Verschiedene Drogen: Tabak, Marihuana, Amphetamin, Kokain, Heroin
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Chronik

Vorarlberger Abwasser auf Drogen untersucht

Eine Abwasseruntersuchung des Landes Vorarlberg bestätigt den internationalen Trend hinsichtlich des Konsumverhaltens für illegale Substanzen. Die Ergebnisse zeigen, dass problematisches Suchtverhalten in allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen stattfindet.

Fachleute des Instituts für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck analysierten im Auftrag des Landes Vorarlberg das Abwasser von 17 Vorarlberger Kläranlagen. An die beteiligten Anlagen sind 78 Gemeinden mit zusammen knapp 380.000 Einwohnerinnen und Einwohnern angeschlossen. Das entspricht 96 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung.

Durch die Analyse der Abwässer können Rückschlüsse auf den Drogenkonsum der in den jeweiligen Einzugsgebieten lebenden Bevölkerung gezogen werden, heißt es von Seiten des Landes. Diese Daten sind wiederum Grundlage, um Regionen miteinander vergleichen zu können.

Alkohol im ländlichen Raum weit verbreitet

So wurden in der Studie regionale Unterschiede beim Konsum von legalen und illegalen Drogen beobachtet. Alkohol war jene Droge, die im ländlichen mehr als im urbanen Raum konsumiert wurde. Der Nikotinkonsum war vor allem in vom Tourismus geprägten Regionen niedrig.

Generell wurde Alkohol, Kokain, MDMA und Amphetamine vermehrt am Wochenende gefunden, was einen erhöhten Konsum bei Partys nahelegt. „Dabei muss allerdings beachtet werden, dass an den Wochentagen der Konsum nicht auf Null abfällt, sondern sich bei etwa der Hälfte einpendelt. Ein Teil der Bevölkerung konsumiert diese Substanzen also auch während der Woche“, erläutert Philipp Kloimstein, Primar und ärztlicher Leiter der Stiftung Maria Ebene.

Suchtmittelkonsum kein Tourismusproblem

„Die Studie zeigte, dass die ländlichen Regionen Vorarlbergs einen deutlich niedrigeren Prokopfverbrauch an illegalen Drogen als urbane Regionen aufweisen. Die niedrigsten Prokopfumsätze wurden in den vom Tourismus dominierten Regionen beobachtet“, fasst Herbert Oberacher, wissenschaftlicher Leiter der Studie zusammen.

„Die Ergebnisse zeigen somit auch, dass Tourismus in Vorarlberg in dieser Hinsicht keine wesentliche Rolle zu spielen scheint. Der Suchtmittelkonsum stellt damit klar ein Vorarlberger Problem dar und ist kein temporäres oder importiertes Phänomen“, erkennt Kloimstein.

Kokain auf der Überholspur

Bei den illegalen Substanzen ist Cannabis weiter führend. Unter den stimulierenden illegalen Substanzen ergab sich eine Dominanz von Kokain – für die Stiftung Maria Ebene keine Überraschung. Methamphetamin spielt keine wesentliche Rolle in Vorarlberg, was auch von Seite der Suchthilfeeinrichtungen nachvollzogen werden kann. Hinsichtlich Heroin zeigt sich weiterhin der rückläufige Trend vor allem bei Einsteigern.

Laut Abwasseruntersuchung konsumiert in Vorarlberg eine Person im Durchschnitt ein Glas Wein bzw. eine halbe Flasche Bier, rund zwei Zigaretten, ca. 0,07 Einheiten Cannabis („Joints“) und ca. 0,01 Einheiten an verbotenen Stimulantien pro Tag.

Für die Stimulanzien Kokain, Amphetamin, MDMA und Methamphetamin war ein Vergleich mit anderen Regionen Österreichs möglich. Dieser Vergleich ergab, dass in den urbaneren Regionen Vorarlbergs vergleichbare bzw. zum Teil höhere Prokopfumsätze als in anderen urbanen Regionen Österreichs zu beobachten waren.