Elektro-Schrott
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Umwelt

Lockdown lässt Müllberge wachsen

In Vorarlbergs Haushalten fiel im vergangenen Jahr deutlich mehr Verpackungsmüll an. Laut Gemeindeverband hängt das mit der pandemiebedingten Verlagerung des Konsums von den Geschäften ins Wohnzimmer zusammen. Erfolge verzeichnete hingegen das Müllvermeidungs-Pilotprojekt „Re-Use-Box“ – es soll nun ausgeweitet werden.

Die Menge an Metallmüll hat im vergangenen Jahr in Vorarlberg um über zwölf Prozent zugenommen. Ähnlich sehe es beim Altglas aus, so Aaron Oberscheider vom Gemeindeverband. Um über fünf Prozent mehr Flaschen und Gläser sind an den Vorarlberger Sammelinseln abgegeben worden. Eine Ursache dafür dürfte u.a. die Verlagerung des Getränkekonsums von den Gasthäusern nach Zuhause sein.

Mehr Biomüll wird entsorgt

2020 sind laut Oberscheider auch mehr Bioabfälle als im Jahr davor gesammelt worden. Die Coronavirus-Pandemie sei hier sicher ein Grund für die Zunahme der Sammelmengen. Ein weiterer Grund sei aber auch, dass immer mehr Haushalte mit der Biotonne – anstatt Sack oder Selbstkompostierung – ausgestattet werden und somit die getrennte Bioabfallsammlung von den Vorarlbergern besser angenommen wird.

Eine Re-Use-Box kann man in fünf ASZ, zwei Bauhöfen und einem Werkhof abholen und gefüllt wieder dorthin zurückbringen
Vorarlberger Gemeindeverband
Eine Re-Use-Box kann man in fünf ASZ, zwei Bauhöfen und einem Werkhof abholen und gefüllt wieder dorthin zurückbringen

Re-Use-Box wird gut angenommen

Das Pilotprojekt Re-Use-Box stemmt sich erfolgreich gegen die Müllberge: Seit Oktober 2020 haben die Vorarlberger fleißig zuhause gesammelt und 559 gefüllte Boxen im Abfallsammelzentrum (ASZ), Bau- oder Werkhof abgegeben. Insgesamt erhalten damit mehr als sieben Tonnen Haushaltsgegenstände und Elektrogeräte ein zweites Leben.

93 Prozent sind wiederverwertbar

Hauptsächlich wurden in den ersten sechs Monaten Haushaltsgegenstände (72 Prozent) mit der Re-Use-Box abgegeben. Aber auch Elektrogeräte machten mit 818 Kilogramm einen beachtlichen Anteil aus. Erfreut zeigten sich die Projektpartner Vorarlberger Gemeindeverband, Caritas, Integra und Lebenshilfe Vorarlberg über den mit 93 Prozent sehr hohen Anteil an abgegebenen Gegenständen, die auch tatsächlich geeignet sind, um wiederverwendet zu werden.

Zwischenbilanz Re-Use-Box:
• Zurückgebrachte Boxen: 559
• Gesamtgewicht: 7.074 kg
• 93% davon verwertbar
– 4.748 kg Haushaltsgeräte
– 818 kg Elektrogeräte
– 806 kg Bücher
– 238 kg Textilien

Feldkirch am fleißigsten

Sammelsieger bei der Re-Use-Box sind die Feldkircher. In ihrem ASZ wurden von Oktober bis Mitte März Sammelkartons mit einem Gewicht von rund 2.299 Kilogramm abgegeben. Ebenfalls sehr hoch waren die Sammelmengen mit 1.389 Kilogramm im ASZ Bludenz. Im ASZ Vorderland kamen 982 Kilo zusammen, im ASZ Hofsteig 951 kg, im ASZ Königswiesen 807 kg, im Werkhof Dornbirn 157 kg, im Bauhof Bregenz 45 kg und an sonstigen Stellen 443 kg.

Ideenwettbewerb mit 800 Euro Preisgeld

Für eine neue Werbekampagne auf sozialen Medien wurde ein Ideenwettbewerb gestartet. Gesucht sind Film- und Fotobeiträge, die die Re-Use-Box ins Scheinwerferlicht stellen. Bei Gestaltung und Umsetzung sind den Teilnehmern keine Grenzen gesetzt, entscheidend sind die Originalität der Storyline und die Qualität der Umsetzung. Hauptpreis sind 800 Euro, 450 Euro gibt es für den zweiten und 250 Euro für den dritten Platz.

Bequeme Vorsammlung zuhause

Das Prinzip der Re-Use-Box ist einfach: Man stellt die Box zuhause im Keller oder im Abstellraum auf und sammelt darin bequem gut erhaltene Haushaltsgegenstände und funktionstüchtige Elektrogeräte, die man nicht mehr braucht, die aber deutlich zu schade zum Wegwerfen sind. Ist der Sammelkarton voll, schließt man die Box und bringt sie zu den Ausgabestellen zurück.

Von dort werden sie in die carla-Shops und Einkaufsparks der Caritas, die Brockenhäuser der Lebenshilfe Vorarlberg und zu den Siebensachen-Geschäften der Integra gebracht. Die Ware wird aufbereitet und dann zu günstigen Preisen wieder verkauft. Das schont Ressourcen, reduziert Abfallberge und gibt langzeitarbeitslosen Menschen eine sinnvolle Aufgabe. Darüber hinaus freuen sich viele Menschen noch lange über Produkte, die sonst im Abfall gelandet wären.

Ausweitung auf ganz Vorarlberg?

Ausgabestellen seit Beginn des Pilotprojekts sind die ASZ Bludenz, Hofsteig, Vorderland, Feldkirch, Königswiesen und der Bauhof Bregenz. Aufgrund der großen Nachfrage kamen in den vergangenen Monaten auch noch der Werkhof Dornbirn und der Bauhof Langenegg dazu.

Das Pilotprojekt Re-Use-Box läuft noch bis Herbst 2021. Bewährt sich die Sammlung mit den Re-Use-Boxen, könnte das Projekt bereits 2022 auf ganz Vorarlberg ausgeweitet werden.

Das kann gesammelt werden:

  • Funktionstüchtige Elektrogeräte (Küchengeräte, Stereoanlagen usw., keine Akkugeräte)
  • Hausrat (Geschirr-, Gläsersets, Besteck, Kochtöpfe etc. → keine Blumenübertöpfe)
  • (Garten-)Werkzeug (Bohrmaschinen usw.)
  • Deko-Gegenstände (Vasen, Bilder, Modeschmuck usw.)
  • Medien (CD, DVD, Langspielplatten, keine Musik-/Video-Kassetten)
  • Spielzeug (Spiele, Musikinstrumente, Bausteine → keine Stofftiere und Spielzeug-Waffen)
  • Alles fürs Kind (Kinderwäsche, Puppen usw. → keine Schnuller)
  • Wichtig! Alle Gegenstände müssen funktionstüchtig, komplett und sauber sein!
Seit Beginn des Pilotprojekts wurden rund 560 gefüllte Re-Use-Boxen abgegeben. Außerdem kamen aufgrund der großen Nachfrage zwei Aus- und Abgabestellen dazu
Vorarlberger Gemeindeverband
Seit Beginn des Pilotprojekts wurden rund 560 gefüllte Re-Use-Boxen abgegeben. Außerdem kamen aufgrund der großen Nachfrage zwei Aus- und Abgabestellen dazu