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Naturschutz in der bisherigen Form „überholt“

Die bisherige Form des Naturschutzes sei überholt, sagt Naturschutzratsvorsitzende Gerlind Weber. Statt Einzelfällen müssten größere Zusammenhänge berücksichtigt werden, sagt Weber im ORF Radio Vorarlberg-Interview.

Gerlind Weber: Sie hat bis zu ihrer Pensionierung 2012 das Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur in Wien geleitet. In Vorarlberg ist sie Mitglied des Naturschutzrates.
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Naturschutzratsvorsitzende Gerlind Weber

Die Arbeit des Vorarlberger Naturschutzrates ist derzeit auf Eis gelegt. Mit Ende des Vorjahres ist die vierjährige Funktionsperiode abgelaufen. Das Gremium, das die Landesregierung in Grundsatzfragen des Naturschutzes berät, ist aber weiter handlungsfähig. Die Herausforderungen der CoV-Krise hätten es bisher aber nicht möglich gemacht, einen neuen Rat zu bestellen, sagt Landesrat Johannes Rauch (Grüne).

Die derzeitige Vorsitzende, Gerlind Weber, hat angeboten, den Rat ein weiteres Jahr zu führen und damit die CoV-Pause auszugleichen. Im ORF Radio Vorarlberg-Interview sagt sie, dass der Naturschutz den heutigen Herausforderungen nicht mehr gewachsen sei. Eine Studie, die im Auftrag des Naturschutzrates gemacht wurde, kommt zum Ergebnis: Von 100 Verfahren in den vergangenen zehn Jahren wurden 90 mit einem positiven Bescheid abgeschlossen. Weber sagt dazu, der Naturschutz stehe dabei völlig im Hintergrund. Es genüge nicht, nur den Einzelfall zu prüfen und Eingriffe in die Natur zuzulassen. Die Betrachtung müsse umfassender sein und zum Beispiel Vorbelastungen in einem regionalen Bereich berücksichtigen.

Weber verlangt eine neue Form des Naturschutzes. Mit der Betrachtung von Einzelfällen oder mit der Schaffung von Reservaten für besondere Flächen könne man die Herausforderungen nicht bewältigen.

Druck auf Landwirtschaft nimmt zu

Der Druck auf Landwirtschaftsflächen wird laut Weber aufgrund des Baubooms in Vorarlberg immer größer. Die Landwirtschaft habe immer weniger Bewirtschaftungsfläche zur Verfügung, obwohl der Viehbestand zunehme. Der Druck werde an den Naturschutz weitergegeben. Es werde sehr intensiv gedüngt und die Biodiversität leide darunter, sagt Weber.

Weber will sich dafür starken machen, dass Naturschutz nicht nur den „Naturschützern“ überlassen wird, sondern dass die Bevölkerung als Kollektiv auch Verantwortung übernimmt. Für mich steht der Dialog zwischen den verschiedenen Gruppierungen weiter fortgesetzt wird.

Vorarlberger Naturschutzrat

Seit 1997 ist die Vorarlberger Naturschau, bzw. ab 2003 die inatura Erlebnis Naturschau GMBH die Geschäftsstelle des Vorarlberger Naturschutzrates, einer in dieser Form in Österreich einmaligen Einrichtung. Der Naturschutzrat wird von der Landesregierung auf die Dauer von vier Jahren bestellt und besteht aus vier Mitgliedern, die aus ihrer Mitte den Vorsitzenden wählen.

Der Naturschutzrat berät die Vorarlberger Landesregierung in wichtigen Angelegenheiten des Naturschutzes und der Lebensraumentwicklung. Er empfiehlt neue Strategien für einen nachhaltigen Umgang mit dem Lebensraum Vorarlberg, macht auf negative Entwicklungen aufmerksam und entwickelt in der Praxis umsetzbare Lösungsansätze.