Phovoltaikanlage
torstensimon/Pixabay
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Politik

Ambitionierte Ziele für Energieautonomie

Vorarlbergs Beitrag zum Pariser Klimaabkommen ist die Umsetzung der Energieautonomie. Bis zum Jahr 2050 soll gleich viel Energie aus erneuerbaren Energieträgern bereitgestellt werden wie verbraucht wird. Am Dienstag wurden in Wolfurt die nächsten Schritte auf dem Weg zu diesem Ziel vorgestellt.

Bis zum Jahr 2030 hat sich Vorarlberg vorgenommen, dass die Hälfte des Energiebedarfs im Land aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Zudem sollen weniger klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen werden – konkret die Hälfte von dem, was 2005 in die Luft gelangt ist. Und das dritte zentrale Ziel ist, der gesamte Strom, der in Vorarlberg verbraucht wird, soll bis 2030 nur noch aus erneuerbaren Energiequellen stammen.

„Unsere Zuversicht, dass sich die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mit auf den Weg in Richtung Energieautonomie begeben, hat sich mehr als nur bestätigt“, sagte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) mit Blick auf die zurückliegenden Jahre, in denen bereits erste Erfolge registriert werden konnten. So zeigen die Zahlen im jüngsten Monitoringbericht 2020, dass der Endenergieverbrauch Vorarlbergs zwischen 2005 und 2018 lediglich um 2,7 Prozent zugenommen hat – „und das trotz starkem Bevölkerungszuwachs und dynamischer Wirtschaftsentwicklung“, wie der Landeshauptmann betonte.

Bevölkerung und Wirtschaft ziehen mit

Immer deutlicher werde sichtbar, wie die Energiefrage über die Standortqualität ganz maßgebend mitbestimmt, führte Wallner weiter aus. Umso erfreulicher sei, dass Bevölkerung und Wirtschaft bei der Energieautonomie engagiert mitziehen, „weil sie sich der Notwendigkeit zum Umstieg auf eine Energieversorgung, die vollständig auf erneuerbaren Energien beruht, bewusst sind“. Bei der Energieautonomie gehe es zudem darum, Vorarlberg selbstbestimmter in Energiefragen zu machen. „Das war eine zentrale Intention für den Plan“, hielt Wallner mit Blick auf die derzeit stark steigenden Gas- und Spritpreise fest. Vorarlberg solle keinesfalls zu jenen Ländern gehören, die bei drohenden Energiekonflikten mit dem Rücken zur Wand stehen, so die klare Position.

„Vorarlberg in vielen Bereichen auf einem sehr guten Weg“

„Die nächsten zehn Jahre sind hinsichtlich der Entschärfung der Klimakrise entscheidend“, so Energie- und Klimaschutzlandesrat Johannes Rauch (Die Grünen). Für die neue Umsetzungsperiode bis 2030 sieht der Landesrat „Vorarlberg in vielen Bereichen auf einem sehr guten Weg“. Im Zeitraum 2005 bis 2018 sei es etwa gelungen, den Anteil erneuerbarer Energieträger von 36 Prozent auf rund 44 Prozent aufzustocken. „Beim Ausbau der erneuerbaren Energieträger liegt Vorarlberg österreichweit an der Spitze“, so Rauch. Das nur geringfügige Wachstum beim Gesamtenergieverbrauch und der erfolgreiche Ausbau erneuerbarer Energieträger hätten eine Senkung der Treibhausgasemissionen um satte zwölf Prozent bewirkt.

Ein weiterer Schwerpunkt zur Erreichung der Ziele ist der Ausbau klimafreundlicher Mobilität. Große Summen werden in den nächsten Jahren in den Ausbau der Fahrradverbindungen investiert werden. Auch der Öffentliche Verkehr wird laufend weiterentwickelt. „Der Vorarlberger Anspruch ist und bleibt es, den dichtesten und besten öffentlichen Verkehr nach der Großstadt Wien zu haben“, sagt Rauch und ergänzt: „Das Ziel lautet, autofreie Mobilität wie in der Großstadt.“

Punzenberger: „Bemühungen reichen nicht“

Beim Land Vorarlberg ist man also mit der Umsetzung der Energieautonomie zufrieden. Es gibt aber auch skeptische Stimmen. So sagt etwa Hans Punzenberger von der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie, dass die Reduktion beim Ausstoß von Treibhausgasen bislang viel zu langsam stattgefunden hat. Aus seiner Sicht wäre ein massiver Umbau unserer Wirtschaft und Gesellschaft notwendig. Ein Beispiel dafür wäre die Verpflichtung zu Photovoltaik- oder solarthermischen Anlagen beim Neubau von Häusern.

Auszeichnung für e5-Gründer Karl-Heinz Kaspar

Karl-Heinz Kaspar, der fast drei Jahrzehnte im Energieinstitut Vorarlberg beschäftigt war und das erfolgreiche e5-Landesprogramm aufgebaut hat, wurde von Wallner kurz vor Ende der Veranstaltung mit dem Großen Verdienstzeichen des Landes geehrt. Unter Anleitung von Kaspar wurde das Vorarlberger e5-Modell später auch in Tirol und Salzburg umgesetzt. Inzwischen ist das e5-Programm in sieben österreichischen Bundesländern und acht europäischen Staaten etabliert. Bereits die Hälfte aller Vorarlberger Gemeinden sind Teil des e5-Programms, damit leben 85 Prozent aller Vorarlbergerinnen und Vorarlberger in e5-Gemeinden.