Das ehemalige Konzentrationslager (KZ) Mauthausen (2.5.2019)
HARALD SCHNEIDER / APA / picturedesk.com
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Chronik

Holocaust-Gedenktag heuer virtuell

Der 27. Jänner ist der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. An diesem Tag wurde vor 76 Jahren das Konzentrationslager Auschwitz von Soldaten der Roten Armee befreit. Heuer finden viele Veranstaltungen dazu aufgrund der Coronavirus-Beschränkungen im Internet statt.

Die Plattform erinnern.at in Bregenz bietet am Mittwoch etwa ein mehrteiliges Webinar an über das Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz und zur Antisemitismus-Vorbeugung durch Bildung.

130 Erinnerungsorte in Vorarlberg

Seit drei Jahren ist die Historikerin Victoria Kumar im Bregenzer Büro von „erinnern.at“ tätig und die interimistische Leiterin der Plattform. Kumar ist etwa für das Projekt „Digitale Erinnerungslandkarte“ verantwortlich: „Ich habe mit einer Kollegin im Sommer die Erinnerungsorte dokumentiert und fotografiert und habe für Vorarlberg 130 Erinnerungsorte an NS-Opfer und Orte des NS-Terrors identifiziert.“

Jetzt ist Kumar dabei, Vermittlungsangebote zu erstellen: „Viele dieser Orte sind die gleichen Orte, die der Radweg jetzt abdeckt, den das Jüdische Museum Hohenems unter der Leitung von Hanno Loewy umsetzt.“ 400.000 Zugriffe pro Jahr verzeichnet die Website von „erinnern.at“, die sich vor allem an Schülerinnen und Schüler richtet und Unterrichtsmaterialien bereitstellt.

Livestream-Webinar

Ein Webinar für Lehrpersonen, aber auch für die interessierte Öffentlichkeit wird am Mittwoch live gestreamt. Das Webinar gliedert sich in zwei Teile. Die Zugänge zum Webinar auf Zoom bzw. Facebook findet man hier.

Der erste Teil, von 17:00 bis 18:15 Uhr, widmet sich der Geschichte des KZ Auschwitz. In Impulsvorträgen und einer anschließenden Podiumsdiskussion befasst sich das Webinar mit drei exemplarischen Aspekten des KZ Auschwitz:

  1. Benjamin Wucher und Moritz Bender vom französischen Verein „Convoi77“ thematisieren die Deportation von Kindern und Jugendlichen nach Auschwitz. Ihr europäisches Projekt ist in 35 Ländern aktiv, es lädt Schulen zum Recherchieren von Opferbiographien ein.
  2. Einer dieser nach Auschwitz deportierten Jugendlichen war der Wiener Jude Paul Schaffer. Der im Sommer 2020 verstorbene Zeitzeuge erzählt seine Überlebensgeschichte in der Lern-App „Fliehen vor dem Holocaust“.
  3. René Bienert, Leiter des Archives im VWI, veranschaulicht mit Dokumenten die verschiedenen Ebenen von Täterschaft und stellt einige österreichische Auschwitz-Täter vor, die nach 1945 von Simon Wiesenthal vor Gericht gebracht wurden.

Der zweite Teil des Webinars von 18.15 bis 19.00 Uhr wird sich mit der Frage „Wie können wir heute Antisemitismus durch Bildung vorbeugen?“ befassen. Es werden neue Angebote und Lernmaterialien von „erinnern.at“ vorgestellt und Peter Larndorfer, Berufsschullehrer in Wien, berichtet über seine Erfahrungen.

Still aus „Nacht und Nebel“; © Bundesverband Jugend und Film;
Bundesverband Jugend und Film
Jede Brille steht für einen ermordeten Menschen: Ein Foto aus dem Konzentrationslager Auschwitz

Vortrag: „Schule im NS-Gau Tirol-Vorarlberg“

Der ÖGB Vorarlberg lädt anlässlich des Holocaust-Gedenktags am Mittwoch um 19.00 Uhr zu einem live im Internet übertragenen Vortrag ein: „Schule im NS-Gau Tirol-Vorarlberg“ beschäftigt sich damit, dass bis zu 80 Prozent des Lehrpersonals in Vorarlberg in der NS-Zeit der NSDAP beitraten oder eine Mitgliedschaft anstrebten. Der Vortrag klärt die Ursachen dieser hohen Anpassungsbereitschaft ebenso wie die Frage nach dem Erfolg der Entnazifizierung und den Auswirkungen der NS-Zeit auf die Jugendlichen.

Vorherige Anmeldung notwendig

Den Vortrag hält Horst Schreiber. Er ist Lektor für Methodik und Didaktik für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung (GSP) an der Universität Innsbruck. Schreiber ist Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, Vorstandsmitglied der Michael-Gaismair-Gesellschaft und Leiter des Netzwerkes Tirol von „erinnern.at“

Der Vortrag beginnt um 19.00 Uhr, die Anmeldung ist möglich unter vorarlberg.bildung@oegb.at – dort erhält man auch weitere Informationen.

Wie ein Pfarrer 1.600 Kinder rettete

Schnelltaufen, gefälschte Papiere und gefährliche Aktionen in letzter Sekunde: Der ungarische Pfarrer Gabor Sztehlo hat 1.600 jüdische Kinder vor dem Holocaust gerettet, indem er sie in Kinderheimen versteckte. Später gründete er mit einem Teil von ihnen die pädagogische „Republik Gaudiopolis“. Einer von Sztehlos Schützlingen erzählt, wie ihn seine Zeit dort prägte – mehr dazu in Als ein Pfarrer 1.600 Kinder rettete(news.ORF.at).