Die Pandemie führt bei vielen jungen Menschen zu psychischen Problemen
Public Domain
Public Domain
Gesundheit

Psychischer Druck durch Pandemie wächst

Dass die CoV-bedingten Einschränkungen auch psychische Nebenwirkungen haben, ist klar. Sie schlagen sich in Ängsten, Einsamkeit und Unsicherheit nieder. Mittlerweile spiegelt sich der psychische Druck auf die Menschen auch in den Umsätzen der Apotheken wider, denn dort werden verstärkt Beruhigungsmittel verkauft.

Nicht die rezeptpflichtigen, aber die rezeptfreien pflanzlichen Substanzen – wie Baldrian, Melisse und Hopfen – werden seit dem Herbst diesen Jahres stärker nachgefragt. Das spüre man deutlich, meint der Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer, Jürgen Rehak. Zahlen zu diesem Trend hat man aber noch keine.

Der psychische Druck ist aber nicht nur in den Apotheken spürbar. Auch im Landeskrankenhaus Rankweil, wo man auf die Behandlung psychiatrischer Erkrankungen spezialisiert ist, zeigen sich die Auswirkungen der Pandemie immer mehr.

Chefarzt Jan Di Pauli berichtet, dass sich in den vergangenen drei Monaten um rund zehn Prozent mehr Menschen gemeldet haben, als zur gleichen Zeit vor der Pandemie. Angst um die Arbeit, der fehlende soziale Austausch und vieles weitere wirken sich negativ auf die Menschen aus. Das schlägt sich in Ängsten und Depressionen nieder. Diese Beschwerden gehen oft einher mit Schlafstörungen, das könnte laut Di Pauli auch erklären, weshalb in den Apotheken derzeit verstärkt Beruhigungsmittel gekauft werden.

Di Pauli rechnet mit Anstieg bei Hilfesuchenden

Im vergangenen Jahr war es im Landeskrankenhaus Rankweil etwas ruhiger, obwohl die Pandemie auch schon voll in Gange war. Das hat mit Verzögerungseffekten zu tun. Akuten Stress hält der Mensch aus. Wenn dieser aber länger wirkt, wird er zum Problem, sagt Di Pauli. Dass sich die Nachwirkungen von Krisen oft erst später abzeichnen, weiß man auch aus anderen Krisen. Ein Beispiel dafür ist laut Di Pauli der Anschlag auf das World-Trade-Center in New York. „Da kam es tatsächlich auch zum Anstieg von depressiven Erkrankungen. Das fing so in den ersten Monaten langsam an, steigerte sich dann und flachte dann aber über zwei Jahre hin erst ab. Es hat also zwei Jahre gebraucht, bis sich das normalisiert hat“, erklärt Di Pauli.

Wegen dieser Verzögerungen rechnet Di Pauli damit, dass in den kommenden Wochen und Monaten noch mehr Menschen bei ihnen in Rankweil Hilfe suchen werden.