Bernhard Bereuter
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Wirtschaft

Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt erwartet

Zu Beginn des Jahres war die Zahl der Arbeitslosen sehr hoch. Zur Überraschung aller erholte sich der Arbeitsmarkt viel früher und viel schneller als erwartet. Für 2022 erwartet AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter eine weitere Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt. Unsicherheiten gebe es aber trotzdem noch.

ORF: Herr Bereuter, Ende November hat der vierte Lockdown bei uns in Österreich begonnen. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt waren diesmal aber nicht so gravierend wie zum Beispiel beim ersten oder zweiten Lockdown. Wie hat das konkret ausgesehen?

Bereuter: Also die Auswirkungen waren durchaus gegeben, dass die Arbeitslosigkeit wieder leicht angestiegen ist, aber deutlich verringert wie beim letzten Lockdown. Wir hatten Ende Oktober rund 400 Personen unterm Vorkrisenniveau und bis Ende November lagen wir 100 Personen darüber. Das heißt, die Auswirkungen des Lockdowns haben sich nicht so massiv ausgewirkt auf dem Arbeitsmarkt wie vorerst erwartet.

ORF: Wenn der Winter jetzt tatsächlich normal verlaufen würde, ohne weiteren Lockdown nämlich, würde sich oder könnte sich die Lage bei den Arbeitslosen wieder so schnell positiv entwickeln, noch positiver entwickeln, wie wir das in den vergangenen Monaten gesehen haben?

Bereuter: Ja, wir gehen davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt durchaus gut entwickeln wird. Wir gehen auch für das nächste Jahr davon aus, dass die wirtschaftlichen Entwicklungen gut sein werden, die Personalnachfrage bei den Unternehmen gegeben sein wird. Und damit rechnen wir auch, dass die Arbeitslosigkeit weiter zurückgeht. Die Unsicherheiten sind natürlich gegeben, weil keiner von uns einschätzen kann, wie es sich tatsächlich entwickelt und welche Einschränkungen damit verbunden sind. Rein vom Wirtschaftswachstum her gehen die Prognosen davon aus, dass ein Wachstum von rund 3,5 Prozent im Jahr 2022 da sein wird. Das ist auch die Grundvoraussetzung, dass sich die Arbeitslosenzahlen nach unten entwickeln.

ORF: Das Jahr 2021 war eine Achterbahnfahrt. Was bedeutet aber dieses Auf und Zu für den Arbeitsmarkt? Verändert sich da etwas?

Bereuter: Auf jeden Fall. Diese Entwicklungen waren nicht vorhersehbar. Wir sind ja, wenn wir zurückblicken, im Jänner gestartet mit über 16.000 Arbeitslosen. Ende Oktober waren es um die 9.500 Arbeitslose, also deutlich zurückgegangen. Und das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Nur profitieren nicht alle Gruppen der Arbeitslosen gleichermaßen von dieser positiven Entwicklung. Zum Beispiel die Anzahl der Langzeit-Beschäftigungslosen liegt noch deutlich über dem Vorkrisenniveau. Also hier hat sich die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt noch nicht durchgeschlagen.

ORF: Wenn man aber einen fünften Lockdown ins Spiel bringen würde, dann müssten diese Prognosen natürlich entsprechend massiv nach unten korrigiert werden?

Bereuter: Ja, dann würden die Prognosen sicher nach unten korrigiert. Das hängt natürlich auch immer davon ab, wie lange die Lockdowns sind. Aber der ständige Aufwand, auf und zu oder so zu sagen „Stopp and Go“-Politik, das ist sehr schwierig für den Arbeitsmarkt. Und das wird auch langfristig Folgen haben für den Arbeitsmarkt. Gerade für Personen, die sich ohne Unterstützung schwertun, wieder einen Job zu finden. Für diese Personengruppen wird es noch einmal schwieriger. Und dann kommt zu den persönlichen Problemen, gesundheitlichen Einschränkungen, niedrigen Qualifikationen, noch die Dauer der Arbeitslosigkeit dazu. Und die Dauer der Arbeitslosigkeit wird sich mit solchen „Stopp and Go’s“ verlängern.