Für Schulpsychologinnen und Pädagogen ist klar: Vorlesen ist für den weiteren Lebensweg von Kindern unglaublich wichtig. Erziehungswissenschafterin und Sprachdidaktin Christa Röber erklärt: „Kinder, die schon früh etwas vorgelesen bekommen, entwickeln später eine positive Einstellung zu Büchern und Sprache. Sie tun sich sowohl in der Schule als auch im Berufsleben deutlich leichter. Meist gewinnen diese Kinder später auch Freude gegenüber anderen Sprachen.“
Regelmäßiges Vorlesen von klein auf
Je früher mit dem Vorlesen gestartet wird, desto besser, meint auch Brigitta Amann, die Leiterin der Schulpsychologie an der Bildungsdirektion Vorarlberg: „Vorlesen geht schon mit Kindern unter einem Jahr. Wenn sie im Schoß sitzen und die Eltern ein Büchlein mit dem Kind anschauen, dann ist das die erste Stufe des Vorlesens und kann im Kind bereits zu diesem Zeitpunkt etwas Positives auslösen.“
Am besten sei zudem: Möglichst oft, möglichst regelmäßig, möglichst mehrmals die Woche vorlesen. Beispielsweise auch als Ritual vor dem Zubettgehen. So könne man die Motivation zum Lesen schon von Kindesbeinen an erlernen.
Durch Lesen Wissen erweitern
„Durch das Lesen versuchen Kinder zu verstehen, was will die Geschichte ausdrücken, was erzählt sie mir oder was steht da geschrieben. Sie setzen sich also mit dem Gehörten auseinander“, erklärt Amann.
So können Kinder das Gesagte dann auch in Bezug zum eigenen Wissen und zum eigenen Erleben setzen und Geschichten hinterfragen oder sogar eine eigene Vorstellung zu einem Thema entwickeln.
Mit Lesen zum selbstständigen Denken
Bestenfalls wird das Gehörte laut Röber anschließend noch miteinander diskutiert: „In dem Moment, wo Kinder mit der Sprache aus Büchern konfrontiert werden, die meist anders ist als die Sprache zuhause, kommen sie unweigerlich zum Vergleichen. Und das ist eine Möglichkeit, mit ihrem Kopf zu arbeiten, Dinge festzustellen und kognitiv aktiv zu sein.“
Laut Röber werden Kinder bei diesem Prozess also angeregt, selbst zu denken. So kann das Vorlesen sowohl die Sprachkompetenz und den Wortschatz verbessern, als auch generell helfen, in der Schule oder später im Berufsleben selbstständig zu denken und zu hinterfragen.
Tipps zum Vorlesen
Als Tipp zum Vorlesen nennt Amann: „Dass man sich einfach das, was man liest, auch vorstellt; dass man miterlebt, dass man es in Bezug setzt zu dem, was man schon kennt oder die Geschichte weiterspinnt. So können Kinder ihr Wissen oder ihre Erfahrungen damit in Verbindung setzen." Im besten Fall kennt man laut den beiden Experten das, was man vorliest. Dann kann man Texte oder Geschichten auch anders beleben und Bezug nehmen zu Erfahrungen, die das Kind selbst erlebt hat.
Wichtig zu betonen finden beide Experten jedoch: „Man soll nicht nur lesen, weil es gut oder gesund ist oder weil die Kinder schlau werden, sondern das gemeinsame Lesen soll im besten Fall passieren, weil beide Freude und Spaß damit haben, gemeinsam in eine neue Welt einzutauchen.“
Events zum Tag des Vorlesens:
Mehrere Vorarlberger Bibliotheken haben sich zum Tag des Vorlesens etwas Besonderes überlegt:
- Die Bibliothek Lustenau hat zum diesjährigen Vorlesetag eine ganze Vorlesewoche geplant. Alle Vorarlbergerinnen und Vorarlberger werden aufgerufen, sich in dieser Woche ein Buch zu schnappen, ihren Liebsten vorzulesen und ein Foto an die Bibliothek zu schicken, das dann auf ihrer Homepage veröffentlicht wird. Ein kleines Gewinnspiel gibt es obendrauf.
- Die Stadtbibliothek Dornbirn hat sich etwas Digitales für den Vorlesetag überlegt, ein Vorlesevideo zum Buch „Prinzessin auf der Erbse“, bildlich modern gestaltet. Das Video ist seit heute 07:00 Uhr online zu sehen.
- Von der Bibliothek Rankweil gibt es zum Österreichischen Vorlesetag ab 17.45 Uhr eine digitale Gute-Nacht-Geschichte von Geschichtenerzähler und Clown Polo Noyalet präsentiert. Er liest aus dem Märchenbuch „Viel und Wenig“ von Frau Wolle.