Gesellschaft

Wie die Jungen die Pandemie bewältigen

Am Dienstag wurden im Vorarlberg Landtag die Ergebnisse einer Befragung präsentiert. 41 Expertinnen und Experten äußerten sich in Interviews zu der Frage, wie Kinder und Jugendliche gut aus der Pandemie kommen. Der Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung meint, man dürfe nicht die ganze Generation zum Problemfall erklären.

Wie sehr belastet die Coronakrise unsere Kinder und Jugendlichen? Darüber haben sich in den vergangenen 16 Monaten alle möglichen Experten immer wieder in der Öffentlichkeit den Kopf zerbrochen. Die Freunde nicht treffen, nicht in die Schule dürfen, Gewalt zuhause, und und und – solche Probleme gibt es, zweifellos.

Generation nicht zum Problemfall machen

Dennoch dürfe man die Kinder und Jugendlichen jetzt nicht vor allem als Fälle für den Psychiater sehen, die wieder auf Vordermann zu bringen sind, sagt der Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung, Wolfgang Mazal.

„Ich halte es für fatal, wenn Aussagen wie Lost Generation öffentlich geäußert werden. Das könnte zur Self Fulfilling Phrophecy werden.“ Soll heißen: wenn man’s oft genug sagt, dann kommts auch so. Mazal betont: die Pandemie kann auch als Chance gesehen werden – für uns alle, für Kinder und Jugendliche.

Zeichnung für das mind museum
ORF
Man dürfe nicht eine ganze Generation zum Problemfall erklären, meinen Experten, denn sonst bewahrheite sich diese Prophezeihung selbst und die jungen Leute halten sich für problembehaftet

Umgang mit Unvorhergesehenem lernen

„Sind wir ehrlich: Wir haben viele Jahre unseres Lebens aufgebaut auf eine exakte Planbarkeit“, führt Mazal aus: „Viele haben sich in der Urlaubsplanung fast schon überholt und das übernächste Jahr schon geplant, usw. – vieles schien enorm im Griff. Wir haben aber gelernt: Wir haben’s nicht im Griff.“ Ein kleines Virus habe uns alle durcheinander gebracht und gerade den Umgang mit Unvorhergesehenem zu lernen, hält Mazal für wichtig.

Optimistische Generation

„Es ist grundsätzlich trotz Pandemie eine optimistische Generation“, meint der Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch: „Die wollen das, was sie gerne tun, wieder tun können. Das ist mit Öffnungen verbunden und wir müssen jetzt verstärkt den Focus auf jene Kinder und Jugendlichen richten, die psychosoziale Schwierigkeiten oder Lernrückstände haben.“

Land schnürt „Chancenpaket“

Es müsse genau hingeschaut werden, in welchen Bereichen psychosoziale Auswirkungen der Coronakrise auf die junge Generation sichtbar werden, so Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Die ambulante Psychotherapie wird um 6.000 Stunden erweitert und die Kinder- und Jugendpsychiatrie wird ausgebaut.

Ziel des Landes sei es auch, wirtschaftliche Hilfen und Förderungen für die Familien auch künftig beizubehalten, Betreuungsangebote wie Sommerschule und Lerncafes auszubauen und mit Blick auf die Digitalisierung weiter in die Ausstattung der Schulen zu investieren, so Wallner. Auch die Mittel für die Jugendbeschäftigung würden hoch gehalten.

Beratung und Hilfen ausbauen

Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) hob den engen Austausch der Abteilung Soziales und Integration mit psychosozialen Einrichtungen, dem LKH Rankweil und niedergelassenen Ärzt:innen und die Aufstockung der Kapazitäten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie hervor.

Ebenso wichtig seien Maßnahmen zur Stärkung der Elternkompetenz die qualitative Weiterentwicklung der Frühen Hilfen als Schwerpunkt im Vorarlberger Sozialfonds. Und da die Folgen der Coronakrise im Herbst vor allem auch die Schulen beschäftigen werden, soll den Lehrkräften die nötige Unterstützung durch vier zusätzliche Stellen in der Schulsozialarbeit gegeben werden.