Blumen und Packerl mit Kärtchen „Alles Gute zum Muttertag!“
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Brauchtum

Die Geschichte des Muttertags

„Der Muttertag ist eine Erfindung des Blumenhandels“, sagen viele – aber das stimmt nicht. Vielmehr ehrten schon die alten Griechen und später die Römer ihre Mütter. Als Begründerin des heutigen Muttertags gilt jedoch die US-Amerikanerin Anna Marie Jarvis, die 1914 offiziellen Feiertag für die Verehrung der Mütter in den USA durchsetzte.

Die Geschichte des Muttertags ist alt: Bereits 250 Jahre vor Christus wurde für römische und griechische Göttinnen eine Art Muttertagsfest abgehalten. Im 13. Jahrhundert führte Heinrich III. in England den sogenannten „Mothering Day“ ein, der sich um 1644 in England etablierte. Auch Napoleon schlug 1806 die Etablierung eines Muttertags vor, kam aber nicht mehr dazu, sein Vorhaben umzusetzen.

Anna Marie Jarvis: Die Mutter des Muttertags

Ende des 19. Jahrhunderts begann dann die Geschichte des Muttertags, wie wir ihn heute kennen. 1865 gründete die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis eine Mütterbewegung namens „Mothers Friendship Day“ und organisierte bereits während des amerikanischen Bürgerkrieges „Mothers Day Meetings“ als Austauschplattform für Mütter. 1870 erregte die Dichterin Julia Ward Howe Aufsehen mit ihrer „Mothers’ Day Proclamation“, dem Vorschlag zur Einführung eines Muttertags als Protesttag gegen den Krieg.

Als Ann Maria Reeves Jarvis im Mai 1905 verstarb, wollte ihre Tochter Anna Marie Jarvis erreichen, dass Mütter noch zu Lebzeiten geehrt werden und nicht erst nach ihrem Tod. Zwei Jahre nach dem Todestag ihrer Mutter ließ sie in Grafton einen Gedenkgottesdienst für sie feiern. Dabei bat sie den Pfarrer, in seiner Predigt die Rolle der Mutter in der Gesellschaft zu erläutern. Und durch Jarvis´ Einsatz wurde im darauffolgenden Jahr in Grafton allen Müttern eine Andacht am zweiten Maisonntag gewidmet.

„Lasst Blumen sprechen“

Jarvis startete zudem eine Werbekampagne, um einen offiziellen Feiertag zu Ehren der Mütter zu etablieren – 1909 wurde dieser Muttertag bereits landesweit gefeiert und im Jahr 1914 wurde der Muttertag schließlich vom amerikanischen Kongress zum nationalen Feiertag erhoben. Der Muttertag verbreitete sich auf der ganzen Welt, wurde aber schon bald vom Kommerz vereinnahmt.

Das war allerdings nicht im Sinne von Jarvis, die sich vehement gegen den kommerzialisierten Muttertag wehrte. Seine Verbreitung konnte sie aber nicht mehr stoppen. Jarvis starb übrigens 1948 ohne jemals selbst Mutter geworden zu sein.

Blumengeschenke waren aber offenbar in Jarvis´ Sinn, von ihr soll der Slogan geprägt sein: „Lasst Blumen sprechen“. Bereits zu Beerdigung ihrer Mutter soll sie 500 weiße und rote Nelken unter den Besuchern des Gottesdienstes verteilt haben – rote Nelken für lebende Mütter, weiße für bereits verstorbene. Die Nelke soll die Lieblingsblume ihrer Mutter gewesen sein.

Kind mit Blumenstrauß
ajlatan – stock.adobe.com
Blumen sind beliebte Muttertags-Gechenke – und so wurde der Tag auch zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für den Blumenhandel. Erfunden wurde der Festtag aber nicht von ihm.

In Österreich 1924 eingeführt

In Österreich wurde der Muttertag durch Initiative der Frauenrechtlerin Marianne Hainisch 1924 eingeführt. Die Mutter des damaligen Bundespräsidenten Michael Hainisch war Gründerin der österreichischen Frauenbewegung. Allerdings wurde der Muttertag schon bald danach vom Nationalsozialismus instrumentalisiert.

In Vorarlberg pflegten die Christlichsozialen laut dem Landesarchiv ein Mutterbild in Anlehnung an Jesu Mutter Maria, die Großdeutschen betonten die nationale Bedeutung des „Deutschen Muttertages“, die Sozialdemokraten lehnten die bürgerliche Erfindung ab.

Von den Nazis für eigene Zwecke verwendet

In der autoritären Phase des Dritten Reiches ab 1933 besetzte das Mutterschutzwerk der Vaterländischen Front den Muttertag mit „Familienerneuerung“ und Kampf gegen den Geburtenrückgang, wie es auf der Internetseite des Landesarchivs heißt. 1934 war der „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“, nun am dritten Maisonntag, bereits fester Bestandteil des NS-Feierjahres. „Deutschblütigen“ und „erbgesunden“ Müttern von vier und mehr Kindern wurden bei dieser Gelegenheit ab 1939 „Mutterkreuze“ verliehen.

In den Kriegsjahren erhielt der Mutterkult der Nazis eine martialische Note, heißt es beim Landesarchiv. Demnach erklärte Adolf Hitler zum Muttertag 1941, dass eine Frau mit jedem Kind, das sie zur Welt bringe, für ihre Nation kämpfe.

Feiertag am zweiten Sonntag im Mai

Nach dem zweiten Weltkrieg sorgten auch stationierte US-Amerikaner dafür, dass der Muttertag wieder mit der alten Bedeutung in West-Europa gefeiert wurde. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Muttertag dann wieder zu einem Tag, an dem die Mütter geehrt werden – für ihre Liebe und die viele Arbeit, die sie in die Familie investieren.

Allerdings ist der Tag etwa in Österreich kein staatlicher Feiertag und er wird nicht weltweit am gleichen Tag gefeiert. Während etwa die Briten ihn am vierten Sonntag vor Ostern begehen, wird er zum Beispiel in Österreich und Deutschland, aber auch in den USA jährlich am zweiten Sonntag im Mai begangen. Wie schon in Anna Marie Jarvis´ Zeiten.