Eine Pflegerin führt in einem Alten- und Pflegeheim einen Corona-Schnelltest durch
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Chronik

Britische Variante: Bisher 54 Fälle in Vorarlberg

Das Infektionsgeschehen in Vorarlberg ist zurückgegangen – das bestätigen sowohl die Coronavirus-Testungen der Bevölkerung als auch die Analyse des Abwassers in den Kläranlagen. Doch die wesentlich ansteckendere sogenannte britische Virus-Mutation tritt immer öfter auf. 54 Fälle der britischen Variante wurden in Vorarlberg bereits entdeckt.

Die Infektionszahlen an sich werden besser – zumindest im Moment: Am Mittwoch gab es nur 30 Neuinfektionen, die 7-Tages-Inzidenz liegt unter 100 und es gibt immer weniger Covid-Patienten in den Spitälern. „Das vermittelt ein bisschen das Gefühl, dass eigentlich die ganze Sache vorbei ist, aber das ist natürlich eine falsche Sicherheit – weil die Zahlen aus den anderen Bundesländern und aus dem angrenzenden Ausland sagen etwas ganz anderes“, so Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Sieben Prozent der Infektionen sind Mutationsfälle

Sorge bereiten vor allem die viel ansteckenderen Virus-Mutationen. Bisher wurde bei 54 infizierten Menschen in Vorarlberg eine Mutation festgestellt – in allen Fällen war es die britische Variante, sagt Grabher. Der Krankheitsverlauf unterscheide sich aber nicht: „Wenn man sich die einzelnen Fälle anschaut, stellt man nicht fest, dass diese Menschen mehr oder weniger im Spital sind, also schlechtere oder bessere Krankheitsverläufe haben oder länger krank sind oder nicht.“

Mittlerweile stecken sich in Vorarlberg bereits sieben Prozent aller Betroffenen mit der britischen Variante an. Die südafrikanische Mutation, die in Tirol derzeit Sorgen bereitet, wurde in Vorarlberg noch nicht nachgewiesen.

Immer mehr Mutationen

Die Coronavirus-Mutationen sind weiter im Vormarsch. In Vorarlberg wurden bereits 54 Fälle nachgewiesen, alle zählen zur britischen Variante.

Südafrika-Variante: Wirksamkeit der Impfung unklar

Aber für Experten und die Landesregierung ist es nur eine Frage der Zeit, bis die südafrikanische Mutante auch hier auftritt. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP): „Alle Prognosen sagen uns, dass diese Mutationen in Kürze österreichweit das Infektionsgeschehen übernehmen werden.“

Die südafrikanische Variante sei in Bezug auf die Ausbreitungs-Geschwindigkeit und die Schwere der Krankheitsverläufe mit der britischen Variante vergleichbar, sagt Pathologe Felix Offner. Auf eine Impfung könnte sie aber möglicherweise schlechter ansprechen, so Offner, allerdings sei das derzeit nicht klar. Auch die sogenannte brasilianische Variante wurde bisher in Vorarlberg nicht festgestellt.

Contact Tracing wurde verschärft

Vorarlberg rüstet sich auch mit Verbesserungen im Contact Tracing für die erwartete stärkere Verbreitung der neuen Coronavirus-Varianten. So wird, wer einen positiven Antigentest hatte, nun sofort zum PCR-Test ins Messegelände Dornbirn gebeten, wo direkt das Infektionsteam mit der Abfrage der Kontaktpersonen beginnt.

Rüscher appellierte an die Bevölkerung, das massiv ausgebaute Testangebot zu nützen. Der Kampf gegen das Virus könne nur gemeinsam mit der Bevölkerung gelingen. „Machen Sie bitte wahre Angaben beim Infektionsteam“, bat die Landesrätin bei der Pressekonferenz. Gerade jetzt mit dem Aufkommen der Varianten sei ein rasches Durchbrechen von Infektionsketten wichtig. Noch im Februar soll im Raum Bludenz ein zweites direktes Infektionsteam an eine PCR-Station angeschlossen werden.

Infektionsteam sieht sich gut gerüstet

Mit stufenweise mehr Personal – Landesbedienstete werden gerade eingeschult –, eigener Software und effizienteren Abläufen sah sich Infektionsteam-Leiter Herbert Vith gut gerüstet für wieder steigende Fallzahlen. Im Contact Tracing gebe es kaum mehr Systemfehler, eher das Problem, dass Betroffene ihre Kontaktpersonen aus falsch verstandener Rücksichtnahme nicht nannten.

Wenn eine Mutation vorliege, werde die Recherche noch intensiver betrieben. Auch Kontaktpersonen werden zum PCR-Test geladen. Weiter ausgebaut werden soll zudem das Abwasser-Monitoring. Bereits jetzt decke man die Hälfte der Bevölkerung ab. Noch dauere es zu lange von der Probenentnahme bis zum Ergebnis, doch man arbeite daran, so Christoph Scheffknecht vom Umweltinstitut.

Sequenzierung in Feldkirch möglich

Vorarlberg sequenziert seit Anfang Februar selbst im Institut für Pathologie am Landeskrankenhaus Feldkirch auf die neuen Varianten des Virus. Die Menschheit sei in einem Wettlauf, aber „wir liegen gut“, so Institutsleiter Offner. Gensequenzierungen seien derzeit wichtig, aber sehr aufwendig und dauerten im Alltag zu lange.

Sobald man daher wisse, welche Varianten im Umlauf sein könnten, setze man bei jeder positiven Probe mutationsspezifische PCR-Tests ein. Vorarlberg habe sich dafür Know-how aus Dänemark, derzeit Sequenzierungsspitzenreiter, geholt.

Dänische Unternehmen arbeite zudem an einem Multiplex-PCR-System, mit dem mit einer einzigen Analyse alle relevanten Parameter festgestellt werden könnten. Er sei optimistisch, dass dieser Test rasch auf den Markt komme, so der Mediziner, der ebenfalls an die Einhaltung der Schutzmaßnahmen gemahnte.

Keine Testpflicht für Klinikfahrten

Weitere Details gibt es zur Testpflicht bei der Ausreise aus Tirol – diese betreffen auch viele Vorarlberger, die regelmäßig zu Untersuchungen oder Behandlungen ins Spital nach Innsbruck fahren müssen. Solche Fahrten nach Tirol und zurück, die den Sicherheits- und auch den Gesundheitsbereich betreffen, sind von der Testpflicht ausgenommen. Man muss dann also bei der Rückkehr aus Tirol keinen negativen Coronatest an der Grenze vorweisen.