Lech/Zürs
ORF
ORF
Tourismus

Skiorte kontrollieren Zweitwohnsitze

Nach knapp 100 Anzeigen in Sankt Anton am Arlberg werden jetzt auch in Vorarlbergs Skiorten verstärkt Zweitwohnsitze kontrolliert, ob sich dort unerlaubt Gäste aufhalten. In Lech werden diese bereits schon länger kontrolliert, in Damüls hat der Bürgermeister mit Gemeinde-Bediensteten die Investoren-Objekte im Auge.

Die Kontrolleure richten ihr Augenmerk in Damüls auf sogenannte Investorenwohnungen. Deren Besitzer ist zwar verpflichtet zu vermieten, kann die Wohnung aber sechs Wochen selbst nutzen – nur nicht im Lockdown, dann gilt ein Betretungsverbot. Das wurde heuer erstmals in Damüls kontrolliert und es gab bereits Anzeigen.

„Zeigen, dass man es ernst meint“

Die Kontrolle sei nötig, weil die Gemeinde von diesen Investoren-Modellen regelrecht überrollt wird, so Bürgermeister Stefan Bischof: „Es ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem man zeigen muss, dass man etwas ernst meint, denn sonst wird man einfach nicht ernst genommen.“ Man wolle weder Fronten noch Feindbilder aufbauen, sondern einfach nur eine korrekte Nutzung, erklärt der Bürgermeister: „Diese zu kontrollieren ist ein Grundrecht, das die Gemeinde hat.“

Investoren-Objekte schießen aus dem Boden

Zwölf Objekte und 100 Investoren-Apartments sind in den letzten Jahren so entstanden, neue sind in Planung. Die Kontrollen will man verstärken, so Bischof: „Das ist für mich auch etwas, das in der nächsten Zeit politisch überlegt werden muss – wie Gesetze kontrolliert und exekutiert werden.“ Dies gerade kleinen Gemeinden zu überlassen, sei aus seiner Sicht nicht der richtige Weg für die Zukunft.

Damüls
ORF
In Damüls werden die sogenannten Investoren-Objekte kontrolliert

Lech: Zweitwohnsitze im Visier

In Lech sind die Besitzer von Investorenobjekten gewarnt worden, das hat Wirkung gezeigt. Hier sind es die Zweitwohnsitze, die laufend kontrolliert werden. 700 Neuanmeldungen hat es heuer in der Pandemie gegeben, damit gibt es mittlerweile fast so viele Ferienwohnungs-Besitzer wie Einwohner in Lech.

Bürgermeister Stefan Jochum: „Die Stimmung ist in Lech schon sehr gedrückt, denn die Hotels dürfen nicht aufsperren und Zweitwohnsitz-Besitzer können hier raufkommen und Skifahren. Sie halten sich an die Gesetze, aber irgendwo ist schon ein Bisschen eine Ungerechtigkeit.“ Anzeigen gab es nur vereinzelt. Die Gemeinde kontrolliere intensiv, beteuert der Bürgermeister.

Lech
ORF
In Lech gilt den Zweitwohnsitzen zurzeit besonderes Augenmerk

Angebliche Geschäftsreisen mit der ganzen Familie

Das einzige Hotel in Lech, das für Geschäftsreisende offenhält, ist sehr spärlich gebucht, immer wieder werden aber Gäste abgewiesen, so Hotelier Johannes Pfefferkorn: „Es gibt speziell in den Ferienzeiten verstärkte Anfragen, wo versucht wird, einfach klassisch Urlaub zu machen statt Geschäftsreise.“

Diese Anfragen kämen mit Umgehungs- oder Erklärungsversuchen, aber es sei natürlich auffällig: „Wenn die ganze Familie mitkommt und man eine ganze Woche bleiben möchte und man mehr am Wellnessbereich und dem Skifahren interessiert ist, als an Geschäftsterminen.“

Scharfe Kontrollen in Skigebieten

Am Wochenende hat es in St. Anton am Arlberg knapp 100 Anzeigen gegeben. In Zweitwohnsitzen haben sich dort unerlaubt Gäste aufgehalten. In Lech werden die Zweitwohnsitze schon länger kontrolliert. Anzeigen gab es nur vereinzelt. Auch im Bergdorf Damüls hat der Bürgermeister selbst mit Gemeindebediensteten die Investorenobjekte im Auge.

Kontrollen schwierig, denn niemand muss öffnen

Pfefferkorn glaubt übrigens nicht, dass alle Ferienwohnungen kontrolliert werden können: „Das ist sehr schwierig, weil es natürlich legale Zweitwohnsitze gibt und dann vermutet man, dass es ein paar nicht ganz offizielle gibt. Die sind schwer zu kontrollieren, denn es muss ja niemand die Türe aufmachen, wenn’s klopft.“

Düstere Stimmung, höhere Aufmerksamkeit

Normalerweise sind Lech und Zürs Anfang Februar ausgebucht. Doch heuer kommen nur die Ferienwohnungsbesitzer. Die Stimmung in den Tourismusorten ist deshalb sehr trist, seit Monaten gibt es keine Gäste und die Wintersaison droht, ein Totalausfall zu werden. Auch der Sommer, in dem ohnehin nur ein Bruchteil des Gesamtumsatzes erzielt wird, ist noch unsicher. Also verwundert es kaum, dass man heuer besonders genau auf die Nutzung von Zweitwohnsitzen schaut.