht“ versucht die Touristin Elisa in Palermo sich selbst zu finden. Ob dieses Palermo allerdings überhaupt existiert, bleibt offen. Im Einakter „Escorial“ tauschen König und Hofnarr ihre Rollen.

„Kosmodrom“ mit Stück von Nico Raschner

In der Reihe Kosmodrom, die sich der Förderung von Nachwuchsautoren verschrieben hat, ist heuer zumindest eine Uraufführung – ein Stück von Nico Raschner – geplant. Das „Drama Atelier“, in dem Kathi Klein „Little Italy“ erarbeitete, wird in Kooperation mit den „Wiener Wortstätten“ 2023 fortgeführt. Neu ist die Schiene „Kosmos Konzert“ – eine Konzertreihe mit vier Konzerten pro Jahr, die sich in die jeweilige Ausrichtung des Kosmos-Spielplans einfügt.

Gut durch die Pandemie gekommen

Die vergangenen beiden Pandemie-Jahre hätten Spuren hinterlassen, stellte Dragaschnig fest. Es werde eine gewisse Zeit brauchen, „bis Menschen wieder in Selbstverständlichkeit Veranstaltungen besuchen“, sagte er. Finanziell sei das Theater Kosmos aufgrund der Unterstützung von Bund, Subventionsgebern und Sponsoren aber gut durch die Pandemie gekommen, schwer getroffen worden seien Freischaffende.