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godfather – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Auftragsplus für Vorarlberger Bauwirtschaft

Die Vorarlberger Bauunternehmer gehen zum Jahresende 2021 von einem Auftragsplus von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus, im ersten Halbjahr 2022 wird ein Zuwachs von vier Prozent erwartet. Das geht aus der alljährlich in der Branche durchgeführten Blitzumfrage hervor.

Der Auftragsbestand der Bauunternehmen sei wieder auf dem Vor-Corona-Level angekommen, informierte Innungsmeister Peter Keckeis am Freitag. „Die großen Herausforderungen 2021 waren Knappheit und Preissteigerungen bei Rohstoffen sowie fehlender Deponieraum und Personalmangel“, fasste Keckeis die Situation zusammen. Jedenfalls sei das Stimmungsbild aber ein „zufriedenstellendes“. Zum dritten Quartal habe man einen Auftragsbestand von 19,7 Wochen vorweisen können, gegenüber dem Vorjahr bedeute das ein Plus von 1,8 Wochen.

Lieferengpässe und Rohstoffpreise

Sowohl im öffentlichen als auch im gewerblichen Bereich habe sich die Auftragslage in einem vernünftigen Ausmaß eingependelt, sagte der stellvertretende Innungsmeister Alexander Stroppa. Allerdings belasteten „Lieferengpässe und von uns nicht beeinflussbare Rekordpreise für Rohstoffe die gesamte Branche und auch unsere Kunden“, stellte er fest. In Vorarlberg fehlten nach wie vor die notwendigen Abbau- und Deponiebewilligungen, forderte Stroppa vom Land konstruktive Lösungen. Diese seien Voraussetzung dafür, um Bauprojekte in einer angemessenen Zeit zu vernünftigen Kosten realisieren zu können.

Bauwirtschaft fordert Nachbessern bei der Wohnbauförderung

Die Bauwirtschaft ist einer der treibende Konjunkturmotoren für die Wirtschaft. Trotz Corona sei die Auftragslage bei den Baufirmen als zufrieden einzustufen, sowohl beim Wohnbau und dem Industriebau. Sorgen machen die steigenden Rohstoffpreise und am Wohnungsmarkt, dass sich immer weniger junge Menschen Wohnraum schaffen können. Die Wohnbauförderung müsse dringend angepasst werden.

Sanierungen bringen Zuwächse

Im Wohnbau wurden im zu Ende gehenden Jahr in Vorarlberg rund 3.300 Wohnungen und Wohnhäuser errichtet. Damit habe man das Niveau der vorangegangenen Jahre fortgesetzt, sagte Wohnbausprecher Johannes Wilhelm, ebenfalls stellvertretender Innungsmeister. Große Erwartungen setzten die Bauunternehmer in den Bereich Sanierungen mit einer Zuwachserwartung von über zehn Prozent für das kommende Jahr. Als Gründe für diese Annahme nannte Wilhelm unter anderem die Förderungen für energetische Verbesserungen.

Immobiliennachfrage ungebrochen hoch

„Die Nachfrage nach Immobilien ist in Vorarlberg ungebrochen – daran haben weder die Pandemie noch stark gestiegene Grundstückspreise und hohe Kosten für den Wohnungskauf etwas geändert“, erklärte Günther Ammann, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Es seien sowohl Grundstücke als auch Wohnungen auf dem Markt, Corona hat laut Ammann zu keinen wesentlichen Veränderungen geführt. Auch der Mietwohnungsmarkt habe sich erholt, ging Amann von einem Bedarf von 3.000 bis 3.200 Neubauwohnungen pro Jahr in Vorarlberg aus.

Anlass zur Sorge bereite aber die stark rückläufige Eigentumsquote junger Erwachsener. Vor zehn Jahren seien noch 38 Prozent der Wohnungsbesitzer unter 30 Jahre alt gewesen, heute liege dieser Anteil bei sinkender Tendenz unter 30 Prozent. Dafür verantwortlich seien sowohl die deutlich gestiegenen Immobilienpreise als auch eine fehlende Anpassung der Wohnbauförderung an die reale Kostensituation.

Weiterhin Personalmangel

Der Mitarbeiterstand in der Vorarlberger Bauwirtschaft wurde 2021 mit rund 4.000 Beschäftigten im Jahresschnitt gehalten. Zahlreiche Betriebe seien jedoch aufgrund des nach wie vor großen Personalmangels in ihrer Entwicklung eingeschränkt, hieß es. „Sie könnten wesentlich mehr Mitarbeiter beschäftigen, die es aber leider am Markt nicht gibt“, so Wilhelm. Dringend gesucht würden in allen Bereichen Fachkräfte und Lehrlinge.