Seit Jahren lebte unter dem Dach des alten Bahnhofs in Hard eine Taubenkolonie. Doch an dem alten Gebäude begannen am Montag Abrissarbeiten. Zu Beginn der Arbeiten am Montag war unklar, ob die Nester mit den mehr als 30 noch nicht flugfähigen Jungtieren dem Abriss zum Opfer fallen – oder ob sie noch gerettet werden.
Die Abbrucharbeiten begannen im Inneren des Gebäudes, einzelne Teile wie Wände und restliches Mobiliar wurden aus dem Gebäude entfernt. Der Lärm ließ die meisten erwachsenen Tauben die Flucht ergreifen. Trotzdem kamen einzelne wieder zurück, um ihre Brut zu versorgen.
Vorübergehender Abriss-Stopp
Tierschützer und Anwohner machten sich für die Tiere stark. Landesveterinär Norbert Greber erklärte am Montagabend, man müsse zuerst die Tiere aus dem Gebäude bringen, bevor weiter abgerissen werden könne. Gemeinde, Veterinärbehörde und Tierrettung fanden dann am Dienstag eine Lösung, wie der Harder Gemeindesekretär Martin Vergeiner bestätigt: „Das Ganze hat sich von dem her überschnitten, weil die Baufirma heute eigentlich schon anfangen wollte, das Dach abzumontieren. Das haben wir jetzt soweit gestoppt und gesagt, zuerst müssen die Jungtiere draußen sein und erst wenn der Dachboden leer ist, dann können sie machen.“
Bauhofmitarbeiter halfen bei Evakuierung
So begab sich Karl-Heinz Hanny von der Tierrettung Vorarlberg mit Mitarbeitern des örtlichen Bauhofes auf den Dachboden, um die Vögel zu evakuieren. Ein neues Zuhause haben die Tauben bei Benno Feldkircher gefunden, einem privaten Halter in Hard.
„Ich habe einen leeren Stall und da kann ich sie auch aufziehen, die brauchen noch Futter. Die sind noch nicht so, dass sie im Freien fliegen“, so Feldkircher. So habe er sich nach einer Anfrage der Gemeinde bereit erklärt, den Tieren zunächst eine neue Bleibe zu bieten. Er werde in der Zukunft schauen, ob vielleicht ein Taubenzüchter die Tauben etwa für die Zucht übernehmen wolle. Dass sie weiterhin in Hard angesiedelt sind, sei wegen der Ortsgebundenheit der Tiere wichtig, so Tierretter Hanny, der die Eintages-Küken und Nestlinge aufnimmt.
VgT: „Noch immer keine tierfreundliche Lösung“
Immer noch nicht ganz glücklich mit der Lösung ist der Tierschutzverein VgT. „Für uns ist die Situation jetzt schwierig einzuschätzen, weil es wirklich eine Schnellschusslösung ist“, so die VgT-Sprecherin Ann-Kathrin Freude.
„Gestern wurde klar, es gibt diese Tauben hier, heute gibt es auf einmal drei verschiedene Lösungen, die dritte wird jetzt gemacht. Es ist aber für uns noch immer keine tierfreundliche Lösung, das muss man einfach sagen, weil da sind jetzt Familien auseinandergerissen worden und das kann eigentlich nicht sein.“
„Man hätte die Einfluglöcher vergittern können“
Auch wenn sich an Stadttauben die Geister scheiden und viele sie als Verschmutzer der öffentlichen Plätze ansehen – die Tierfreunde und auch Anwohner brachte der Beginn des Bahnhofsabbruchs mit den Tauben darin in Rage. „Man weiß ja nicht erst seit gestern, dass man den Bahnhof abbrechen möchte“, kritisierte Ann-Kathrin Freude vom VgT.
Auch Hanny, der als Sachverständiger hinzugezogen wurde, ortete Versäumnisse: „Solange es noch wenige Tauben waren, hätte man natürlich die Einfluglöcher vergittern können. Da hat sich aber niemand drum gekümmert.“
Allerdings heißt es sowohl bei der Gemeinde Hard als auch bei den ÖBB, man habe von dem Taubenproblem am Bahnhof vor den Abrissarbeiten nichts gewusst.