Der 25-Jährige passte Anfang Jänner 2011 auf Cain und dessen älteren Bruder auf, während deren Mutter bei der Arbeit war. Der mit der Erziehung der Buben offenbar völlig überforderte Mann schlug sowohl am 7. als auch am 8. Jänner zu – mit der Hand und einem Besenstiel aus Aluminium. Am Abend des 8. Jänner erlag Cain den schweren inneren Verletzungen, die er durch die Schläge erlitten hatte.
Milosav M. beteuerte stets, er habe den Buben nichts antun, sondern „richtige Kerle“ aus ihnen machen wollen. Im Obduktionsbericht aber offenbarte sich die unfassbare Gewalt, die er angewendet hatte. Gerichtsmediziner Walter Rabl berichtete von Verletzungen Cains in erschreckendem Ausmaß. Er sei „auf einen Befund gestoßen, wie er mir in meiner 30-jährigen Karriere noch nie untergekommen ist“ und wie er ihn hoffentlich nie mehr erleben müsse, sagte Rabl. Das Verletzungsmuster beweise eine „schwerste Misshandlung“.
10 Jahre danach: Die Lehren aus dem Fall Cain
Am 8. Jänner vor zehn Jahren ist in Bregenz ein kleiner Bub zu Tode geprügelt worden. Die Jugendwohlfahrt – so hat sie damals noch geheißen – ist heftig kritisiert worden. Denn Cains Peiniger war ein amtsbekannter Gewaltverbrecher. Seither ist viel in Vorarlberg geschehen, um Kinder besser zu schützen und um Familien zu helfen, noch bevor eine Krise völlig außer Kontrolle gerät.
Das Landesgericht Feldkirch verurteilte Milosav M. am 30. März 2012 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und wies den Mann in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher ein. Das Oberlandesgericht Innsbruck und der Oberste Gerichtshof bestätigten die Entscheidung.
Auch Cains Mutter musste sich vor Gericht verantworten. Sie wurde wegen „Quälens und Vernachlässigung Unmündiger“ verurteilt. Die Mutter habe gewusst, dass ihre beiden Kinder von ihrem Freund geschlagen worden seien und habe trotzdem nicht gehandelt, begründete Richterin Ingrid Brandstätter am Oberlandesgericht Innsbruck am 14. März 2013 ihr Urteil über eine 30-monatige Haftstrafe. Zehn der 30 Monate waren tatsächlich zu verbüßen, allerdings ohne Fußfesselverbot.
Hunderte bei der Mahnwache
Die Fassungslosigkeit über diese Tat war in Vorarlberg so groß, dass sich am 14. Jänner Hunderte Trauernde am Bregenzer Hafen zu einer Mahnwache einfanden und ein Lichtermeer entzündeten.
Jugendwohlfahrt stand im Zentrum der Kritik
Politisch gingen die Wogen in Vorarlberg nach der Kindstötung ebenfalls hoch. Die Jugendwohlfahrt stand im Zentrum der Kritik und wurde genauestens unter die Lupe genommen. Eine Expertenkommission erarbeitete 14 Empfehlungen zur Verbesserung des Jugendwohlfahrtsystems, die bis zum Jahresende 2012 vollständig umgesetzt waren. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss, den die Opposition vehement eingefordert hatte, kam hingegen aufgrund des Vetos der ÖVP nicht zustande.