Walgau Wiese
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Umwelt

EU-Projekt: Der Boden wird klimafit gemacht

Um sich besser vor den Folgen des Klimawandels und seinen Risiken wie Hitzewellen, Dürren und Hochwasser zu schützen, gibt es das EU-weite Förderprogramm „KLAR!“ – das steht für Klimawandel-Anpassungs-Modellregion. Fünf solcher Regionen gibt es in Vorarlberg. So wird zum Beispiel im Walgau unter anderem der Boden klimafit gemacht.

Seit Juni 2019 ist der Walgau eine sogenannte KLAR-Region. Das Projekt beinhalte sehr viel Bewusstseinsbildung, erklärt Marina Fischer, KLAR-Projektmanagerin der Regio Walgau. Dazu kommen zum Beispiel Maßnahmen für den klimafitten Wald und Dachbegrünungen. Ein besonderer Schwerpunkt ist allerdings der Boden – „weil der Boden sehr stark unter dem Klimawandel leidet und sehr viele wichtige Funktionen und Leistungen erfüllt“. Mit dem Projekt sollen auch Möglichkeiten für die Landwirtschaft aufgezeigt werden, mit denen der Boden besser gegen die Trockenheit und gegen Wassermassen gewappnet wird.

Boden, der bearbeitet wird
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Der Boden wird bearbeitet und klimafit gemacht – und damit auch ertragreicher

Speicherfähigkeit der Böden verbessern

„2018 haben wir das hautnah erlebt“, erinnert sich Otmar Meyer von der Arbeitsgruppe Naturvielfalt Landwirtschaft der Gemeinde Bludesch an eine Phase massiver Trockenheit: „Da waren die Felder braun, die Landwirtschaft hatte Ertragseinbußen von bis zu 80 Prozent.“ Mit dem Projekt versuche man nun, die Speicherfähigkeit der Böden zu verbessern.

Plakat zur Bodenverbesserung
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Der Walgau ist eine KLAR!-Region

Mehr Wurzelraum, mehr Wasserspeicher und mehr Würmer

Und das wird ganz nach den aufgestellten Rekultivierungsrichtlinien gemacht. Dabei gehe es vor allem Boden, der sehr trockenheitsanfällig sei, weil er nur eine sehr geringe Humusauflage habe, erklärt Bodenschutz-Experte Walter Fitz. Und dieser Boden wird sozusagen umgegraben, um ihn klimafit zu machen: „Da bauen wir ein gutes Material ein, das mehr Wasser speichern kann“, so Fitz.

Der Boden sollte dann weniger trockenheitsanfällig sein. Dabei gehe es um mehr Wurzelraum, mehr Wasserspeicher, „und auch mehr Platz für Regenwürmer, die Kanäle bauen können, damit das Wasser auch schnell versickern kann – zum Beispiel bei einem starken Regen“. In weiter Folge soll auch gezeigt werden, dass die Landwirtschaft auch hinsichtlich des Ertrags von solchen Maßnahmen profitieren kann: Denn auf einer solchen Fläche sei der Ertrag höher als auf einer Fläche, die man nicht verbessert habe, sagt Fitz.

Bodenverbesserung – Experte zeigt guten Boden und schlechten Boden
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Walter Fitz zeigt den Unterschied: Links der gute Boden aus Ludesch, rechts der „nicht mehr ackerfähige“

Verschiedene Böden im Vergleich

Vorbild beim Umgang mit dem Boden ist die Schweiz, dort ist der Bodenschutz gesetzlich stark verankert. Aber es gebe auch in Vorarlberg vorzeigenswerte Beispiele – wie ein Boden aus Ludesch, aus dem Walter Fitz eine Erdschicht zeigt. „Der ist schön sandig-schluffig, der ist multifunktional nutzbar.“ Hier könne man die verschiedensten Sachen anbauen – Wurzelgemüse, Kartoffeln oder eine gute Wiese.

Plakat zur Bodenverbesserung
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Fahrinnen, in denen das Wasser sich sammelt

Zum Vergleich zeigt Fitz einen anderen Boden, der wie er sagt, nicht mehr ackerfähig sei. „Weil man falsches Material mit den falschen Maschinen eingebaut hat.“ In dem betroffenen Acker habe man das ganze Jahr Fahrinnen von Traktoren, dort könne das Wasser nicht weg – das könne Hochwasserspitzen verschärfen. „Und das kann es nicht sein in Zeiten des Klimawandels“, sagt Fitz.

„KLAR!“-Regionen in Vorarlberg

Das EU-weite Förderprogramm „KLAR!“ soll dabei helfen, sich besser vor Risiken wie Hitzewellen, Dürren und Hochwasser zu schützen. Die Abkürzung steht für Klimawandel-Anpassungs-Modellregion. In Vorarlberg gibt es fünf derartige Regionen.

Klimaschutzaktivistin: Auch kleine Projekte helfen

Die Klimaschutzaktivistin Katharina Rogenhofer sagte in der Sendung „Vorarlberg heute“ am Mittwoch, dass schon kleine Projekte wie das im Walgau helfen, eine Region klimafit zu machen. Österreich sei Weltmeister bei der Bodenversiegelung, „da macht es sehr viel Sinn, Böden oder Flussbette zu renaturieren“, so Rogenhofer. Das könne Überschwemmungen verhindern, weil der Boden wieder mehr Wasser aufnehmen könne, wenn es zu massiven Regenfällen komme.

Durch den Humus-Aufbau werde aber auch Co2 gebunden, „das heißt, unsere Emissionen können damit auch regional reduziert werden“, so die Klimaschutzaktivistin. Aber da seien die politischen Maßnahmen noch immer das Wichtigste, um die Co2-Emissionen überhaupt zu senken. „Anpassung auf der einen Seite ist gut, aber wir müssen auch die Emissionen senken“, so Rogenhofer.

Rogenhofer: Wirtschaftlicher Profit durch Klimaschutz

Eine ganze Region könne zudem davon profitieren, wenn sie klimafreundlich wirtschafte, ist die Aktivistin überzeugt. Wenn Energie im eigenen Land produziert werde, mehr Grünflächen unangetastet blieben und regionale Produkte verkauft würden, spare das nicht nur Co2 ein, sondern bringe der Region auch wirtschaftliche Vorteile. Allerdings müssten die Menschen ihr Verhalten umstellen, wenn sie das Klima schützen wollen, anpassen allein reiche nicht aus.

Klimaschutzaktivistin im Gespräch

Klimaschutzaktivistin Katharina Rogenhofer spricht über Bodenschutzverbesserungen, Klimaziele und notwendige Veränderungen.