Bregenz  am 29.5.2020 Theresia Anwander, Vorarlberg Museum Ausstellung Kuratorin, Corona
Mathis Fotografie
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Kultur

Land kürzt Kulturbudget: Schwere Einschnitte

Das Land Vorarlberg plant für das kommende Jahr eine Kürzung des Kulturbudgets um rund 1,8 Prozent. Die Einsparungen betreffen vor allem die Kulturhäuser-Betriebsgesellschaft KUGES und ihre drei Häuser Landestheater, Kunsthaus Bregenz und vorarlberg museum. Letzteres präsentierte nun ein reduziertes Programm für 2021.

Geplant ist eine Reduzierung des Kulturbudgets um rund 1,8 Prozent auf 23,4 Millionen Euro. Kulturlandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) bezeichnete die Kürzungen als unabwendbar.

vorarlberg museum macht Abstriche

Ein Subventions- und Einnahmenminus von fünf Prozent, dazu Übersiedlungskosten für das Depot in Höhe von 200.000 Euro zwingen das Vorarlberg Museum 2021 zu einem Sparkurs.

vorarlberg museum macht Abstriche

Das vorarlberg museum muss mit rund 5 Prozent weniger Subventionen und Einnahmen ins Jahr 2021 gehen. Abstriche im Programm sind da nicht mehr zu verhindern. Ausstellungen werden verschoben und neue Schwerpunkte müssen her, hieß es bei der Programmpräsentation für das kommende Jahr am Dienstag.

Das vorarlberg museum von Außen.
ORF
Das vorarlberg museum muss Ausstellungen verschieben und neue Schwerpunkte setzen

Besucherzahl halbiert

25.0000 Besucher statt 50.000 – das ist das Pandemie-bedingte Einnahmen-Minus des vorarlberg museums. Dazu kommt eine Kürzung der Subventionen um 3 Prozent und schließlich ein finanziell großer Brocken für 2021: der Umzug des Studiendepots in eine neue Halle in Hard. Geplant ist ein öffentlich zugängliches Depot, das vor allem Forschung und Studium erleichtern soll.

Zu Gast in den Vorarl-Bergen

Für das nunmehr abgespekte Jahresprogramm hat Direktor Andreas Rudigier ein Motto: „2021 sind wir zu Gast in den Vorarl-Bergen“. Das bedeutet etwa eine Schau zum SilvrettAtelier – den Ergebnissen aus über 20 Jahren Künstlersymposion in den Bergen oder eine Ausstellung mit Werken des Malers Nino Malfatti. Dazu kommt ein Schwerpunkt Architektur, der sich etwa mit dem Atelier C4 und seinen Vorarlberger Baupionieren beschäftigt.

Bedeutung der Kultur in Österreich

Direktor Andreas Rudigier übt sich in Zweckoptimismus, merkt aber doch kritisch an: „Die Zeiten sind für die Museen schwierig, aber die zum Teil willkürlichen Schließungsbefehle wie z.B. jener ab dem 3.11. zeigen auch deutlich, wie es um die Bedeutung der Kultur in Österreich bestellt ist.“

Ein Szenenbild aus dem Weihnachtsmärchen „Pünktchen und Anton“ am Vorarlberger Landestheater.
©anja koehler | andereart.de
Weihnachtsmärchen am Vorarlberger Landestheater

Landestheater: „Eine Katastrophe“

Für das Landestheater wird die Luft damit laut Intendantin Stephanie Gräve besonders dünn – zum einen aufgrund der massiven Einnahmeverluste wegen der Pandemie, zum anderen wegen dringend anstehender Sanierungen.

Gräve bezeichnet die vom Land angekündigte Budgetkürzung als „Katastrophe“ für ihr Haus. 150.000 Euro weniger bedeuteten eineinhalb Produktionen weniger. Eine Ensemblestelle habe bereits jetzt nicht mehr besetzt werden können.

„Ohnehin an letzter Stelle“

„Ein Theater wie unseres, das in der Liste der öffentlich finanzierten Theater Österreichs ohnehin an letzter Stelle steht, da dann nochmal Geld zu streichen, da stelle ich mir schon die Frage, wie soll das gehen und was ist es eigentlich, was sich das Land perspektivisch von diesem Haus erwartet“, so Gräve. In Anbetracht des Kredites, den das Land jetzt aufnehmen wolle, „werden diese 150.000, die für uns wirklich ein großer Einschnitt sind, das Landesbudget auch nicht retten“.

Thoma: Über strategische Prozesse nachdenken

„Ich vertraue darauf, dass wir weiterhin auf die hohe künstlerische Qualität des Landestheaters aufbauen können. Die Qualität spiegelt sich definitiv nicht in der Anzahl der Produktionen wider“, so VP-Kultursprecher Christoph Thoma. Die Kürzungen schmerzen, böten jedoch auch Raum, um über strategische Prozesse nachzudenken, so Thoma: „Die Gesellschaft ändert sich, folglich das Publikum."

Die Zukunft von Landestheatern bestehe auch in der Kooperation, in der Zusammenarbeit mit der freien Kulturszene vor Ort, in der Einbindung von freien Theatergruppen, im Zusammenwirken der verschiedensten künstlerischen Disziplinen. Im Februar 2021 werde sich der Vorarlberger Landtag zudem auf Antrag von ÖVP und Grünen mit den prekären Lebensverhältnissen von Künstlerinnen und Künstlern auseinandersetzen und zudem ein Augenmerk auf die Nicht-Besucher/innen-Forschung legen.

IG Kultur: Folgen über Landeseinrichtungen hinaus

Wenn es in den Erklärungen zum Budgetentwurf heißt, dass lediglich die landeseigenen Einrichtungen von einer dreiporzentigen Kürzung getroffen werden sollen und alle anderen nicht, löse das keine Erleichterung im autonomen Kunst- und Kulturbereich aus, so die IG Kultur in einer Mitteilung. Dieser Sektor soll laut Ankündigung mit dem Fortschreiben der veranschlagten Zahlen aus 2020 rechnen können.

„Streichungen bei den Landeseinrichtungen können und werden wahrscheinlich auch Konsequenzen auf die Arbeitsbedingungen des freien Bereichs haben“, so die IG Kultur. Wie sich die unmittelbare Zukunft der Kunst und Kultur gestaltet, werde sich diese Woche sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene zeigen: „Wenn im Landtag die Zahlen beschlossen werden, sollte die Bundesregierung die nächsten Öffnungsschritte im Januar bekannt geben.“