Ein Birkenporling am Stamm einer Birke
Ekko, Wikimedia gemeinfrei
Ekko, Wikimedia gemeinfrei
Gesundheit

„Ötzi“-Pilz als modernes Superfood

Der berühmte „Ötzi“ hatte zwei Pilze im Gepäck, als er vor etwa 5.300 Jahren in den Ötztaler Alpen ums Leben kam. Wahrscheinlich kannte der Mann aus der Jungsteinzeit die entzündungshemmende Wirkung des Birkenporlings. Heutzutage wird der Birkenporling als „Superfood“ teuer gehandelt – dabei wächst er auch in Vorarlberg.

Eins gleich vorweg: Die Pilze waren nicht schuld an Ötzis Tod. Vermutlich war genau das Gegenteil der Fall: Der Jungsteinzeitmensch hatte die Birkenporlinge dabei, um sie als Heilmittel zu verwenden. Als sogenannte „Vitalpilze“ sind diese jetzt über 5.000 Jahre später wieder in Mode: Fein pulverisiert sollen sie die Vitalkräfte stärken und werden meistens teuer aus Fernost importiert. Dabei wächst mit dem Birkenporling einer der angeblich wirkungsvollsten Vitalpilze auch in Vorarlberg.

Sendungshinweis: ORF Radio Vorarlberg, „Guten Morgen Vorarlberg“ am 18.11.2021

Leicht zu finden

Überall, wo Birken stehen, kann man die braun/weißen Baumschwämme finden. Heria Höß vom Alamannen Museum in Mäder kennt und nutzt den Ötzi-Pilz seit langem: Sie erntet ihn am liebsten im Herbst bis Dezember: „Man sagt, in den ersten sechs Monaten sei dieser Pilz sehr jung und vital, da kann man ihn gut ernten – wenn er noch sehr weich ist und auf der Unterseite weiß.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Drei Birkenporlinge auf einem Birkenstamm
Zwei Birkenporlinge auf einem Birkenstamm
Birkenporling in der Verarbeitung
privat
Die Verarbeitung von Birkenporlingen
Ein Birkenporling auf einer gefallenen Birke, deutlich sichtbar der Buckel am Hutansatz
Ein Birkenporling auf einer gefallenen Birke, deutlich sichtbar der Buckel am Hutansatz
Porenoberfläche eines alten Fruchtkörpers
Die namensgebende Porenoberfläche eines alten Fruchtkörpers
Birkenporling mit gewelltem Rand
Ein Birkenporling mit gewelltem Rand
Birkenporling-Sud
privat
Birkenporling kann zu einer bitteren Tinktur verarbeitet werden

Bittere Medizin

„Zum Trocknen schneidet man ihn am besten in kleine Streifen", erklärt Heria Höß: "Ich lege die dann entweder auf ein Blech oder auf den Ofen und dann sind sie eigentlich in ein oder zwei Tagen trocken.“ Nach dem Trocknen kann man die Pilzscheiben leicht zerkrümmeln oder im Mixer fein pulverisieren. Zwei Teelöffel davon auf ein Glas Wasser, 30 Minuten lang aufgekocht und fertig ist Ötzis Vital-Tee!

Die Medizin schmeckt wirklich bitter, aber genau darin liegt ihre Heilkraft, sagt Heria Höß: „Wenn Pflanzen Bitterstoffe besitzen und sehr bitter sind, dann heißt das immer, dass das für unseren Mage sehr wohltuend ist. Alles Bittere im Mund ist im Magen gesund, sagt ein alter Spruch.“

Natürlich gilt bei allem, was der Natur entnommen wird: Man sollte sich seiner Sache sicher sein! Im Zweifel hilft die Pilz-Beratung. Oder man lernt die Ernte und Zubereitung von Ötzi-Pilzen im Rahmen der „Waldläufer-Ausbildung“ im Alamannen-Museum Mäder.

Vielseitig nützlich

Gut möglich, dass Ötzi seine letzte Mahlzeit, nämlich fettes Steinbockfleisch, deshalb mit einer Prise Bitter versetzt hat. Dabei hilft der Birkenporling nicht nur bei akuten Magen- Darm-Beschwerden: Der Ötzi-Pilz wirkt z.B. auch blutstillend, entzündungshemmend und antibiotisch. Der Steinzeitmensch könnte ihn also auch als Wundauflage benutzt haben.

Ansatz als Tinktur

Man sagt dem Birkenporling nach, auch gegen Viren und Tumore wirksam und allgemein regenerierend zu sein. Heria Höß setzt ihn auch als Tinktur an: „Ich schneide die frischen Pilze klein, fülle sie in ein Glas und begieße sie mit einem Alkohol, zum Beispiel einem selbst gebrannten Schnaps oder Wodka." Dabei achtet sie darauf, dass die Pilze im Glas vollständig von dem Alkohol bedeckt sind. Danach muss man die Pilze an einem warmen Ort vier Wochen ziehen lassen und fertig ist die Vital-Tinktur. Im Internet werden solche Tinkturen als Ötzi-Pilz-Konzentrate teuer verkauft.